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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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Trümmerstätte jetzt;
    Die Todeswolke lebt und weht, und sterbend haucht
    Des einstgen Reichtums schwülen Qualm die Asche noch.
    Dafür gebührt den Göttern vielgedenker Dank,
    Da auch die Tücke wutgeschürzter Schlingen wir
    Vergolten haben und des Weibes wegen jetzt
    Die Stadt in Staub trat das Argiver-Ungetüm,
    Des Rosses Nestling, unser schildgewandtes Volk,
    Das sich zum Fang hob um der Plejaden Untergang;
    Da übersprang den Wall es, ein blutdurstger Leu,
    Und leckte dürstend sich im Königsblute satt.
    Den Göttern hab ich diesen ersten Gruß gesagt;
    Zu deiner Meinung, der ich wohl gedenke, dies:
    Dasselbe sag ich und vertrete, was du sprachst;
    Denn wenig Menschen ist es angeborne Art,
    Den hochbeglückten Freund zu ehren sonder Neid;
    Denn in das Herz tief frißt sich ein des Neides Rost
    Und kränkt mit zweifach bösem Gram den Krankenden;
    Von eignem Leide nieder schon gedrückt, beseufzt
    Er's doppelt bitter, daß er andre glücklich sieht.
    Wohl nennen darf ich – denn ich hab es selbst erkannt
    In meines Lebens Spiegel – eines Schattens Bild
    Den Schein der Treue, den mir viele viel gezeigt;
    Und nur Odysseus, welcher ungern mit uns zog,
    Trug willig mit mir, unter gleiches Joch gebeugt! –
    Ob er der Toten einer, ob am Leben noch,
    Weiß Gott! – Das weitre für die Götter und die Stadt,
    In der Volksversammlung wird es nach gewohnter Art
    Erwogen werden; was sich gut und tüchtig zeigt,
    Für dessen Aufrechthaltung wird zu sorgen sein;
    Doch wo's des Arztes und der Arzenein bedarf,
    Da auch mit Schnitt und Feuer, doch voll Liebe werd
    Ich solchen Aussatz wegzutilgen mich bemühn.
    Und nun zum Palast und zum Herde heimgekehrt,
    Heb ich den Göttern betend meine Hand empor;
    Die fern hinaus mich sandte, die mich heimgeführt,
    Nike, die mir gefolget, sei mein immerdar!
    KLYTAIMESTRA.
    Argiver, Bürger, unsrer Stadt ehrwürdger Stolz!
    Nicht soll's mich schämen, wie ich liebe meinen Mann,
    Vor euch zu sagen; sondern auslischt uns die Zeit
    Die blöde Scheu vor Menschen. Eignen Grams belehrt,
    Will ich erzählen, wie ich still und kummervoll
    Fortlebte, während jener lag vor Ilion.
    Schon daß so weit von ihrem Mann getrennt ein Weib
    Einsam daheim sitzt, das ist unaussprechlich hart;
    Gerüchte hört sie, viele, widersprechende;
    Bald daß er komme, bald er bringe mit zurück,
    Was schlimmer als das Schlimmste sei, so heißt's im Haus.
    Und wenn ihm soviel Wunden dort geschlagen sind,
    Wie das Gerücht uns fort und fort zu Ohren kam,
    Sein Körper wäre wie ein vieldurchlöchert Netz;
    Und wär er stets gefallen, wenn gesagt es ward,
    Gleich einem zweiten dreigeleibten Geryon
    Könnt er im Leben – denn vom Tode red ich nicht –
    Gar manch ein dreifach Leichentuch zu haben schon
    Sich rühmen, einmal sterbend mit jedwedem Leib.
    Um solcher unglückselgen Kunde willen war's,
    Daß mancher Schlinge, hochgeknüpft um meinen Hals,
    Mich überrascht und wider Willen man entriß.
     
    Zu Agamemnon.
     
    Drum steht der Knabe nicht mir, wie es müßte sein,
    Er mein und deiner Liebe liebes Unterpfand,
    Orest mir nicht zur Seite; wundre drum dich nicht!
    Dein treuer Gastfreund zieht ihn dir wohlwollend auf,
    Der Phoker Strophios, der mir viel Bedenkliches
    Vorausgesagt hat, wie in Gefahr vor Ilion
    Du schwebtest, wie das herrscherlose Volk den Rat
    Leicht in Empörung stürzte, wie es angeborn
    Den Menschen sei, Gestürzten doppelt weh zu tun.
    Glaub nicht, es berge dies Entschuldgen dir Betrug! –
    Mir aber ist der Tränen ewig strömender
    Brunnquell versieget; drinnen ist kein Tropfen mehr;
    Mein spätentschlummernd Auge krankt und schmerzt mich sehr;
    Um dich zu weinen, saß ich Mitternächte durch,
    Von denen du nichts wußtest; wieder dann im Traum
    Erweckte früh mit schwirrend leisem Flügelschlag
    Mich eine Mücke, wann ich deiner Leiden mehr
    Sah, denn die Zeit begreifen konnte, die ich schlief.
    Nachdem ich alles das mit ungebeugtem Sinn
    Ertragen, nun begrüß ich dich des Hauses Hort,
    Ein allerrettend Ankertau, des hohen Dachs
    Grundfester Pfeiler, eines Vaters einzig Kind,
    Und Land, dem Schiffer wider Hoffnung aufgetaucht,
    Ein schönster Frühlingsmorgen nach dem Wintersturm,
    Dem müden, durstgen Wandersmann ein frischer Quell!
    So selig ist es, aller Not entflohn zu sein,
    Und solchen Grußes acht ich dich darum mir wert!
    Fern bleibe Mißgunst; haben wir doch Gram genug
    Zuvor erduldet! – Nun, o du mein teures Haupt,
    Steig mir von deinem Wagen; auf die Erde nicht
    Setz

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