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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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sah, dass der ein Lachen kaum unterdrücken konnte,sah, wie sich die Lippen schon wölbten, wie er tief einatmete, seinen Blick mit erhobenen Brauen erwidernd, und er fingierte einen Hustenanfall. Glücklicherweise stand der Professor in diesem Moment auf, durchquerte, ohne aber das Reden einzustellen, das Zimmer, »um mir die Pfoten zu waschen«, wie er sagte. Während er auf den Flur hinaustrat, sagte er, dass die Imagination der Realität (was immer das sei) stets und ausdrücklich vorgezogen werde, dann rauschte das Wasser, Marc und Tom lachten prustend, beruhigten sich langsam, und der Professor, dem ihre Heiterkeit offenbar entgangen war, erschien wieder, setzte sich, drückte mit der Handfläche die Brille hinauf und sagte: »Das Subjekt verabschiedet sich von der Außenwelt! Das Subjekt pfeift auf die Außenwelt, es ruft ein lautes ›Lebe wohl, Dame, ich brauche dich nicht mehr. Lebe wohl, Welt, ich brauche dich nicht mehr‹, und es setzt die Segel und segelt davon auf dem weiten inneren Meer der Imagination. Verkürzt können wir also sagen, die Liebe sei nicht mehr und nicht weniger als – ein Gedanke!«
    »Aber ein trauriger«, sagte Marc.
    »Sie haben recht«, sagte Breitenbach und lächelte plötzlich. Wie der Lichtschein durch eine Laterne drang das Lächeln aus seinem Kopf. »Die Liebe ist immer und von jeher eine unglückliche gewesen«, sagte er wie in einer schönen, aber auch traurigen Erinnerung. In Toms Vorstellung lag der Professor ganz kurz nackt auf einer Frau, absurderweise mit Hasenohren, die sich rechts und links aufs Kopfkissen neigten, trug aber Socken. Im nächsten Augenblick saß er wieder angezogen und normalohrig auf seinem Sesselchen.
    »Nie hat es eine glückliche Liebe gegeben. Eheglück«, sagte der Professor, »alltägliche Ehedurchschnittlichkeit und die Liebehaben sich von jeher ausgeschlossen, was die Mittelalterlichen wussten, wir aber nicht. Immer haben die Antiken und die Mittelalterlichen gewusst, dass eine sogenannte glückliche Ehe, eine Ehebürokratie , eine dem Denken entgegengesetzte Familienbetriebsamkeit, nichts und wieder nichts mit der Liebe zu tun hat. Wir aber wissen es nicht mehr«, sagte er nachdenklich, dann unvermittelt: »Die Kekse sind schon wieder leer?« Er nahm die Schachtel, stülpte sie auf den Kopf und schüttelte eine Wolke von Krümeln heraus. Dann feuchtete er seinen Zeigefinger an, um damit den Gebäckstaub aufzusammeln, wodurch sich glänzende Sträßchen auf der Tischplatte bildeten. Diese Tätigkeit schien ihn einige Minuten ganz zu beanspruchen, bevor er sich wieder zurücklehnte im Sesselchen und sagte, dass die Liebe unglücklich, weil naturgemäß unerfüllt und eine Krankheit zum Tode sei. Und zwar – er schüttelte den Zeigefinger – nicht als reine Geisteskrankheit, sondern als ein psychosomatisches Leiden mit schweren körperlichen Folgen sei sie in jedem mittelalterlichen Medizinkompendium verzeichnet.
    »Was für Folgen?«, fragte Tom, der es genau wissen wollte.
    »Du willst es aber genau wissen!« Marc grinste frech.
    »Bitte?«, sagte Breitenbach, indem er mit den Augen die Gebäckstraßen verfolgte.
    »Was hat die Liebeskrankheit für Folgen?«
    »Tja, ich fürchte …«, sagte Marc und fuhr mit dem Daumen langsam über seinen Hals. »Man stirbt«, sagte er leise.
    Tom rollte die Augen.
    »Richtig«, sagte Breitenbach und nickte langsam, vollkommen ernst. »Unter Umständen stirbt man.«

DIE LIEBE (VON FERN)
    Tom hatte aber keineswegs den Eindruck zu sterben. Er hatte im Allgemeinen nicht den Eindruck, überhaupt jemals zu sterben, weder wegen einer Frau noch wegen einer Liebe noch wegen Sonstigem. Die Zeit, sie lag glatt und nahezu unbegrenzt vor ihm da wie bei Windstille ein Meer, dessen Horizontlinie nichts ist als eine Täuschung.
    Der Winter war hartnäckig. Nachdem sich im Februar bereits frühlingshafte Temperaturen eingestellt hatten, kamen Kälte und Schnee im März zurück. An einem Donnerstagnachmittag standen die Zweige der Äste weiß bestäubt und reglos vor dem tiefblauen Himmel, und auch Tom Holler stand, ebenfalls reglos, aber mit hochgezogenen Schultern, frierend im Garten der Hermanns’ vor dem wie frisch gestrichenen tiefblauen Himmel. Er wartete auf seine Schülerin, die offenbar nicht zu Hause war. Er stellte sich vor, wie sie den Himmel persönlich gestrichen hätte, weil es so gut zu den weißen Zweigen und den Hauben der Büsche passte. Das Wohnzimmer, in das er von der Terrasse aus einen Blick

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