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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wurde vom Abendwind herangetragen. Die Schiffe der Neuen Ritterschaft galten als vorbildlich. Ihre Ruderer waren ausnahmslos Freiwillige, nicht wie bei den anderen Kriegsschiffen, auf denen Kettenhäftlinge Dienst taten. Die Galeeren waren ganz auf Geschwindigkeit ausgelegt. Die schlanken Rümpfe waren achtmal so lang wie breit. Drohend wie ein gezogenes Schwert, ragte halb im Wasser verborgen ein bronzebeschlagener Rammsporn aus dem Bug. Dicht darüber erhob sich die Geschützplattform. Die schweren, mit Heiligenbildern geschmückten Bronzerohre sahen eher wie Reliquiare und nicht wie todbringende Waffen aus.
    Die Geschützplattform war von dicken, hölzernen Pfosten gesäumt, auf die man Spruchbänder mit Psalmen genagelt hatte. So waren die Kanoniere von frommen Worten statt von schweren Holzplanken beschirmt. Das Geschützdeck musste so offen gebaut sein, damit der Pulverqualm abziehen konnte und die Kanoniere eine gute Sicht auf die Feinde behielten. Über den Geschützen ragte das von Zinnen gesäumte Vorderkastell auf. Hier tummelten sich in der Schlacht Arkebusiere und Ritter, um gegnerische Entermannschaften zurückzuschlagen oder selbst zum Sturm auf ein gerammtes Schiff anzutreten.
    Am Heck der Galeere war ein weiter, samtener Baldachin aufgespannt. Er schützte den Steuermann und die Offiziere vor Sonne und Regen. Drei große, verglaste Laternen ragten hoch über das Heck auf. Sie würden bei Nacht das Offiziersdeck in warmes Licht tauchen. So hell leuchteten sie, dass
man die Galeeren bei gutem Wetter und ruhiger See auf viele Meilen im Dunkeln erkennen konnte.
    Ganz anders als die beiden schlanken Jäger war die Galeasse beschaffen. Sie wirkte wie eine Dogge unter Windhunden. Das gedrungene Kriegsschiff war fast zwanzig Schritt länger als die Galeeren und zugleich erheblich breiter. Drei hohe Masten mit schräg dem Himmel zuwinkenden Rahen erhoben sich über dem Ruderdeck. Fünf lange Kanonenrohre ragten über dem Rammsporn aus der Vordertrutz. Hier hatte man nur wenig Rücksicht darauf genommen, wie der Pulverdampf abziehen mochte, und stattdessen die Kanoniere mit Wänden aus dicken Eichenbohlen geschützt. Entlang der Reling der Galeasse waren ein Dutzend leichterer Geschütze angebracht. Frei schwenkbar auf eiserne Gabeln montiert, verschossen diese Kanonen Ladungen aus gehacktem Blei, die ein fürchterliches Gemetzel unter feindlichen Entermannschaften anzurichten vermochten.
    Der Erzverweser wusste, dass Schiffe dieser Größe mindestens hundert Soldaten und Ritter mit sich führten. Sie waren schwimmende Festungen, die keinen Feind zu fürchten brauchten.
    Ihr Boot umrundete die vordere Galeere. Im Heck des Kriegsschiffs war ein ovales, aus Bronze gegossenes Heiligenbild angebracht. Wie ein riesiges Medaillon sah es aus. Es zeigte den heiligen Raffael in schwerer Kettenrüstung, der mit erhobenem Schwert auf einer eisernen Kette balancierte. Einst hatte er den Weg in den Hafen von Iskendria geöffnet und war zum Helden geworden. Jedes Kind kannte seinen Namen.
    An mich wird sich in fünfzig Jahren niemand mehr erinnern, dachte Charles schwermütig. Er war ein Verwalter, kein Festungsstürmer, über den man Geschichten erzählte. Er sah
zu Lilianne. Ob sie einst zu den Heiligen zählen würde? Würden ihre Chronisten sich daran erinnern, wie Lilianne ihre Ordensbrüder auf der Lichtung zurückgelassen hatte, verdammt dazu, ihr Leben zu geben, damit die Komturin und die Prinzessin fliehen konnten? Er lächelte wissend. Nein, wenn die Heptarchen in Aniscans eines Tages beschließen sollten, Lilianne in den Rang einer Heiligen zu erheben, dann würden die Chronisten darauf achten, dass ihr Lebenslauf vorbildlich war, ganz gleich, was sie getan hatte. Die Wahrheit über das Scharmützel auf der Lichtung würden sie gewiss nicht schreiben.
    Seile wurden von der Galeere herabgelassen. Die Ruderer ihres Bootes stemmten die Riemen gegen die Bordwand des Schiffes, damit sie in der Dünung nicht am massigen Rumpf zerschellten.
    Lilianne griff nach einem Seil, wand es sich zweimal um den Arm und gab das Kommando, sie hochzuziehen. Wer ihr zusah, musste glauben, das Ganze sei ein Kinderspiel. Charles hasste diese elende Strampelei. Ein Mann in seinem Alter sollte nicht mehr gezwungen sein, wie ein Artist an einem Seil zu hängen.
    Er packte eines der Taue, hielt sich mit beiden Händen fest und stellte sich natürlich ungeschickt an. Als er über die Reling gehoben wurde, hatte er sich die Handrücken an der

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