Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
stummer Wut arbeitete sich Ahtap tiefer in das Rosengestrüpp. Er hieb Ranken nieder, zerrte an Wurzeln und ließ seinen Ärger an dem großen Busch aus. Er würde Nathania zurückgewinnen. Ganz sicher!
Ahtap betrachtete die Verwüstung, die er angerichtet hatte. Der Rosenbusch musste sehr alt gewesen sein. Dicht über dem Boden waren die Ranken fast so dick wie sein Arm. Welke Blütenblätter lagen auf den zerbrochenen, weißen Marmorplatten, gesprengt von Zeit und Wurzelkraft. Der Lutin rief die geheimen Namen der Winde. Hier, nahe dem Albenstern, war die alte Macht noch groß. Es war leicht, die Kraft der Magie zu greifen.
Ahtap beschrieb mit dem Zeigefinger wirbelnde Kreise und sah zu, wie der Wind Staub, dünne Äste und Rosenblätter davontrug. Dann kniete er nieder und stieß seinen Dolch in Fugen und Risse. Er hebelte Wurzelstrünke aus, kratzte Erde zur Seite und kleine Steinsplitter. Fast hätte er ihn übersehen, den unförmigen schwarzen Klumpen. Seinen silbernen Glanz hatte er in anderthalb Jahren verloren. Erde war an ihm angebacken. Erst auf den zweiten Blick sah Ahtap die feine, silberne Schramme.
Er hob den Klumpen auf und rieb ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Zeit zerkrümelte zwischen seinen Fingern. Jetzt würde alles wieder gut werden. Sein Talisman! Er hatte ihn wieder.
»Du hast Glück gehabt! Eigentlich würde ich Geschöpfen wie dir, die durch ihre bloße Existenz Tjureds Sinn für Ästhetik verhöhnen, mit einem Schuss den Kopf wegblasen.«
Ahtap fuhr herum. Ein Stück den Weg hinauf stand ein Menschensohn in schwarzer Rüstung und hohen Reitstiefeln. Der Krieger trug keinen Helm. Langes blondes Haar wallte ihm auf die Schultern herab. Er hatte hängende Wangen in einem roten Gesicht und wässrige blaue Augen.
Eine große, schwarze Kröte, dachte Ahtap. Eine Kröte, die in der Rechten einen Reitersäbel hielt und in der Linken eine Pistole.
Der Lutin schloss die Finger um die Münze. Er würde dem Kerl davonlaufen. Diese verfluchten Pistolen waren nicht sehr treffgenau. Er hatte jetzt seinen Talisman zurück! Der Kerl würde ihn nicht treffen, und in ein paar Atemzügen wäre er im Tunnel und durch den Albenstern verschwunden.
Ahtap verneigte sich. »Danke für deine Höflichkeit, Kröterich! Du hättest besser gleich schießen sollen.«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da nahm er die Beine in die Hand. Er war überrascht, keinen Schuss zu hören.
Der Lutin lachte. Diese gepanzerte Kröte würde ihn niemals einholen! So ein Trottel. Der Kobold bog um eine Gartenmauer, und das Lachen blieb ihm im Halse stecken. Vor dem Zugang zum Tunnel standen drei weitere Ritter. Und auf dem Gartenweg links von ihm waren noch mehr Krieger. Sie schienen ihn hier erwartet zu haben.
Ahtap blickte auf die Pferdeäpfel vor seinen Füßen. Er hätte es besser wissen müssen. Er war blind gewesen! Mit dem Mut der Verzweiflung rannte er den Rittern vor dem Tunnel entgegen und rief den Wind. Eine plötzliche Böe wirbelte Staub und Blätter auf und blies sie den Rittern geradewegs ins Gesicht. Große, tumbe Kerle waren sie. Sie würden ihn nicht aufhalten.
Selbst geblendet zogen sie ihre Waffen. Scharrend glitten
die Säbel aus den Scheiden. Bläulicher Stahl schimmerte im Sturm welker Rosenblätter.
Ahtap biss die Zähne zusammen. Er rannte geradewegs auf sie zu. Die Krieger hatten O-Beine. Gewiss hatten sie mehr als die Hälfte ihres Lebens im Sattel verbracht.
Er duckte sich. Eine Faust fuhr hinab und traf ihn im Nacken. Er wurde zu Boden geschmettert, sein Kinn schlug auf die Marmorplatten. Die Welt explodierte in hellem Licht. Etwas Schweres lastete auf seinem Rücken. Er spürte Reitersporen durch sein Wams stechen.
Eine Hand entwand ihm die Münze. Benommen sah er den Ritter, der ihn angesprochen hatte. Ahtap entdeckte den kleinen Wappenschild auf dem Kürass. Direkt über dem Herzen leuchtete der rote Blutbaum auf weißem Grund. Es waren die Ritter vom Blutbaum! Das war das Ende!
Der Mann mit den Hängebacken drehte die Münze zwischen den Fingern. »Das ist deine Königin?«
Ahtap antwortete nicht.
Klirrend fiel das Silberstück neben ihm zu Boden. Er wollte die Hand danach ausstrecken. Doch der Ritter kniete neben ihm nieder und schnippte mit den Fingern.
Ein Absatz fuhr auf Ahtaps Hand hinab. Der Lutin schrie auf. Sie hatten ihm die Finger gebrochen!
»Lebend soll ich dich bringen, fuchsköpfige Missgeburt! Das war die einzige Einschränkung!«
Hängebacke stieß die
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