Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Krieger rücklings aus dem Sattel fiel. Dabei blieb er mit dem linken Fuß im Steigbügel hängen und wurde von seinem durchgehenden Pferd davongeschleift.
Die verbliebenen beiden Angreifer trieben ihre Tiere auf die Orks zu. Ihre zerborstenen Lanzen hatten sie fortgeworfen und stattdessen fremdartig aussehende Schwerter mit breiten gebogenen Klingen gezückt, die sie unter lautem Gebrüll über ihren Köpfen schwangen. Einer der beiden sprang aus dem Sattel und Ankluas wie ein Raubtier an, der andere attackierte Rammar vom Pferd aus.
So schnell wirbelte die Klinge des Reiters, dass Rammar Mühe hatte, die Hiebe zu parieren oder ihnen auszuweichen.
Dann stieß die Schwertklinge herab!
In einem Reflex brachte Rammar den saparak hoch und schaffte es im letzten Augenblick, den mörderischen Hieb abzufangen, nur wenige Krallenbreit vor seinem Gesicht. Mensch und Ork versuchten jeweils den anderen zurückzustoßen. Über die gekreuzten Waffen hinweg starrten sie sich dabei an – bis sich Rammar dazu entschloss, den Kampf auf andere Weise zu beenden.
Mit markerschütterndem Gebrüll warf er sich mit seiner ganzen Körpermasse nach vorn, gegen das Pferd seines Gegners. Wiehernd stürzte der Gaul und warf den Reiter ab, der über den abschüssigen Fels rollte. Rammar wollte ihm nicht hinterherlaufen, also schleuderte er kurzerhand den saparak, der den Körper des Krieger durchbohrte, als dieser gerade wieder hochkam.
Rammar grunzte voller Genugtuung – da dämmerte ihm, dass er nun doch würde laufen müssen, um seine Waffe zurückzuholen.
Ankluas lieferte sich mit dem Krieger, der ihn angesprungen hatte, einen nicht weniger heftigen Kampf. Ineinander verschlungen wälzten sich die beiden über den Boden (ein Anblick, der Rammar mit Abscheu erfüllt hatte), bis es dem Menschen gelang, sich einen Vorteil zu verschaffen. Mit der freien Hand bekam er einen Stein zu fassen, schlug damit zu und traf Ankluas am Kopf.
Einen Augenblick lang schien der Ork benommen, doch als der Mensch, noch immer auf ihm hockend, mit dem Schwert ausholte, zuckte Ankluas' narbiges Haupt empor und versetzte dem Gegner eine Kopfnuss gegen den Helm. Benommen ließ dieser das Schwert fallen, worauf Ankluas ihn mit einem einzigen wuchtigen Fausthieb trotz Rüstung erschlug.
Schwer atmend wandten sich die beiden Orks zu Balbok um, der sich in der Zwischenzeit um Quias Bewacher gekümmert hatte – zwei frische Skalpe hingen bereits an seinem Gürtel. Er hob die Amazone vom Rücken des Pferdes und nahm ihr die Fesseln ab.
»Bunais«, hauchte sie. Kaum war sie von den Stricken befreit, umarmte sie ihn dankbar. Und anders als bei ihrem Abschied erwiderte Balbok die Umarmung, so sanft wie er es nur vermochte.
Die Amazone weinte ungehemmt. Tränen rannen in Strömen über ihr nach menschlichen Maßstäben hübsches, jedoch leichenblasses Gesicht, das von Trauer und Schmerz gezeichnet war. Ankluas hatte richtig vermutet: Etwas Schreckliches musste vorgefallen sein …
»Quia«, sagte der Einohrige, »was ist passiert? Wer waren diese Männer?«
»Soldaten aus Kal Anar«, erhielt er flüsternd Antwort. »Sie griffen mich auf, als … als ich …« Erneut brach sie in Tränen aus, und Balbok sprach tröstend auf sie ein. Dass er in der Ermangelung passender Worte das Rezept für bru-mill rezitierte, war nicht so wichtig. Allein ›ihren‹ Bunais sprechen zu hören, schien die Amazone schon zu beruhigen.
»E-es war Zara«, erstattete sie schließlich mit bebender Stimme Bericht, während sie sich zögernd von Balbok löste. »Ich traf sie im Smaragdwald, tödlich verwundet …«
»Zara ist verwundet?«, fragte Ankluas erstaunt.
»Nein«, widersprach Quia kopfschüttelnd. »Sie ist … tot. Sie starb in meinen Armen.«
Balbok schnaubte. »Wer?«, wollte er nur wissen.
»Ich … ich weiß es nicht. Zara sagte etwas von Kriegern der Dunkelheit. Von Kämpfern, die nur aus Kochen bestehen und die eigentlich längst tot sein müssten …«
»Aber sie sind es nicht«, sagte Ankluas beklommen. »Es sind Untote, Kämpfer aus dem Grab, zurückgerufen in die Welt der Lebenden durch dunkle magische Macht.«
»Untote?«, wiederholte Rammar. »Was ist denn das für ein Schmarren? Entweder man ist tot, oder man ist es nicht. Man ist nicht mehr oder weniger tot.«
»Ich habe keinen Grund, an Zaras Worten zu zweifeln«, sagte Quia traurig. »Schwer verletzt entkam sie aus dem Dorf, und sie trug mir auf, Bunais zu suchen.« Erneut stiegen ihr
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