Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
stammelte Quia, während sie noch immer zu begreifen versuchte. Das alles ging viel zu schnell. Eben noch war sie auf dem Weg nach Hause gewesen, und dann sollte es dieses Zuhause auf einmal nicht mehr geben?
»… Dorf steht in Flammen«, fuhr Zara fort, während Schmerzen ihren Körper schüttelten. Blut trat über ihre Lippen und rann an den Mundwinkeln hinab. »Zwerg lachte nur … spottete über uns … ist unserer Rache entkommen …«
»Schhh«, machte Quia sanft. »Nicht sprechen. Du bist zu schwach und musst …«
Trotz ihrer Schmerzen brachte Zara ein Lächeln zustande. »Meine … Reise ist … zu Ende … du musst … Bunais finden …«
»Das werde ich«, versprach Quia, während sie die blutverschmierten Hände ihrer Anführerin hielt, die ihr gleichzeitig auch Schwester und Freundin gewesen war. »Ich werde alles tun, was du verlangst – aber bitte geh nicht. Lass mich nicht allein, hörst du?«
»Du … brauchst mich nicht …«, sagte Zara mit kaum noch verständlicher Stimme. Ihre Augen starrten bereits ins Leere, ein unstetes Flackern lag in ihrem Blick. »Du warst stets … die Tapferste und Mutigste von uns allen … nun die Letzte … sorge dafür, dass … unser Volk … nicht ungerächt bleiben …«
»Das werde ich«, versicherte Quia leise.
Daraufhin glitt ein entspanntes Lächeln über Zaras Züge, ehe sich ihr geschundener Körper ein letztes Mal unter Schmerzen aufbäumte. Sie sank zurück, ihr Kopf fiel zur Seite, und es war vorbei.
Lange Zeit starrte Quia auf die leblose Gestalt in ihren Armen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hörte das Rascheln in den Baumkronen und hoffte, dass es ihre Ahninnen waren, die gekommen waren, um Zaras Geist zu holen. Eine endlos scheinende Weile kauerte sie so, den leblosen Körper ihrer Anführerin in den Armen, und gab sich ihrer Trauer hin.
Nicht nur um Zara weinte sie, sondern auch um all die anderen, die im Dorf zurückgeblieben waren. Der jähe Drang, dorthin zurückzukehren, überkam sie, aber dann erinnerte sie sich an das Versprechen, das sie Zara gegeben hatte. Der Untergang der Töchter Amaz' sollte nicht ungerächt bleiben. Sie musste Bunais über das, was geschehen war, in Kenntnis setzen.
Je eher, desto besser …
Es kostete Quia unendliche Überwindung, Zaras sterbliche Hülle einfach am Boden liegen zu lassen, wo sich Raubtiere und Aasfresser über sie hermachen würden. Aber nach der Überzeugung der Amazonen hatte der Leib keinen Wert mehr, sobald ihn der Geist verlassen hatte. Jene, die es verdienten, weil sie gut gelebt und tapfer gekämpft hatten, würden dereinst in anderer Gestalt zurückkehren.
Quia tröstete sich damit, dass sie ihrer Waffenschwester auf diese Weise vielleicht irgendwann wieder begegnen würde. In kniender Haltung verbeugte sie sich tief und nahm Abschied, dann wischte sie sich mit einer energischen Geste die Tränen aus den Augen.
Die Zeit der Trauer war – zumindest vorerst – vorbei. Quia musste handeln, damit die Mörder ihres Volkes nicht ungestraft davonkamen.
Mit einem schrillen Pfiff rief sie den Reitvogel herbei, der sich etwas abseits am Boden niedergelassen hatte, um sich ein wenig zu erholen. Das zähe Tier reagierte prompt, und als es sich erhob, wirkte es wieder frisch und ausgeruht.
Beruhigend sprach Quia auf den Vogel ein, tätschelte den langen Hals, woraufhin das Tier zutraulich den Kopf senkte und sich an sie schmiegte. Die Amazone wartete, bis es sich an ihren Geruch gewöhnt hatte – dann schwang sie sich auf den Rücken des Tiers.
Der Reitvogel wehrte sich nicht, im Gegenteil – es schien ihn zu beruhigen, dass wieder ein Mensch auf seinem Rücken saß. In Ermangelung von Zaumzeug und Zügel dirigierte die Amazone das Tier, indem sie mit ihren Oberschenkeln Druck ausübte. Der Vogel gehorchte und schlug jene Richtung ein, aus der Quia gerade zuvor gekommen war – zurück zum verbotenen Land.
Doch sie kamen nicht weit, da brach etwas durchs Unterholz des Waldes. Es war kein Raubtier, wie Quia im ersten Augenblick befürchtete, sondern Reiter auf Pferden – Krieger in schwarzen Rüstungen und mit Helmen, die ihre Gesichter gänzlich verbargen.
Bewaffnet waren sie mit Lanzen, an deren Enden das grässliche Banner Kal Anars flatterte.
Der Basilisk …
Ein dumpfer Befehl drang unter einem der Helme hervor, und die Krieger griffen Quia sofort an. Verschreckt wich der Vogel vor den Reitern zurück, die mit ihren Helmen und Eisenpanzern
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