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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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führen, weil sie sonst das Gleichgewicht verloren hätte. Ihren Hieb steckte der Axtspieler einfach weg.
    »Ich kenne Säuglinge, die kräftiger dreinschlagen!«
    Der Kerl war im Stimmbruch. Seine piepsige Stimme stand in lächerlichem Gegensatz zu seinem massigen Leib. Er täuschte einen Fausthieb in ihren Magen an und schlug ihr dann mit dem Ledersack ins Gesicht.
    »Dich lass ich Schlamm fressen!«, piepste er.
    Warmes Blut troff von Gishilds Nase. Ein Ende ihres Kampfstabs krachte gegen das Kinn des Axtspielers. Der Junge taumelte zurück. Sie wollte ihm den Stab ins Gemächt rammen, aber er fing den Stoß gerade noch mit einem Knie ab. Gishild nahm nicht mehr wahr, was um sie herum geschah. Sie wusste, die Löwen würden verlieren. Sie wollte nur noch eins, nämlich diesen Mistkerl mit hinab in den Schlamm nehmen.
    Sie ließ ihren Kampfstab wirbeln und wollte ihm einen Schlag aufs Ohr verpassen, doch ihr Gegner blockte ab. Ein linker Haken traf Gishild auf den Rippenbogen. Sie keuchte, taumelte zurück und bekam gleich noch einen Haken in den Bauch.
    Grelle Lichtpunkte tanzten vor ihren Augen. Ihre Füße
fühlten sich an, als steckten sie im Feuer. Der Sandsack traf sie seitlich am Kopf. Sie ruderte mit den Armen. Ihr Kampfstab entglitt ihren Fingern.
    »Hinab mit dir!« Der Spieler der Äxte holte zu einem letzten, vernichtenden Schlag aus.
    Gishild stieß sich von der Kette ab. Sie sprang hoch und trat ihm vor die Brust. Es war, als stießen ein Dutzend Dolche durch ihre Fußsohle.
    Ihr Gegner schwankte. Er trat zurück. Ein Fuß rutschte von der glatten, nassen Kette. Er streckte die Arme aus.
    Gishild fiel. Sie schlug mit dem Rücken auf die Kette, glitt zur Seite hin ab. Ihre Finger krallten sich in das rostige Eisen. Sie trat gegen einen Knöchel des Jungen und stöhnte auf vor Schmerz. Ihr Griff um die Kette löste sich. Von Tränen halb geblendet, sah sie ihren Gegenspieler fallen. Dann schloss sich warmer, schwarzer Schlamm um sie. Die Umarmung der Erde tat gut. Die Schmerzen in den Füßen ließen nach.
    »Blöde Kuh!«, fluchte der Axtspieler und richtete sich auf. »Du kämpfst wie ein … wie ein Mädchen!«
    »Und du klingst wie eins.«
    »Wir sehen uns wieder auf den Ketten. Und dann … dann mach ich dich fertig.« Leise fluchend watete er davon.
    Gishild mochte sich noch nicht aus dem Schlamm erheben. Er stank ein wenig nach Schwefel. Doch sonst war er nicht unangenehm. Sie wollte lieber noch ein wenig verweilen, als mit den anderen Geschlagenen im eisigen See baden zu gehen. Mit ausgebreiteten Armen ließ sie sich treiben.
    Die Löwenrufe auf den Rängen verstummten. Aus den Augenwinkeln sah Gishild ihr Banner im Schlamm landen. Es war ihr egal. Sie hatte gewonnen! Sie hatte einen mitgenommen. Das genügte ihr.
    Eine klebrige Hand schob sich über ihren Mund. Ein Arm
umklammerte ihre Kehle. Sie spannte sich, wollte sich wehren. Doch der heimtückische Angreifer war unendlich viel stärker.
    Sie wurde hinabgezogen in den Schlamm. Nur einen Herzschlag lang. Dann kam sie prustend wieder hoch.
    »Sei still«, flüsterte eine vertraute Stimme. »Lieg ganz flach. Sei eins mit dem Schlamm, damit man uns nicht bemerkt. Mach weiter wie bisher.«
    Die Stimme mit dem fremden Akzent hätte sie unter Tausenden erkannt. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und der Elfe um den Hals gefallen. Endlich war sie hier. Silwyna! Sie hatte es immer gewusst, ihre Lehrerin würde kommen und sie holen.
    Gishilds Herz schlug so wild, dass sie sich mit einem tiefen Seufzer Luft machen musste, sonst wäre ihr die Brust zersprungen.
    »Endlich! Endlich bis du da.«
    »Es war ein weiter Weg«, sagte die Elfe mit tonloser Stimme. »Und hüte dich vor diesem Schlamm hier. Verweile hier nicht ohne Not. Das ist kein guter Ort. Hier ist etwas Altes …. Etwas Hungriges. Ich kann es spüren.«
    Sie schloss die Augen. Ihr schlammverschmiertes Gesicht war kaum noch zu erkennen.
    »Hör mir gut zu«, sagte sie eindringlich. »Ich werde dir sagen, was zu tun ist. Und du musst mir gehorchen, auch wenn dir nicht gefallen wird, was ich dir sage.«

KEINE HARMLOSE FRAGE

    Luc hinkte noch immer. Acht Tage waren seit ihrer Niederlage vergangen, und seine Füße waren noch nicht verheilt. Es würde dauern. Er verschwendete kaum mehr einen Gedanken daran. Das war die beste Art, gegen den Schmerz anzukommen. Ihn beschäftigte etwas ganz anderes. Und er war überrascht, wie bereitwillig ihm Drustan ein paar Stunden frei gegeben hatte, um die

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