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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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habe sie gehabt mit ihren Sachen, sagte er, indem er das Wort Ausstellung mit den Fingern in Anführungszeichen setzte, aber auch das habe sie wieder aufgegeben. »Sie wissen ja, wie die Frauen sind«, sagte er in einem Lächeln. Man verstehe sie übrigens auch dann noch nicht, wenn man mit ihnen schon über zwanzig Jahre verheiratet sei, sagte er, ja man verstehe sie immer weniger, möchte er behaupten, je länger man mit ihnen verheiratet sei. Er, der Physiker, erkläre sich dieses Phänomen ja am liebsten mit den sogenannten Überlagerungszuständen in der Quantenphysik, ja überhaupt mit der Quantenphysik, wo immer alles umso schwieriger und komplizierter werde, je weiter man ins Detail vordringe. »Nichts, junger Freund«, sagte er nach einem kurzen Schweigen, »ist, wie es scheint, sondern alles ist so und gleichzeitig auch anders und ändert sich immerzu, je nachdem, ob und wie Sie es betrachten. Aber wem sage ich das?«, und er sagte es der Blumenvase, die in der hinteren Ecke des Raumes stand.
    Tom sagte, ohne zu wissen, weshalb: »Mit vierzehn war ichin meine Deutschlehrerin Frau Gabel verliebt. Sie hatte blauschwarzes Haar, einen Pagenkopf«, und traf damit offenbar genau den Humor seines Gastgebers. Der lachte dröhnend. »Und?«, sagte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte, »hatten Sie Glück mit Frau Gabel?«
    »Nein«, sagte Tom. »Eher nicht.«
    »Und heute?«, fragte Hermanns, offenbar noch immer amüsiert.
    Bevor Tom etwas antworten konnte, erschien sie. Ein weißer Kamelhaarmantel oder Ähnliches umgab sie wie eine Wolke, wodurch sie zu schweben schien. An ihren Armen hingen Tüten, glänzende Tragetaschen an Stoffkordeln. Die Pakete, die nicht mit einem so schnellen Abbremsen gerechnet hatten, wollten noch weiter und schwankten um ihren Körper, bis sie endlich auspendelten und ruhig hinabhingen. Als sie ihre Hände mit den Tüten an den Mund führte, um eine Geste des Erschreckens anzudeuten, war das eigentliche Erschrecken schon vorüber. Das eigentliche Erschrecken, wusste Tom, hatte sich in einer sehr kurzen Versteinerung der Gesichtszüge und einem anschließenden Sichauflösen, einem leichten Abrutschen derselben geäußert, während das nun folgende zweite Erschrecken Schauspiel war und grandios wie immer. Obwohl sie mit der Abwehr der Hunde befasst war, die ihre Ankunft verschlafen hatten und nun Dreck auf ihrem Kamelhaarmantel hinterließen, indem sie daran hinaufsprangen, sagte sie, dass sie den Klavierunterricht tatsächlich vergessen habe, und zwar komplett .
    Die Erledigungen, ein paar Besorgungen, sagte sie, und noch heute Morgen habe sie, nicht, Leonardo , da habe sie an den Schumann gedacht, sitz, Raffael , aber dann, in der Hektik, Platz, Nelson , in der Einkaufshektik habe sie den Schumann wieder vergessen, komplett. Es tue ihr leid! »Ich hoffe, mein Mann hat Sie nicht zu sehr gelangweilt«, sagte sie, indem sie sich melodiös Volker Hermanns zuwandte, ihren zwinkernden Blick komplizenartig aber noch auf dem Klavierlehrer liegen ließ, und sie wisse ja gar nicht außerdem, wie sie das wiedergutmachen könne!
    »Lad ihn zum Essen ein«, sagte Hermanns.
    Die nun folgende Stille war derart gespannt, dass keiner von ihnen, auch nicht die Hunde, es wagte, sich zu bewegen. Die Klavierschülerin sah er nur von hinten, denn in diesem lang andauernden Moment war sie ihrem Ehemann zugewandt.
    »Ich weiß ja gar nicht, ob Herr Holler überhaupt Zeit hätte …«, sagte sie endlich langsam und schien sich bereits sicher zu sein, dass Herr Holler nämlich keine Zeit habe. Halb sah er jetzt ihr Gesicht von der Seite, in die Leere blickend.
    »O doch«, sagte er. »Ich habe Zeit.«
    »Hervorragend«, sagte Hermanns, während seine Frau noch immer wie erstarrt zwischen beiden stand. »Meine Frau nämlich«, fuhr er fort, »kocht hervorragend, wenn sie kocht.«
    Da lachte sie, und es klang wie eine Handvoll Perlen, die nacheinander zu Boden fallen. Ob sie es wirklich lustig fand, konnte Tom nicht ergründen.
    »Also schön«, sagte sie. Ein undefinierbares Lächeln hüllte Tom ein, während sie ihre Finger leicht über die Frisur ihres Ehemanns gleiten ließ. Und ihr Nacken im Davongehen war hoch und geschwungen wie das Bein eines Jugendstilmöbels oder der Hals eines Schwans.
    »Einen Aperitif?« Hermanns lächelte kühl.
    »Ich bleibe beim Whiskey«, sagte Tom.
    »Sie haben Geschmack«, sagte Hermanns.
    Sie auch, dachte Tom im Hinblick auf seine Frau, hatte aber offenbar den Gedanken auch

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