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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fargon stammen musste. Sie wirkte kultiviert.
    Sie nahm das Weinglas. Lange, schlanke Finger hatte sie.
    »Danke, mein Fürst.«
    »Aber ich bitte dich, schönes Kind. Alle Diener Tjureds sind einander Brüder und Schwestern.«
    Sie sprach mit einem interessanten Akzent, dachte er bei sich. Aus Fargon konnte sie nicht sein. Vielleicht aus dem fernen Iskendria? Aber ihre Haut war dafür zu hell.
    Sie schlug die Kapuze zurück. Darunter trug sie ein eng gewickeltes, weißes Kopftuch. Sie hatte ein hübsches, schmales Gesicht. Aus Fargon kam sie gewiss nicht. Sie sah fremd aus. Anders … ohne dass er es auf den ersten Blick benennen konnte, woran das lag … Es waren die Augen! Sie hatten etwas Wölfisches. Die Iris war von kaltem, hellem Blau, umgeben von einem dünnen schwarzen Rand. Er hatte noch nie eine Frau mit solchen Augen gesehen.
    Unwillkürlich wich er einen Schritt vor ihr zurück.
    »Woher kommst du, Kind?«
    Seine Stimme hatte den lockeren Plauderton verloren.
    »Von sehr weit, Charles. Von einem Ort, von dem du noch nicht einmal gehört hast.« Sie trank ein wenig von dem Wein und setzte das Glas ab. »Nicht schlecht für einen Wein von Menschenkindern.«
    »Das ist ein Scherz«, sagte er voller Zuversicht, denn alles andere war undenkbar. Er war hier mitten in seiner Stadt, in einer Festung. Und vor der Tür wartete Rodrik. Ein Wort, und der Hauptmann würde hereinkommen.
    Statt zu antworten, ließ die Novizin ihre Kutte von den Schultern gleiten. Sie war so schmal, wie er sie sich vorgestellt hatte. Nein, sogar noch etwas schlanker. Aber dafür
hatte er keinen Blick. Alles, was er sah, war der lange Dolch, den sie mit zwei Lederriemen an ihren Oberschenkel geschnallt hatte. Sie war verrückt! Das durfte doch nicht wahr sein! Wie hatte Rodrik sie vorbeilassen können?
    »Hast du Angst?«, fragte sie höflich.
    Ein Scherz, sagte er sich. Das war ein Scherz! Ein schlechter Scherz.
    »Hatte das Mädchen, das unter falschem Namen bei den Heiligen von Aniscans begraben liegt, große Angst? Oder starb sie schnell? Der Dolchstoß hat sie nicht sofort getötet, nicht wahr? Sie hat sich noch gewehrt. Um ihr Leben gekämpft, als sie schon tödlich verwundet war. Und dann habt ihr sie niedergeschossen. So war es doch …«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst!«
    Sie nickte.
    »Natürlich. Du warst nicht selbst dabei. Wie konnte ich nur annehmen, dass du deine Morde selbst begehst. Verzeih mir, ich denke halt nicht wie ein Mensch.«
    Sie zog das Messer.
    Jetzt war es genug. Der Tisch stand zwischen ihnen. Sie würde ihn nicht sofort erreichen.
    »Rodrik! Komm sofort herein! Rodrik!«
    Die Fremde machte gar keine Anstalten, ihn anzugreifen.
    »Ich fürchte, dein Leibwächter wird nicht kommen. Auch die drei Mann unten an der Treppe nicht.«
    Sie wollte ihm Angst einflößen! Sie konnte unmöglich vier Ritter vom Aschenbaum getötet haben, ohne dass er auch nur einen Laut gehört hatte. »Rodrik?«
    Vor der Tür rührte sich nichts.
    »Fast hättest du mich getäuscht, Erzverweser. Das Mädchen im Grab war gut gewählt. Und der Körper war ausgetrocknet … Eingefallen … Ich hätte es geglaubt, wären da
nicht die Hände gewesen. Hände, die ein Leben lang gearbeitet hatten. Nicht die Hände einer Prinzessin.«
    »Ich habe sie nicht ausgewählt. Das war Lilianne de Droy. Sie hat dieses Mädchen ausgesucht. Ich bin getäuscht worden.«
    Die fremde Frau löste ihr Kopftuch. Langes, dunkles Haar fiel ihr in den Nacken. Und zwischen dem Haar waren fremdartige, spitze Ohren zu sehen. Charles wich noch weiter zurück. Bis er mit dem Rücken zur Wand stand. »Was willst du?«
    Sein Mund war trocken, die Stimme kaum mehr als ein heiseres Krächzen.
    »Das Mädchen. Prinzessin Gishild. Wohin habt ihr sie gebracht? «
    Charles konnte darauf nicht antworten. Nicht, dass er ein Geheimnis für sich behalten wollte. Aber er wusste es nicht. Und sie würde gewiss merken, wenn er sie belog. Sie war eine Andere. Eine Elfe. Ein Geschöpf aus Magie und Dunkelheit. Er musste nur in ihre Wolfsaugen blicken, um zu wissen, dass es aussichtslos war, ihr etwas vorzumachen. Dem Erzverweser wurde bewusst, dass er in dieser Nacht zum Märtyrer werden würde.
    »Du hast Kapitän Ronaldo getroffen?«
    Sie nickte.
    »Du weißt also, was dich erwartet.«
    »Und wenn ich nicht wüsste, wo das Mädchen ist?«
    »Du bist so etwas wie ein König hier. Du weißt, was in Drusna geschieht.«
    »Ja, ich bin so etwas wie ein König … Wir könnten noch

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