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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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überrascht, dass er nicht stammelte, obwohl ihm seine Retterin unheimlich war. Sie hätte ihren Ritterbruder nicht erschießen müssen. Als sich zeigte, dass dessen Waffe nicht geladen war, war doch offensichtlich gewesen, wie Tjured entschieden hatte. Honoré hatte verloren. Dann noch zu schießen, war eine Hinrichtung und kein Gottesurteil, dachte Luc beklommen.

    »Möchtest du lieber allein gehen?« Die Ritterin hatte ihre Hand zurückgezogen. Ihrer Stimme war nicht anzuhören, ob sie über sein Verhalten erzürnt war.
    Luc versuchte in ihren Augen zu lesen. Doch sie sah einfach nur müde aus.
    »Gehen musst du. An diesem Ort des Todes kannst du nicht länger verweilen. Und du hast ja gehört: Es ist dir verboten, dich einem bewohnten Ort zu nähern. Mein Orden unterhält große Siechenhäuser. Dorthin bringen wir all jene, die vielleicht den Makel in sich tragen. Möchtest du lieber in einem Siechenhaus leben?«
    Luc schüttelte den Kopf. Er wollte nicht wieder mit ansehen, wie der Schnitter Seelen holte. »Ich komme mit Euch, Herrin«, sagte er ehrerbietig und richtete sich auf. Sein verbundener Arm schmerzte bei der Bewegung so sehr, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Wütend presste er die Lippen zusammen. Jetzt würden sie ihn auch noch für eine zimperliche Heulsuse halten.
    Die Ritterin deutete auf den toten Wolf. »Willst du sein Fell als Jagdtrophäe haben? Soll ich ihn für dich abziehen? Mir ist noch kein Junge begegnet, der in deinem Alter ganz allein einen Wolf erlegt hat. Du hast ein tapferes Herz, Luc. Du kannst stolz auf dich sein.«
    Luc rannen die Tränen noch heftiger über die Wangen. Er hasste sich dafür, aber er konnte sich einfach nicht beherrschen. »Verbrennt den Wolf«, stieß er mit halb erstickter Stimme hervor. Grauauge hatte das Rudel ins Dorf gebracht, das Barrasch getötet hatte. Der Bärenbeißer war außer ihm der letzte Überlebende in Lanzac gewesen. Luc wollte nichts bei sich haben, was ihn immer wieder an den Tod des Hundes und all der anderen erinnerte.
    Michelle musterte ihn.

    Was sie jetzt wohl von ihm dachte? War es falsch gewesen, ihr Angebot abzulehnen?
    Die Ritterin ging an ihm vorbei und hob die beiden kostbaren Radschlosspistolen auf, mit denen er den Wolf erschossen hatte und beinahe auch noch Honoré. »Nimm das, Luc. Wahrscheinlich wirst du nie wieder in deinem Leben nach Lanzac kommen. Sie sollen dein Andenken sein. Du hast sie dir verdient.«
    Fassungslos sah der Junge die Waffen an. Sie waren so viel wert wie ein kleiner Bauernhof. Seine Tränen versiegten. »Das kann ich nicht. Sie gehören dem Grafen. Ihr könnt sie mir nicht einfach schenken, Herrin.«
    Michelle sah ihn fest an. »Ich bin Graf Lannes de Lanzac einmal in Drusna begegnet. Er war ein berühmter Reiterführer und ein tapferer Krieger. Ich bin sicher, wenn er Zeuge deiner Taten geworden wäre, dann würde er mir zustimmen. Du hast sie dir verdient. Im Übrigen gehört dieses Haus nun der Kirche, da alle Bewohner von der Pest dahingerafft wurden. So habe ich sehr wohl das Recht, dir dieses Geschenk zu machen. Wenn du in Zukunft mit mir auskommen willst, dann solltest du mir weniger oft widersprechen. Ich schätze keine Widerworte.« Sie lächelte und nahm ihren Worten so etwas von ihrer Schärfe. »Zuerst aber solltest du dich nach anderen Beinkleidern umsehen. In Gegenwart einer Frau, die du offenbar gerne Herrin nennst, solltest du nicht mit einer halben Hose herumlaufen. Dafür bist du zu alt. Du bist schließlich kein zartes Knäblein mehr.«
    Luc spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er sah an sich hinab. Er war barfuß, und Grauauge hatte ihm ein halbes Hosenbein abgerissen. Er sah wirklich erbärmlich aus. Trotzdem war Luc zugleich auch stolz. Pistolen schenkte man einem Jungen an der Schwelle zur Mannbarkeit.
Einem Jungen, der ein Krieger werden sollte! Und hatte die Fechtmeisterin nicht ausdrücklich gesagt, er sei kein Knabe mehr?
    »Such dir zusammen, was du für unsere Reise brauchst«, befahl die Ritterin. »Ich erwarte dich unten bei den Ställen.«
    »Ja, Herrin!« Er nickte so heftig, dass es ihm wieder einen Stich in den verletzten Arm versetzte. Jetzt erst wurde Luc bewusst, dass sie eben auch gesagt hatte, dass er ein Pferd besitzen sollte! Damit wäre er ausgerüstet wie ein junger Adeliger! Er war reich! Und gewiss erwartete ihn eine ruhmreiche Zukunft. Nur eins fehlte ihm jetzt noch zur Ausrüstung eines Kriegers. Ob Vater es ihm gestattet hätte? Wenn sein

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