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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zum Waffensaal.
    »Könnt ihr nicht einmal auf ein Kind aufpassen?«, schnaubte der Ritter und musterte sie einen nach dem anderen.
    Michelle wich dem Blick ihres zornigen Freundes aus.
Nicolo stellte sich mit verschränkten Armen in die Tür, um den Fluchtweg zu verstellen, und sah zur Decke hinauf. Frederic und Corinne knieten sich neben das Lager des bewusstlosen Honoré und taten so, als hörten sie nichts.
    »Ihr solltet den Kleinen anbinden«, riet Bartolomé schließlich.
    »Er wird nicht wieder fortlaufen«, versuchte Michelle ihren Kameraden zu beschwichtigen. »Ich kümmere mich jetzt um seinen Arm. Dann werde ich …«
    »Die Mühe kannst du dir ersparen!«, schnauzte das Kind sie an. Der spindeldürre Junge streckte kämpferisch sein Kinn vor. Den verletzten Arm hielt er eng an den Leib gepresst.
    Er stand ganz still, doch sein Blick wanderte zu den Bleiglasfenstern; Michelle vermutete, dass er darüber nachdachte, ob ihn ein Sprung aus dem Fenster in die Freiheit oder ins Grab bringen würde.
    »Ich will dir nur helfen«, sagte sie freundlich.
    »Welchen Nutzen hat es, meinen Arm zu verbinden, wenn ich in ein paar Stunden auf einem Scheiterhaufen brennen soll?«
    »Es wird dir niemand etwas tun. Ich …«
    »Du lügst! Ich habe gehört, was er gesagt hat.« Der Junge deutete mit einem Nicken zu Honorés Lager. »Er hat hier den Befehl. Du wirst tun, was er verlangt.«
    Michelle musterte den Jungen eindringlich. Er war ungewaschen, sein Haar zerzaust und die Kleidung abgerissen. Wie lange mochte er hier inmitten eines Dorfs voller Leichen ausgeharrt haben? Selbst jetzt, mit einem Arm, der ihn gewiss fürchterlich schmerzte, und in eingebildeter Todesgefahr, bettelte er nicht etwa um sein Leben, sondern setzte sich trotzig zur Wehr. Er würde einen guten Ritter abgeben.

    »Wir alle sechs sind Ordensritter«, antwortete sie ruhig. »Keiner ist hier des anderen Herr.« Sie öffnete die Bänder ihres Wamses und deutete auf den Baum, der mit scharlachrotem Garn auf ihr Hemd gestickt war. »Wir gehören zur Neuen Ritterschaft. Du hast nichts zu befürchten. Wie heißt du eigentlich?«
    Der Junge blickte für einige Herzschläge wie gebannt auf das Wappen. Dann schüttelte er den Kopf. »Das kann nicht sein. Lügnerinnen nenne ich meinen Namen nicht. Die Neuen Ritter sehen anders aus. Mein Vater hat an ihrer Seite gekämpft. Er hat oft von ihnen erzählt.« Er deutete zu den Rabenmasken auf dem Tisch. »So etwas trägt kein Ritter.«
    Michelle zog die Brustschnüre an ihrem Wams zusammen. Sie war müde von einem Tag, der lange vor dem Morgengrauen begonnen hatte, und von all den Toten, die sie gesehen hatte. Langsam verließ sie die Geduld, sich mit einem trotzigen Kind herumzuschlagen. »Du setzt dich auf den Stuhl und hältst deinen Mund, Kleiner. Ich werde jetzt deinen Arm verbinden, denn wenn man die Wunden nicht behandelt, wird man diesen Arm in einer Woche abschneiden müssen.«
    Der Junge wich vor ihr zurück.
    Frederic stand abrupt auf, verstellte dem Knaben den Weg, griff ihm ins Haar und riss ihn nach hinten. Der Junge verlor das Gleichgewicht und schlug hart auf den Boden. Der Ritter stellte ihm einen Fuß auf die Brust und drückte ihn nieder. »Nicht jeder ist so langmütig wie Schwester Michelle«, sagte er hitzig. Er legte die Hand auf den Korb seines Rapiers. »Vertrau besser nicht darauf, dass ich keine Waffe gegen dich erhebe, weil du ein Kind bist. Du hast einen meiner Ordensbrüder schwer verletzt. Von mir hast du kein Pardon zu erwarten. «

    Michelle war ebenfalls verärgert. Das Maß war voll! Sollte der kleine Ausreißer doch lernen, was es hieß, wenn man nach der Hand biss, die einem gereicht wurde. Nur aus Pflichtbewusstsein versorgte sie seinen Arm.
    Honoré stöhnte, dann blinzelte er. Sein Gesicht war kalkweiß.
    Michelle starrte ihn mit offenem Mund an. Er sollte noch für Stunden ohnmächtig sein! Niemand konnte sich so schnell erholen, wenn man ihm ein Brenneisen durch den Leib gestoßen hatte!
    »Seid ihr fertig im Dorf?« Honorés Stimme war noch schwach und zittrig.
    Es war Bartolomé, der das schweigende Staunen der Ritter beendete. »Wir werden einige Tage bleiben müssen. In jedem Haus liegen Leichen. Ich weiß gar nicht, wo ich genügend Holz für die Scheiterhaufen hernehmen soll.«
    »Gibt es andere Überlebende?«
    »Nein, nur den Jungen, so wie es aussieht.«
    »Dann lass ein paar Dachstühle einreißen und nimm das Holz.« Honoré versuchte sich aufzurichten, gab

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