Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
wiederholte, zeigte er zunächst auf die Leichen und dann auf Nestor und Gurn.
»Verstand verloren«, knurrte der Barbar und holte mit der geballten Faust aus. »Besser machen tot.«
»Nein, warte!« Nestor hielt ihn zurück. »Ich glaube, er versucht uns etwas zu sagen!«
Ein jäher Verdacht überkam Nestor, den er sofort überprüfte, indem er die Gehenkten näher in Augenschein nahm. Tatsächlich – die Toten waren keine Bewohner von Kal Anar gewesen, sondern Fremde, Menschen aus dem Westen!
»Ich glaube, wir haben gerade erfahren, was aus den Spionen geworden ist, die König Corwyn ausgesandt hat«, flüsterte er, worauf Gurn ein herzhaftes »Shnorsh« vernehmen ließ.
Der Einheimische winselte einige Worte und versuchte sich loszureißen – Gurn jedoch hielt seinen Arm eisern umklammert.
»Was er wollen?«, fragte der Barbar.
»Ich weiß es nicht.« Nestor zuckte mit den Schultern.
»Warum nicht sprechen wie Mensch?«, knurrte Gurn. »Besser ihm schlagen Schädel kaputt, dann keine Gefahr mehr.«
»Einen Moment noch«, bat Nestor, der im Blick des Gefangenen eine Veränderung bemerkte. Plötzlich schien seine ganze Sorge dem nächtlichen Himmel zu gelten, und Nestor wurde klar, dass der Mann nicht vor ihm und Gurn solche Angst hatte, sondern vor dem, was dort in den Rauchwolken lauern mochte.
Mit einem hässlichen Ziehen in der Magengegend blickte er hinauf – just in dem Augenblick, als ein grässlicher Schrei die Stille der Nacht zerriss!
Aus dem Krater des Vulkans stieg ein Basilisk. Gegen das Lodern aus dem Inneren des Berges konnte man die Silhouette der Kreatur deutlich erkennen. Auf ihren ledrigen Flügeln schwang sie sich in die Lüfte. Zweimal umrundete sie den Schlangenturm, dann stieg sie hoch über die Dächer der Stadt.
»Verdammt, schnell weg hier!«, stieß Nestor hervor.
Auf dem Platz konnten die Raubvogelaugen des Basilisken sie mit Leichtigkeit ausmachen.
Gurn ließ den Einheimischen los, woraufhin der Mann den Kopf zwischen die Schultern zog und wie ein Wiesel davonlief, schnurstracks in eine der angrenzenden Gassen.
»Hinterher!«, zischte Nestor, und Gurn und er folgten dem Mann, wobei sie Mühe hatten, ihn inmitten der engen Gassen, die bald bergab, dann wieder bergauf verliefen und nur spärlich beleuchtet waren, nicht aus den Augen zu verlieren. Erneut hörten sie das Kreischen des Basilisken, und als Nestor einen Blick nach oben riskierte, sah er das Untier dicht über die Dächer der Stadt hinwegziehen. Er stieß eine Verwünschung aus und rannte weiter, dem Kal Anarer hinterher. Der war im nächsten Moment verschwunden. Die Gasse mündete auf eine breite Treppe, die zu beiden Seiten von Hauseingängen gesäumt wurde. Von dem Einheimischen war weit und breit nichts mehr zu sehen.
»Lump geflohen!«, knurrte Gurn. »Besser schlagen Schädel kaputt, ich dir gesagt.«
»Ja«, stimmte Nestor zu, »vielleicht hast du recht …«
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich eine der Türen einen Spalt weit öffnete. Im Dunkel, das dahinter herrschte, erschienen die Züge des Einheimischen. Argwöhnisch blickte er zum Himmel, dann winkte er Nestor und Gurn.
»Nun schau dir das an!«, flüsterte Nestor. »Wie's aussieht, haben wir einen Freund gewonnen.«
Gurn gab ein wenig begeistertes Grunzen von sich. »Besser schlagen Schädel kaputt«, beharrte er, dann folgte er seinem Gefährten ins Innere des Hauses.
Beide mussten sich bücken, um den niedrigen Türsturz zu passieren. Es war nicht wirklich ganz dunkel in dem Haus, doch es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das spärliche Licht gewöhnt hatten, das die glimmende Glut in einer steinernen Feuerstelle spendete. Dann sahen sie, dass der Mann nicht allein im Haus war. Eine Frau und eine Kinderschar waren bei ihm, allesamt ziemlich elend aussehend und in Lumpen gekleidet. Ängstlich starrten sie die Besucher an – vor allem den Eisbarbaren, der sie an Körpergröße fast um das Anderthalbfache überragte und in der Stube nicht aufrecht stehen konnte.
»Schau an«, meinte Nestor. »Wie's aussieht, haben wir gerade Familienanschluss gefunden.«
»Korr«, brummte Gurn – und dem war nichts hinzuzufügen.
Quia war froh, sich wieder unter dem dichten Blätterdach der Smaragdwälder zu befinden. So schwer ihr der Abschied von Bunais und den Seinen auch gefallen war, so erleichtert war sie, die karge Ödnis verlassen zu haben, die sich östlich der Wälder erstreckte.
Die Luft dort war heiß und
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