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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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festgenagelt. Scheppernd stürzte er zu Boden. Die Dolchklinge hielt ihn gefangen. Flüchtig sah Silwyna, dass dem Mann das Bein ausgekugelt war und der Fuß durch den Ruck des Sturzes übel zugerichtet war.
    Die Maurawani setzte über den Ritter hinweg. Nur noch mit dem Rapier bewaffnet, eilte sie dem Lager unter dem Baldachin auf dem Achterdeck entgegen. Die Ruderer wichen entsetzt vor ihr zurück. Immer mehr Elfenkrieger kamen über die Bordwand. Hinter ihr scharten sich einige Ordensritter um den Großmast und bildeten einen Verteidigungsring aus schimmerndem Stahl.
    Der Mond kam wieder hinter den Wolken hervor. Grob stieß sie einen Mann in blauer Kutte zur Seite.
    »Mögen dir die Hände verfaulen, wenn du ihren gesegneten Leib berührst!«, fluchte der alte Priester.
    Silwyna riss die schneeweiße Decke vom Lager. Zusammengekrümmt lag dort eine blasse Frau mit einem blutdurchtränkten Verband um den Kopf.

    »Kapitänin Feodora ist eine Heilige«, keifte der Priester. »In ihr brennt die Kraft wahren Glaubens! Und dich wird diese Macht vernichten, wenn du versuchst, ihr ein Leid zuzufügen. «
    Silwyna blickte auf die Verwundete und wollte nicht glauben, was sie da sah. Sie hatte versagt! Sie hatte Gishild nicht beschützen können, als sie entführt worden war. Und sie hatte sie auch nicht retten können.
    Über das Eis sah sie die andere Galeere. Das schlanke Schiff war von treibenden Eisschollen umgeben und kämpfte sich schwankend und ruckend hinaus ins offene Wasser. Die Maurawani überlegte, ob sie die Galeere noch erreichen könnte, wenn sie von Eisscholle zu Eisscholle sprang. Vielleicht … Sie verwarf den Gedanken. Sie war zu erschöpft … Sie hatte ein halbes Dutzend Wunden davongetragen. Meist nur oberflächliche Schnitte, aber sie mussten versorgt werden. Es war verrückt gewesen, diese Galeere allein anzugreifen; Silwyna war sich der Tatsache bewusst, dass sie nur deshalb lebend auf dem Achterdeck stand, weil Fenryl und Tiranu ebenfalls angegriffen hatten. Über die Eisschollen würden sie ihr gewiss nicht folgen. Es war vorbei … Für den Augenblick!
    Fenryl kam auf das Achterdeck. Er sah zerzaust aus. Eine Kugel hatte den Federbusch auf seinem Helm zerrupft. Sein weiter weißer Umhang war zerschnitten. Müde öffnete er den Kinnriemen seines Helms. Die Kämpfe auf dem Deck waren verebbt, die Überlebenden wurden entwaffnet.
    »Tjured wird eure Seelen in die ewige Finsternis verdammen«, fluchte der Priester.
    Der Elfenfürst ignorierte den alten Priester und sah auf die verwundete Kapitänin. »Sie ist nicht hier?« Er folgte Silwynas Blick. »Sie ist auf dem anderen Schiff?«

    »Wir haben verloren«, sagte die Maurawani mit belegter Stimme. »Es ist vorbei. Sie werden Gishild irgendwo verstecken. Es gibt hunderte Orte, an die man sie bringen könnte. Wir sind ihnen ausgeliefert.«
    »Noch nicht«, entgegnete der Fürst entschieden. »Wir werden wissen, wo sie ist. Und wir werden sie holen. Dann werden wir es sein, die sie überraschen.« Fenryl stieß einen schrillen Pfiff aus, und der große Adlerbussard landete auf dem Flaggenmast am Heck der Galeere. »Sie entkommen uns nicht!«

EIN TIEFER SCHNITT

    Luc legte die beiden silberbeschlagenen Radschlosspistolen nieder. Er sah auf in die blinden weißen Augen. »Du wirst mir helfen, nicht wahr?«, flüsterte er. Er holte das Klappmesser aus seiner Hosentasche und legte es neben die kostbaren Waffen. Diesmal würde er alles richtig machen. »Sie glaubt nicht an dich«, fuhr er leise fort. »Aber mein Glaube reicht für zwei. Bitte erhöre mich!«
    Hilfe suchend sah er auf in das ebenmäßige Marmorgesicht. Natürlich antwortete die weiße Frau ihm nicht. Aber er wusste, dass sie ihn gehört hatte. Die Herrin im Rosengarten schwieg. Aber sie konnte helfen. Er blickte auf die welken Blüten und die leeren geflochtenen Schüsseln. Die Kornopfer waren längst von Vögeln und Mäusen geholt worden. Aber nirgends auf dem Sockel oder der Statue war Vogelkot. Es
wuchs hier auch kein Moos. Waren das nicht Zeichen ihrer Macht?
    »Sie wird mir helfen«, murmelte er vor sich hin. »Sie wird mir helfen!« Er hatte ihr das Kostbarste geschenkt, was er besaß. Nun musste er nur noch glauben.
    Ein merkwürdiges Prickeln überlief seine Haut, als er von der Statue zurücktrat. Dieses Gefühl hatte er schon oft hier in den Ruinen gehabt. Manchmal glaubte er, durch unsichtbare Mauern zu schreiten. Etwas von der Macht der Götter, an die ihre Ahnen glaubten,

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