Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
zog dessen Schwert. Mit einer Waffe in der Hand fühlte er sich besser. Er führte einen Rückhandschlag nach dem Pistolenschützen und traf ihn mit der flachen Seite der Klinge am Helm. Der Mann stürzte. Ein Axthieb Gunnars verfehlte den Reiter nur knapp.
»Lass das!«, fluchte der König. »Sie haben das Blut meiner Tochter vergossen! Für jeden Tropfen davon werde ich ein Leben auslöschen!« Gunnars linker Arm legte sich fester um die Brust des Elfen. »Sie haben einem Kind keine Gnade gewährt! Sie verdienen den Tod.«
Die schreckliche Axt des Königs grub sich in den Rückenpanzer eines Reiters, der tief über die Mähne seiner Stute gebeugt zu fliehen versuchte. »Keine Gnade!«, schrie Gunnar und befreite mit einem Ruck seine Waffe.
Der sterbende Reiter kippte seitlich aus dem Sattel. Fenryl nutzte die Gelegenheit: Er griff nach den Zügeln des herrenlosen Pferdes. Gunnar lenkte sein Schlachtross dicht an das Beutepferd, sodass der Elf in den leeren Sattel der bockenden Stute überwechseln konnte.
»Du hast keine Kinder, nicht wahr?«
»Nein.«
»Dann wirst du niemals verstehen, wie es ist, das blutbefleckte Hemd seiner Tochter in Händen zu halten und nicht zu wissen, was mit ihr geschehen ist. Ich bin kein grausamer Mann, Fürst. Im Gegenteil. Ich befreie diese Welt von Männern, die selbst gegen Kinder Krieg führen!« Der König gab seinem Pferd die Sporen und preschte voran in den Wald.
Fenryl blickte zurück. Die große Waldwiese war von Hufen zerwühlt. Überall lagen Tote und Sterbende. Pferde wieherten kläglich. Herrenlose Rösser suchten nach ihren Reitern. Die Linie der Pistoliere war gründlich zerschlagen. Es würde einige Zeit vergehen, bis sie sich erneut sammelten und vielleicht wagten, sie zu verfolgen.
Aus dem Schatten der Bäume löste sich eine Reiterin. Fenryl erkannte den braunen Hengst, den einer von Gunnars Mandriden geritten hatte. Die blutbesprenkelte Flanke des Tieres erübrigte jede Frage nach dem Reiter.
Wortlos schloss sich Silwyna den Elfen an.
»Danke! Du hast vielen unserer Krieger das Leben gerettet. «
»Es gibt zu wenige von uns Elfen. Unser Volk verlischt. Da muss man sich selbst um solche wie Tiranu Sorgen machen.
Ich konnte euch nicht in diesen Hinterhalt laufen lassen. « Die Maurawani sah ihn mit ihren kalten Wolfsaugen an. »Die Entführer sind nach Westen geflohen. Es sind nur sieben, und die Seen versperren ihnen den Weg. Sie werden uns nicht entkommen.«
NICHT UNGESÜHNT
Bruder Charles ließ sich dankbar aus dem Sattel gleiten. Er war wund, und jeder Knochen schmerzte ihm im Leib. In seinem Alter sollte man es nicht mehr darauf anlegen, mit den Anderen um die Wette zu reiten. Misstrauisch blickte er zum Waldrand.
»So schnell können sie nicht sein!«, sagte Lilianne selbstsicher. Der feine Kies am Ufer knirschte unter den Stiefeln der Komturin. »Auch ihnen sind Grenzen gesetzt.«
Der Schrei eines Greifvogels ließ Charles aufblicken. Über ihnen kreiste ein großer, weißer Adler. Der Erzverweser stutzte. Nein, ein Adler war es nicht. Dafür war der Vogel zu klein. Ein solches Tier hatte er noch nie gesehen.
»War es das wert?«, fragte er leise. Die Ritterbrüder hoben das bewusstlose Mädchen in das größere der beiden Boote, die am Ufer lagen. Sie waren zu weit entfernt, um hören zu können, was er und Lilianne besprachen.
»Es diente dem einen großen Ziel, dem wir uns alle verschworen haben«, entgegnete die Komturin mit einer Leidenschaft, die Charles nicht an ihr kannte.
»All die Toten …«
»Ich sehe all jene, deren Leben wir gerettet haben. Jeder meiner Ordensbrüder ist bereit, den höchsten Preis zu zahlen, um Tjured zu dienen.«
»Könnte man es nicht auch so auslegen, dass du deine Brüder geopfert hast? Ja, böse Zungen würden vielleicht behaupten, du hättest sie im Stich gelassen und dich gerettet, während sie für das Mädchen sterben mussten.«
»Du weißt um böse Zungen in unseren Reihen, welche die Taten der treuesten Diener Tjureds lästern?« Lilianne hatte eine Augenbraue leicht gehoben und sah ihn nun direkt an. Charles hätte sich nicht unwohler fühlen können, hätte sie ein blankes Rapier an seine Kehle gesetzt. Er war der Erzverweser der Ordensprovinz Drusna. Er stand im Rang über ihr. Zumindest laut der Silbernen Bulle von Marcilla, in der die gegenseitigen Verpflichtungen der Kirche und der Neuen Ritterschaft festgeschrieben waren. Doch ihnen beiden war klar, wer in Wahrheit die Macht im befreiten
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