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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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den schweren Umhang. Aber die Hitze wollte nicht weichen. Sie trug sie in sich … Es war brennende Angst. Verdammter Junge. Sie blickte zu der verschreckten, kleinen Gestalt mit dem blutigen Arm. Er sah aus wie ein in die Enge getriebenes Raubtier.
    »Lasst ihn nicht aus den Augen«, ermahnte sie ihre Kameraden.
    »Wenn du mir vielleicht wieder deine geschätzte Aufmerksamkeit widmen könntest«, stieß Honoré stöhnend hervor. Er versuchte zu lächeln, was ihm reichlich missglückte. »Und schwitz nicht so … Das macht mir Angst.«
    Michelle begann erneut die vorsichtige Suche nach Stoffresten. Sie dachte dabei an die lang zurückliegenden Anatomiestunden auf der Ordensschule. Sie konnte die aufgebrochenen Brustkörbe wieder vor sich sehen … Es gab mehr als ein halbes Dutzend Möglichkeiten, warum Honoré die nächste Stunde nicht überleben würde. Der Schock, wenn sie das glühende Eisen in seine Wunde schob, konnte ihn umbringen. Oder er würde verbluten, wenn sie eine der großen Adern über seinem Herzen verletzte. Er konnte auch sterben, wenn sie den Sack, in dem seine Lunge steckte, durchstach … Besser nicht daran denken!
    Sie konzentrierte sich ganz auf die Wunde und auf die Pinzette, die tief in der Brust ihres Kameraden tastete. Da war etwas! Die flachen Spitzen des Instruments griffen zu. Sie hatte es! Endlich! Vorsichtig zog Michelle die Pinzette aus der Wunde. Die Greifer hielten ein blutiges, ausgefranstes Stückchen Wollstoff umklammert.
    Erleichtert legte Michelle es auf den silbernen Teller auf dem Tisch, direkt neben die beiden Streifen, die sie aus dem schweren schwarzen Mantel und dem Hemd geschnitten hatte. In jeden der Stoffstreifen hatte die Pistolenkugel des
Jungen ein rundes Loch gestanzt, groß genug, dass man den Daumen hindurchstecken konnte.
    »Hast du alles?«, presste Honoré hervor. Er machte keinen Versuch mehr, seine Angst zu überspielen.
    Mit spitzen Fingern zog Michelle den Stofffetzen auseinander. Dann legte sie das Wollstück auf den Streifen, den sie aus dem Mantel geschnitten hatte. Er füllte das runde Loch fast aus. Nur fast!
    »Stinkende Trollkacke!«, entfuhr es ihr.
    Auf Michelles Ausruf folgte eisige Stille. Nur das leise Knistern des Kamins war zu hören. Bruder Nicolo legte ein weiteres Scheit in die Flammen und schob wortlos das Brenneisen in die Glut. Alle wussten, was ihrem verwundeten Gefährten nun bevorstand.
    Honorés Gesicht schimmerte vor Schweiß. Es war unnatürlich blass. Er hatte viel Blut verloren. Der verwundete Ritter rang sich ein zynisches Lächeln ab und murmelte stockend. »Mir scheint, unsere geschätzte Schwester hat in den Wäldern Drusnas vergessen, wo sie erzogen wurde. Es schmerzt meine empfindsame Seele, dich so reden zu hören, Michelle.«
    Die Ritterin bedachte Honoré mit einem kühlen Blick. Sie hatte erlebt, wie er Flüche ausstieß, die ihr selbst jetzt nicht über die Zunge gekommen wären. Wer in Drusna gegen die Anderen gekämpft hatte, der fand sich hier, in der heilen Welt, wo man Wert auf gute Manieren und gestelzte Höflichkeit legte, nur noch schwer zurecht.
    »Es tut mir leid, wenn ich mich vergessen habe.« Michelle deutete auf die Stoffreste. Es gab keine Hoffnung, die fehlenden Wollfädchen zwischen den zerfetzten Muskelfasern wiederzufinden.
    Honoré griff mit zitternder Hand nach der Flasche, die
neben ihm auf dem Tisch stand, und nahm einen tiefen Schluck.
    Obwohl sie in den letzten Monden allen Respekt vor Honoré verloren hatte, beeindruckte sie seine tapfere Geste. Und die Kraft, mit der er den Schmerz überspielte. Er war ein Ritter aus adliger Familie. Seine Herkunft verlangte, dass er dem Tod mit einem Lächeln begegnete. Er war der begabteste Heiler ihres Jahrgangs. Er wusste besser als jeder andere, was ihn erwartete.
    Rotwein troff Honoré auf die Brust und vermischte sich mit seinem Blut. Er setzte die Flasche ab, seufzte und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Sauer. Ein Tropfen ohne jeden Adel. Heute ist wahrlich nicht mein Glückstag. Bringen wir es hinter uns.«
    Er lächelte Michelle lässig an. Obwohl er sie in Drusna so sehr enttäuscht hatte, löste dieses Lächeln doch ein warmes Prickeln in ihrem Bauch aus.
    »Das Eisen ist noch nicht so weit«, sagte Nicolo. Wie um seine Worten zu unterstreichen, stocherte er mit der Stange in der Glut herum.
    Honoré strich mit den Fingern über den langen Schnabel der Rabenmaske, die neben ihm auf dem Tisch lag. Dünner blauer Rauch stieg aus den

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