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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Tempel würde sie sich im hohen Farn verstecken. Die beiden würden sie niemals finden!
    Mit aller Kraft drängte das Mädchen vorwärts. Nur zwei Schritt noch.
    Sie hörte wie hinter ihr die geflochtene Wand niederbrach. Ein kleines Stück noch, dann wäre sie entkommen.
    Gishild duckte und wand sich, um dem Dolch der Ritterin kein leichtes Ziel zu bieten. Statt zu versuchen durch die Wand zu kommen, folgte die Frau ihr auf der anderen Seite des Weidengeflechts und stach immer wieder zu.
    Noch ein Schritt! Etwas krallte sich in Gishilds Rücken. Ein vorspringender Ast! Gishild warf sich nach vorne und zerrte mit aller Kraft, um wieder freizukommen. Leinen wäre zerrissen, nicht aber das dicht gewobene Elfenhemd.
    Die Silberzunge fand ihr Ziel. Die Klinge durchdrang das
Hemd und versank tief in Gishilds Brust. Im ersten Augenblick fühlte die Prinzessin keinen Schmerz. Es war so, als sähe sie dabei zu, wie jemand anderer verletzt wurde.
    Dann glitt der Dolch zurück. Dunkles Blut troff von der Klinge.
    Gishild spürte, wie sich ihr Hemd mit warmem Blut vollsog. Wie es hinab zu ihrem Gürtel floss und sich dort sammelte. Dann kam der Schmerz. So heftig, dass sie nicht einmal schreien konnte. Benommen brach sie in die Knie.
    Die Weidenwand zersplitterte vollends unter wütenden Axthieben. Das Mädchen blickte in das harte Gesicht der Komturin. »Was ist das für ein schwarzgesichtiger Kobold?«
    »Bei den Göttern. Das ist die Prinzessin. Was hast du getan! «, erklang die Stimme des Verräters.
    Die stachelige Kastanie, die Gishild schon den ganzen Nachmittag in ihrem Magen gespürt hatte, wuchs. Jetzt war sie groß wie ein Apfel. Die Stacheln drangen ihr immer tiefer ins Fleisch. Und mit ihnen breitete sich auch die Kälte aus.
    Ich habe es gewusst, dachte das Mädchen. Ich hatte recht mit meiner Vorahnung. Es würde etwas Schlimmes geschehen.
    Sie konnte kaum noch atmen. Etwas drückte auf ihre Brust.
    »Du hast ihre Lunge durchbohrt«, sagte der Verräter. »Sie wird sterben.«
    »Selbst ihre Leiche wird uns noch von Nutzen sein«, entgegnete die Komturin ungerührt. »Nur finden dürfen sie sie nicht.« Sie beugte sich vor und nahm Gishild auf die Arme.
    Das Mädchen drückte ihre Wange gegen die Brust der Frau. Ihre schwindenden Sinne gaukelten ihr Geborgenheit vor. Sie konnte ein Herz schlagen hören. Unnatürlich laut. Es hämmerte wie eine Kriegstrommel.

    Das helle Mondlicht brannte Gishild in den Augen, sodass sie tränten. All ihre Sinne schienen sich noch ein letztes Mal aufzubäumen und sich an der Welt festhalten zu wollen. Alle Eindrücke waren schmerzhaft deutlich. Sie hörte ihr Blut auf die Stiefel der Ritterin tropfen.
    »Warum lässt du sie nicht zurück?« Die Stimme des Verräters war ein schreiendes Flüstern.
    Gishild zitterte am ganzen Leib. Die Kälte war bis zu ihren Zehenspitzen vorgedrungen. Eine Wolke fraß den Mond. Die Welt versank in Finsternis. Das Letzte, was die Prinzessin wahrnahm, war das leise Tropfen ihres Blutes. Ihr Blut … Sie dachte an den stummen Schwur, den sie geleistet hatte, als sie auf die Unterhändler warteten. Die Götter hatten sie erhört. Sie hatten ihr Blut genommen. Ihr Vater würde leben. Erleichtert atmete Gishild aus. Dann wurde sie wie der Mond von der Finsternis verschlungen.

WENN GOTT DIE RATTEN TANZEN LÄSST

    »Nie sendet Tjured uns eine Plage, ohne zu warnen. So können die Gottesfürchtigen, die seine Zeichen zu deuten wissen, sich beizeiten in Sicherheit bringen. Jene aber, die sich blind den Freuden des Lebens verschrieben haben, werden büßen. So achtet auf Folgendes, Brüder und Schwestern: Seht ihr jemals Ratten auf den Straßen tanzen und torkeln sie wie ein Mann, der sich der Trunksucht ergab, so wisset, dass Gott uns ein Zeichen schickt, denn die Pest wird kommen. Am Tag,
nachdem sie getanzt haben, da werden die Ratten sterben. Und ehe eine Woche vergeht, wird der Rauch von Totenfeuern zum Himmel steigen. Stets beginnt sie an der Küste und verbreitet sich von dort ins Landesinnere. Der warme Sommerwind trägt die Pest über das Land. Der kalte Atem des Winters aber lässt die Seuche ersterben.
    Verschieden sind die Zeichen, die vom nahen Tode künden. Doch immer beginnt die Sieche mit einem Fieber, das den Kranken die Kraft aus den Gliedern brennt. Meist nach einem Tage schon wächst ihnen eine auffällige Beule in der Leiste oder unter der Achsel, manchmal auch hinter dem Ohr. Brechen die Beulen auf, und ein übel riechender Ausfluss

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