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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Glaubst du, ich würde dich nicht bestrafen, weil Schwester Michelle so große Stücke auf dich hält? Was tust du hier draußen?«
    Luc dachte an den Sternenglanz in Gishilds Augen. Den kurzen Moment, in dem sie glücklich ausgesehen hatte.
    »Ich bin hier, um das Licht des Nordsterns zu sehen. Er scheint besonders hell in dieser Nacht.«
    »Ach, ein Poet bist du. Seltsam, dass mir das bisher entgangen ist.«
    Drustan stellte ihm den Stiefel auf die Brust und sah sich um.
    »Nur weil ich ein einarmiger Krüppel bin, habe ich noch nicht vergessen, was halbwüchsige Jungs dazu bringt, sich als Poeten zu versuchen. Ich werde herausfinden, mit wem du hier draußen warst. Darauf kannst du dich verlassen!«

DAS ASCHENBANNER

    Emerelle schreckte aus dem Schlaf hoch. Kalter Schweiß bedeckte ihren Leib. Sie versuchte das letzte Bild ihres Traums zu halten. Verblasst … Sie war allein in ihrem Gemach, hoch oben im Turm. Fröstelnd zog sie die Decke hoch. Sie schwitzte sonst nie. Nicht in den stickigen Nächten von Vahan
Calyd, wenn ihr beim Fest der Lichter die Krone überreicht wurde. Nicht bei der Liebe. Nie!
    Unruhig stand sie auf und streifte ihren Seidenmantel über. Sie erinnerte sich an Bruchstücke des Traums. Sie war beim Orakel von Telmareen gewesen. Das Orakel selbst hatte sie nicht gesehen. Nur eine Stimme war da gewesen, die Bilder in ihren Kopf gepflanzt hatte. Und an eines dieser Bilder erinnerte sich Emerelle jetzt wieder deutlich. So wie ein Blitzschlag die Landschaft aus der Nacht reißt, so wurde dieses eine Bild in ihr Gedächtnis zurückgerissen. Sie sah ihre Burg. Burg Elfenlicht … zerstört. Die Türme waren verfallen. Rußfahnen befleckten den Putz über leeren Fenstern. Und über den Ruinen wehte das Banner des Aschenbaums.
    Das konnte nicht sein! Diese Zukunft war fast unmöglich! Sie kannte die möglichen Zukünfte Albenmarks gut. Seit Jahrhunderten kämpfte sie gegen das Unheil an.
    Unruhig entschied sie sich schließlich, hinab in den Thronsaal zu steigen, wo ihr eigenes Orakel stand. Die Silberschale. Ihr Fluch … Vielleicht.
    Die Königin musste sich beherrschen, um nicht in ungebührlicher Eile die Treppe hinabzusteigen. Die Burg war ruhig. Nur zweimal sah sie Kobolddiener, und die kannten sie gut genug, um zu wissen, dass sie ihrer Königin besser nicht ihre Dienste anboten, wenn sie mitten in der Nacht, nur mit einem Umhang bekleidet, dem Thronsaal entgegeneilte.
    Der große, runde Raum war verwaist. Anstelle einer Decke spannte sich der Sternenhimmel über das Herz Albenmarks. Wasserschleier verbargen die Wände, und ihr leises Rauschen war eine beruhigende Melodie.
    Der Thron stand ein wenig erhöht auf einem kleinen Podest, und neben ihm ruhte auf einer hüfthohen Säule die Silberschale. Emerelle atmete noch einmal tief durch und trat
dann an das spiegelnde Wasser. Kaum hatte sie Blick gefasst und sich gesammelt, überrollte sie auch schon eine Flut von Bildern. Sie folgte einem Pfad in die Zukunft und fand das Bild der zerstörten Burg.
    Dieses Ende war immer eine Möglichkeit gewesen. Wie oft schon hatte sie sich den Kopf darüber zermartert, wie dieses Schicksal abzuwenden war. Vergeblich! Die Tjuredkirche war über Jahrhunderte durch den Devanthar, den Erzfeind Albenmarks, manipuliert worden. Er hatte sie dazu gebracht, Albenmark zerstören zu wollen. Und die Gefahr, dass die Priesterritter sein Werk vollendeten, bestand schon seit langem.
    Emerelle versuchte es erneut. Sie wählte einen anderen Weg in die Zukunft. Sie verschloss sich gegen den Schmerz, als ihr die Silberschüssel nun den baldigen Tod Ollowains eröffnete. Ein kurzes, schreckliches Bild. Und wieder endete die Zukunft mit der Zerstörung Albenmarks. Die Königsburg lag im Herzland. Wenn sie vernichtet wurde, dann war ihre Welt untergegangen, das wusste Emerelle.
    Verzweifelt suchte sie nach einer anderen Zukunft. Immer und immer wieder. Und jedes Mal wehte am Ende das Aschenbanner über ihrer Burg.
    Etwas war geschehen in dieser Nacht. Etwas womöglich auf den ersten Blick so Banales, dass es ihr auf ihren früheren Reisen durch die Zukünfte ihrer Welt niemals aufgefallen war. Doch es hatte die Geschichte Albenmarks verändert. Sie musste es aufhalten … Den Schaden eindämmen! Doch wo sollte sie mit der Suche beginnen?

DAS RUDEL

    Es tat Gishild in der Seele weh, Luc auf der Bank liegen zu sehen. Dieser verdammte Idiot! Wäre er doch in seinem Bett geblieben! Dann wäre jetzt alles gut! Drustan hätte sie

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