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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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rostbraune Haar, das auf dem Foto aber blond war, wie das der Mutter. Einige Strähnen hatten sich im Gestrüpp verheddert, standen fast senkrecht nach oben. Aus dem Busch drangen aufgeregte Kratzgeräusche, Bellen, Knurren.
    »Hallo«, sagte Tom in ihren Rücken. Erfreut, aber nicht zu sehr.
    »Hallo«, sagte auch sie und drehte sich um. »Ich hab dich gar nicht kommen hören.« Sie nestelte und zog an dem Zweig, in dem ihre Haare hingen. »Raffi ist da drin. Er ist schon seit zehnMinuten da drin und gräbt irgendwas aus«, sagte sie und blickte sorgenvoll in Richtung Busch, wo es raschelte und Zweige wedelten. Ihre Haarsträhne, die nun befreit war, hatte sich zu einem struppigen Knötchen verschlungen, das sie mehrere Male vergeblich zurückstrich. Ihr Gesicht war schmal und blass, aber nicht weiß, sondern eher bronzefarben. Erst später bemerkte er, dass es sehr feine Sommersprossen waren, die diesen Eindruck hervorriefen und sich über dem Nasensattel zu einem Schleier verdichteten. Ihr Gesicht, das er nun im Profil sah, versuchte er mit dem Foto auf dem Flügel abzugleichen: gerade Nase, lang, etwas nach innen gebogen, Augenbrauen, bis weit in die Schläfen in einer Spitze schräg zulaufend, kleines, aber entschlossenes Kinn, Wollschal. Er konnte keine Ähnlichkeit feststellen, weder mit dem Foto noch mit den Hermanns-Eltern.
    »Tja«, sagte Tom. »Das kann dauern. Ich bin übrigens Tom.«
    Sie drehte sich um, offenbar überrascht.
    »Ach so, ich dachte … du bist nicht der Sohn?«
    »Nein. Ich bin der Klavierlehrer. Und du bist nicht die Tochter, nehme ich an.«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf, worauf die Haarsträhnen sich hoben, unterstützt von einem Windstoß, der von unten hineinfuhr. »Nein, ich bin Betty. Ich führe die Hunde aus. Ich versuche es zumindest«, sagte sie, strich das Haar aus dem Gesicht und klemmte es hinter ein kleines Ohr.
    Als der Klavierlehrer und Liebhaber über die Terrasse zum Haus hinüberging, wusste er, auch weil die gelben Gummihände der Putzfrau von innen über die große Glastür quietschten, dass sich an diesem Tag außer Klavierspielen im Wohnzimmer nichts würde ereignen können. Das Klavierspiel ihrer eng beieinander sitzenden Körper und das Quietschen der Putzfrauwürden den Raum erfüllen bis in jede Ecke, so dass für Weiteres überhaupt kein Platz darin wäre. Und so geschah es. Immer kommt alles genau so, wie man es vorhergesehen hat, dachte er, man sieht etwas voraus, und dann tritt es prompt genau so ein, wie man es vorausgesehen hat, zur Strafe dafür, dass man wieder mal so pessimistisch gewesen ist, dachte er, während er die nackten Unterarme seiner Schülerin betrachtete, die leicht über den Tasten schwebten.
    »Thomas«, sagte sie, als sie nach der Stunde ihm voran über den Flur schritt. Sofort spannte er sich, drang mit seinem Blick in den Kragen ihrer Bluse. »Thomas«, wiederholte sie. Dann aber schwieg sie, stellte sich aufrecht hin vor der Eingangstür, wie um ihm den Weg abzusperren, und klimperte mit den Fingern auf den vor der Brust gefalteten Oberarmen. Plötzlich lachte sie, indem sie den Kopf von einer Seite zur andern warf. Ein lustiger Sachverhalt schien ihr in diesem Moment zuzufallen, in ihrem Kopf herumzufallen. »Manchmal denke ich«, sagte sie, in tiefem Ernst plötzlich, »dass wir nur in der Musik lebendig sind. Dass wir nur in dem leben, was nicht die Wirklichkeit ist.«
    Tom wollte etwas entgegnen, ohne noch zu wissen, was es im Einzelnen sein könnte, aber da war sie schon nah an ihn herangetreten, hatte die Hände in seinem Nacken übereinandergelegt, um ihn zu küssen, was er nicht vorausgesehen hatte, weil es ganz unbemerkt aus der Zukunft ihm entgegengekommen und plötzlich da gewesen war, dieses Küssen an der Tür, das so noch nie stattgefunden hatte. Ihr Mund, den er viel zu lang entbehrt hatte, schmeckte weich, ihre Zunge schlang sich um seine, ihr Parfum drängte ihm entgegen, ihre Brüste, und hart spürte er ihren Hüftknochen. Draußen Hundegebell, das sich näherte,dreifach, und hüpfende Schritte auf der Terrassentreppe. Unwillig ließen sie einander los, lösten zunächst die Münder, dann erst glitten die Hände am jeweils geliebten Körper hinab, und zögernd streiften sie noch über Hals und Wangen, über den Arm des andern, bevor sie in die Hosentasche versenkt oder auf dem Rücken fest übereinandergelegt wurden. Zum ersten Mal waren sie Komplizen.
    Als es klingelte und die Tür geöffnet wurde und Betty

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