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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Elfen würden ihn erschießen. Aber was sollte hier oben schon passieren? Er befand sich im höchsten Turm von Vilussa. Ein Feuer brannte im Kamin. Auf dem Tisch standen ein erlesener Wein und eine Schale mit Trauben aus Fargon, die man in einer Kiste, gefüllt mit Schnee, hierhergebracht hatte, damit sie sich frisch hielten.
    Es würde ein wunderbarer Abend werden. Er hatte die junge Novizin eingeladen, die ihm in den letzten beiden Wochen immer wieder aufgefallen war. Selbst die unförmige blaue Kutte vermochte ihre schlanke, knabenhafte Gestalt nicht zu verbergen. Er mochte junge Frauen mit kleinen Brüsten. Sie war ein Geschenk Tjureds, um seinen Sieg zu feiern. Gott hieß es gut, wenn seine auserwählten Kinder beieinanderlagen. Und Tjured meinte es gut mit ihm. Er hatte drei Söhne und fünf Töchter gezeugt, allesamt mit Novizinnen. Charles schmunzelte. Er würde eine eigene Dynastie innerhalb der Kirche begründen. Das war nicht ungewöhnlich. Die meisten Heptarchen verließen sich auf eine Gefolgschaft
aus Verwandten. Blut war nun einmal dicker als Wasser. So war es schon immer gewesen.
    Charles dachte an seine Zukunft. Mit wem würde er Bündnisse eingehen? Und worauf würde er seine Macht begründen? Es gab noch so viel zu tun … Doch heute würde er erst einmal seinen Sieg feiern. Wo blieb die Novizin? Er umrundete den Tisch und trat an eines der Fenster. Der Wind rüttelte an den Läden. Draußen musste es wie aus Eimern gießen. Hier oben im Turm würde ihn kein Pfeil erreichen. Nicht bei diesem Wetter! Nicht einmal ein Elf könnte nun einen gezielten Schuss abgeben.
    Er war es leid, immer eingesperrt zu sein. Entschlossen schob er den hölzernen Riegel zurück und öffnete die Läden. Ein Blitz zerriss den Himmel und tauchte Stadt und Festung einen Herzschlag lang in gleißendes Licht. Villusa war größtenteils noch auf die alte Art befestigt, mit hohen, festen Steinmauern und mächtigen Türmen. Es gab nur wenige der weit ausgreifenden, sternförmigen Erdwerke, die gegen Kanonen schützen sollten. Charles mochte diese neumodischen Bauwerke nicht. Für ihn war eine Stadt schön, wenn sie von starken Mauern und fahnengeschmückten Türmen umgürtet war. So wie Aniscans. Er dachte an die prächtige Innere Stadt, die Stadt der Heptarchen! Nicht mehr lange, dann würde er dort eine Residenz beziehen. Dann würde er seine Kinder holen. Er würde mehr Zeit haben. Und er würde sich darum kümmern, dass sie in seinem Geiste erzogen wurden.
    Wieder vertrieb ein Blitzschlag die Nacht. Er sah Wachen mit einer Sturmlaterne über den Hof hasten, der fast ganz unter Wasser stand. Einer der Männer blickte kurz zu ihm auf und winkte. Er erwiderte den Gruß.
    Der Regen schlug mit solcher Wucht auf das Fenstersims,
dass Tropfen hochspritzten und seine Kutte durchnässten. Donner rollte gegen die Mauern des Turms. Dunkelheit hatte den Hof und die Soldaten verschlungen. Ein plötzlicher Luftzug ließ Charles frösteln. Jemand musste die Tür zur Turmkammer geöffnet haben. Sie war also endlich gekommen. Er wusste nicht einmal ihren Namen …
    Ein letztes Mal blickte er über den Hof. In der Dunkelheit konnte er kaum etwas erkennen. Der schwere Regen schenkte der Nacht einen silbernen Glanz. Es gab hier keine Bogenschützen, dachte der Erzverweser zufrieden. Heute war ein Tag des Triumphs! Rodrik machte sich zu viele Sorgen.
    Charles schloss den Fensterladen und drehte sich um. Da stand sie vor der alten Eichentür. Ob sie ahnte, was er sich von ihr wünschte? Die Novizen wurden sehr freizügig erzogen. Die meisten empfanden es als eine Ehre, bei einem hohen Würdenträger der Kirche zu liegen. Vielleicht sahen sie darin auch einfach eine Gelegenheit, schneller in der Hierarchie aufzusteigen. Warum auch nicht? Als er jung gewesen war, hatte er genauso gedacht.
    »Es freut mich, dich zu sehen, mein Kind.«
    Die Novizin hielt schüchtern den Kopf gesenkt.
    Charles mochte es, wenn sie demütig waren und sich führen ließen. Sie war gertenschlank. Er stellte sich vor, wie sich ihr nackter Leib an ihn schmiegen würde.
    »Bist du hungrig?« Er deutete mit einladender Geste zum Tisch.
    »Bessere Weintrauben wirst du nirgends in Drusna finden. Du solltest sie versuchen.«
    Er nahm die Kristallkaraffe und goss ihnen beiden Wein ein.
    »Komm!« Er hielt ihr ein Glas entgegen.
    Sie trat an den Tisch. Sie bewegte sich ganz anders als die
Bauerntrampel hier aus Drusna. Man sah ihr an, dass sie aus einer der alten Familien von

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