Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
glänzende Pracht und konnte nicht fassen, dass all das ihm gehören sollte – als er ein hässliches Geräusch vernahm!
Es war ein leises gefährliches Zischeln, gefolgt von einem unheimlichen Schrei, der ihm selbst im Schlaf durch Mark und Bein ging. Erschrocken fuhr Rammar herum und sah, wie aus einem smaragdenen See auf einmal Schlangen krochen. Sie waren nicht sehr groß, aber es waren viele – und sie bewegten sich genau auf ihn zu. Überall schlängelte und ringelte es sich auf einmal, und es wurden immer noch mehr.
Rammar tastete nach seinem saparak, nur um sich daran zu erinnern, dass er ihn im reißenden Fluss verloren hatte. Unbewaffnet und wehrlos stand er da, während die Schlangen auf ihn zukrochen, und er merkte, wie ihn erneut jene Furcht befiel, die er bereits beim Anblick der Basilisken verspürt hatte.
Unfähig, sich zur Flucht zu wenden oder sich anderweitig zu bewegen, stand Rammar einfach nur da. Er konnte nichts tun, während ihn die Schlangen erreichten und an ihm nach oben krochen. In spiralförmigen Bewegungen wanden sie sich an seinen Beinen empor, glitten unter seine Kleidung. Überall an seinem Körper ringelte es sich, und Rammar glaubte, den Verstand zu verlieren.
Dann kam endlich Bewegung in ihn, und wie von Sinnen schlug er auf sich selbst ein, um die Tiere daran zu hindern, weiter an ihm hinaufzukriechen – aber schon im nächsten Moment merkte er, wie etwas seinen Rücken emporschlängelte, sich um seinen Hals legte und erbarmungslos zuzog. Nach Luft schnappend, packte Rammar die Schlange, um die tödliche Schlinge um seine Kehle zu lockern – und stellte fest, dass das Tier nicht weich war, wie er erwartet hatte, sondern hart wie Stein.
Mehr noch, es schien nicht einmal zu leben!
»Rammar! Rammar …!«
Er hörte Balbok seinen Namen rufen, und im nächsten Moment wurde ihm bewusst, dass er nur träumte. Unendlich erleichtert schlug er die Augen auf, wollte tief Luft holen …
Aber es ging nicht!
Noch immer lag etwas um seinen Hals und schnürte ihm die Kehle zu – und dieses Etwas war fraglos kein Traum, sondern so real wie er selbst! Entsetzt blickte Rammar an sich herab und sah, dass sich Schlinggewächse um seinen kugelförmiger Leib gelegt hatten, die mit beängstigendem Eigenleben über ihn hinwegkrochen. Von den Schlangen mochte er nur geträumt haben – die Flechten jedoch waren absolut echt!
Vergeblich nach Atem ringend, blickte sich Rammar um. Es war mitten in der Nacht, doch im spärlichen Mondlicht, das durch das dichte Blätterdach sickerte, konnte er Balbok und Ankluas sehen, die nicht weniger unglücklich dran waren als er. Einige der Schlinggewächse hatten sich nicht nur um Balboks Körper, sondern auch um seinen Kopf gewunden, sodass von dem Ork selbst kaum noch etwas zu erkennen war. Ankluas baumelte kopfüber von der Baumkrone; eine der tödlichen Flechten hatte sich um sein rechtes Bein gewickelt und ihn hochgezogen, sodass er hilflos dort hing, während von unten weitere Pflanzenarme nach ihm tasteten.
Der einohrige Ork hatte sein Schwert gezogen und hieb damit auf die mörderischen Flechten ein – aber für jeden Strang, den er durchtrennte, wuchs sofort ein anderer nach …
Rammar wollte eine wüste Verwünschung ausstoßen, aber nicht mehr als ein hohles Ächzen entwich seiner Kehle. Er spürte überdeutlich den Schlag seines eigenen Herzens und hörte das Rauschen seines Blutes, während sich sein Blick bereits eintrübte. Immer fester zogen sich die Flechten um seinen Körper, als wollten sie ihn zerquetschen.
War dies das Ende?
Wenn ja, konnte Rammar nur hoffen, dass Orthmar von Bruchstein ein ähnliches Schicksal widerfahren war. Vielleicht, tröstete sich der Ork, war es auch dem Zwerg nicht gelungen, die Smaragdwälder zu durchqueren, und seine sterblichen Überreste moderten irgendwo im Unterholz vor sich hin.
Er sandte Balbok einen letzten Blick, wollte ihm noch zurufen, dass diese Misere ganz sicher seine Schuld war, doch er hatte dafür einfach nicht mehr die Luft. Sein breiter Brustkorb hob und senkte sich zwar in raschen Stößen, aber es gelang ihm nicht zu atmen. Vergeblich wand sich Rammar in den zähen Fesseln, schaffte es kaum noch, sich zu regen.
Er schloss die Augen und hatte das Gefühl, unendlich tief zu fallen – und er war sicher, dass es Kuruls dunkle Grube war, in die er stürzte.
3.
TULL UR'BUNAIS
Dass es nicht Kuruls dunkle Grube war, in die er gestürzt worden war, merkte Rammar, als er wieder
Weitere Kostenlose Bücher