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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Münze mit dem Finger weg. Sie schlitterte über das Pflaster bis kurz vor Ahtaps Schnauze. Der Ritter packte seine Pistole beim Lauf. Er hob sie zum Schlag.
    Der Lutin kniff die Augen zusammen. Er versuchte sich zu befreien, doch der Stiefel des anderen Ritters drückte ihn gnadenlos zu Boden.

    Krachend schlug der Pistolenknauf zu. Er hatte Ahtap verfehlt. Vorsichtig blinzelte der Kobold. Die Münze! Sie war verformt und wölbte sich. Der Bronzeknauf musste sie genau in der Mitte getroffen haben. Emerelles Antlitz war aus dem Silber gelöscht.
    »Genau das werden wir mit deiner Königin machen!«
    Ahtap blickte zu dem Ritter auf und zischte ein Wort der Macht. Er war gefangen, aber nicht wehrlos. Voller Genugtuung sah er, wie große Warzen aus dem rosigen Fleisch der Hängebacken sprossen und sich ein schleimiger, heller Belag über die wässrigen Augen zog.
    »Ganz gleich, was du meiner Herrin antun willst, über dich wird sie lachen, wenn sie dich sieht, Krötengesicht!«
    Und Ahtap genoss die entsetzten Schreie der Menschenkinder.

ALLEIN

    Vorsichtig schlug Gishild die Decke zurück und lauschte ins Dunkel. Sie konnte verstohlene Schritte hören. Ihre Kameraden atmeten ruhig und gleichmäßig. Die Unruhe, die Gishild bewegte, schienen sie nicht zu kennen. Sie wusste, dass sie nur wenig riskierte, wenn sie sich nun hinausschlich. Mehr als sechs Monde war sie nun schon in Valloncour. Das Leben mit den Löwen war ihr vertraut geworden, wenn auch immer noch nicht lieb. Sie waren die Feinde! Jeden Tag rief sie sich das in Erinnerung!

    Ganz langsam richtete sie sich auf. Der Strohsack unter ihr knisterte. Im stillen Schlafsaal kam ihr das Geräusch entsetzlich laut vor. Draußen, am Waldrand, hörte sie ein Pferd schnauben. Stimmengetuschel.
    Die Prinzessin schwang die Beine über den Bettrand. Ihre Augen waren an das Dunkel gewöhnt. Sie sah sich im Schlafsaal um. Die anderen Löwen lagen in ihren Betten und schliefen, erschöpft von einem langen Tag.
    Giacomo wimmerte leise im Schlaf. Er hatte heute in der Fechtstunde einen üblen Treffer abbekommen. Joaquino hatte Stein und Bein geschworen, dass es ein Unfall gewesen war. Aber Gishild hatte einen anderen Verdacht. Giacomo hatte Bernadette schöne Augen gemacht, und das passte ihrem Kapitän nicht. Sie waren ein Haufen Verlorener. Untereinander zerstritten, zu stolz, ihre Fehler einzugestehen, und unbarmherzig darin, die Fehler der anderen aufzudecken. Bisher hatten sie keinen Buhurt gewonnen. Sie waren längst zum Gespött der übrigen Lanzen ihres Jahrgangs geworden. Niemand sonst hatte so viele Niederlagen eingesteckt wie sie. Und jede neue Enttäuschung vertiefte die Gräben zwischen ihnen, denn jeder zeigte dem anderen seine Fehler auf. Gishild hielt sich dabei zurück, aber das hinderte ihre Kameraden nicht daran, mit ihr ins Gericht zu gehen. Aber letzten Endes war das egal. Sie wollte keine der ihren sein, und sie scherte sich einen Dreck darum, was die übrigen Löwen von ihr dachten.
    Vorsichtig schlich die Prinzessin zu dem Wollvorhang, der ihren Schlafsaal von Drustans Kammer trennte. Sie zupfte den klammen Stoff zur Seite. In mattem Rot funkelten ihr glühende Kohlen in einer Feuerschale entgegen. Ihrem Magister stand ein wenig mehr Bequemlichkeit als ihnen zu. Er durfte seine Kammer beheizen. Obwohl die Tage noch immer angenehm
warm waren, schlich sich des Nachts eine beißende Kälte ins Tal der Türme.
    Wie erwartet, war Drustans Bett leer. In jeder Neumondnacht schlich er sich davon und wurde am Waldrand von einem Reiter abgeholt.
    Gishild öffnete die Tür ihrer Baracke. Am Waldrand konnte sie die Schatten zweier Reiter erkennen. Ihre Umrisse wurden von den Ästen der Bäume fast aufgelöst. Dann wurden sie eins mit der Nacht. Hufschlag entfernte sich.
    Die Prinzessin wusste, dass ihr nun zwei oder drei Stunden blieben, die sie mit sich allein war. Einmal hatte sie versucht, Drustan zu folgen, doch die Reiter legten viele Meilen zurück. Schließlich hatte sie es aufgegeben. Sollte ihr Magister nur sein Geheimnis bewahren. Wohin immer er auch ritt, er machte ihr ein Geschenk, denn sonst war es fast unmöglich, allein mit sich zu sein. Immer war die Lanze beisammen. Und immer gab es eine Aufgabe zu verrichten, etwas zu lernen, noch ein paar Steine für ihren Totenturm zu behauen. Ihre Pflichten nahmen kein Ende. Und man ließ ihnen keine Möglichkeit, allein zu sein.
    Ausgang bei Nacht war ihnen streng verboten. Vor allem ihr hatte Drustan das

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