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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eingehender Betrachtung stellten sie fest, dass es Totenschädel waren, die man auf irgendeine Weise ausgehöhlt und bearbeitet hatte und in denen Talgkerzen brannten. Lodernd und grausig starrten ihre leeren Augenhöhlen in die dunstige Nacht.
    Nicht nur Nestor, selbst der Eisbarbar erschauderte. Kal Anar war kein Ort, an dem man gern verweilte. Ein Gefühl ständiger Bedrohung lag über der Stadt, so wie der Geruch von Schwefel allgegenwärtig in den Gassen hing. Dennoch setzten Nestor und Gurn ihren Weg zielstrebig fort. Durch schmale Straßen und über steile Treppen gelangten sie in immer höher gelegene Bereiche der Stadt, ohne unterwegs auch nur einer Menschenseele zu begegnen.
    »Verdammt, wo sind die alle?« Nestor sprach mehr zu sich selbst als zu seinem Begleiter. »Gibt es denn in dieser Stadt keine Tavernen? Keine Betrunkenen, die spät nachts noch um die Häuser ziehen …?«
    Die Fenster und Türen der Häuser waren verschlossen, nirgends drang Lichtschein nach draußen. Fast hätte man meinen können, durch eine Geisterstadt zu wandern.
    »Dieser Ort gefällt mir nicht«, stellte Nestor fest – und Gurn stimmte mit einem herzhaften Grunzen zu.
    Nach einem nicht enden wollenden Aufstieg über eine enge Treppe, deren Stufen so ungleichmäßig waren, dass die beiden mehrmals ins Stolpern gerieten, gelangten sie endlich auf einen Platz. In der Mitte der freien Fläche waren mehrere Galgen erreichtet, an denen die leblosen Körper mehrerer Männer baumelten.
    »Verdammt, was …?«, brachte Nestor nur hervor, während er fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.
    »Nicht gut«, knurrte Gurn halblaut, mit düsterem Blick auf die elenden Gestalten, die dort hingen. »Wenn Gurn das gewollt, auch in Tirgas Lan bleiben.«
    Damit hatte der Barbar zweifellos recht – um am Galgen zu enden, hätten sie die weite, gefahrvolle Reise nach Osten nicht auf sich zu nehmen brauchen. Ein ungutes Gefühl beschlich Nestor, und jene innere Stimme, die ihm schon einige Male das Leben gerettet hatte, flüsterte ihm eine Warnung zu.
    »Lass uns von hier verschwinden«, raunte er seinem barbarischen Begleiter zu und wollte ihn am Arm packen und wieder in den Schutz der Schatten ziehen – als er unter dem hölzernen Podest, auf dem die Galgen errichtet waren, eine Bewegung wahrnahm.
    Nestors innere Stimme flüsterte nicht mehr nur, sie plärrte laut und schrie Alarm. In einer fließenden Bewegung schlug er seinen Umhang beiseite, riss eines der Messer aus dem Gürtel und schleuderte es in das Halbdunkel. Es gab ein markiges Geräusch, als sich die Klinge ins Holz des Podests bohrte – gefolgt von einem entsetzten Schrei.
    »Los!«, zischte Nestor seinem Kameraden zu, und er und Gurn huschten zum Schafott, um sich den Feind zu greifen. Entsetzt stand der Fremde da und starrte auf die Klinge, die sein rechtes Ohr nur um Haaresbreite verfehlt hatte. Im nächsten Moment hatte Gurn ihn schon gepackt und zog ihn aus seinem Versteck, geradewegs ins Licht der makabren Beleuchtung, die auch um den Platz herum an den Dächern der Häuser angebracht war.
    Es war ein Mann mittleren Alters.
    An seiner gedrungenen Postur, der gelben Haut und den schmalen Augen erkannten Nestor und Gurn sofort, dass es sich um einen Bewohner von Kal Anar handelte, allerdings nicht um eine Wache, wie sie zunächst vermutet hatten: Der Mann war weder bewaffnet, noch trug er Rüstung, sondern lediglich weite Beinkleider und eine ebenso weit geschnittene Jacke, die mit einem Strick zusammengehalten wurde. Der Gesichtsausdruck des Fremden war auch keineswegs feindselig oder hasserfüllt, sondern völlig verängstigt, während der gehetzte Blick seiner schmalen Augen zwischen Nestor und Gurn hin und her flog.
    Dazu stammelte er immer wieder geflüsterte Worte, die freilich keiner der beiden verstand. Den Tonfall allerdings kannte Nestor nur zu gut von seiner früheren Tätigkeit her: So flehten Menschen um ihr Leben …
    »Keine Sorge«, versuchte er dem panisch vor sich hinmurmelnden Einheimischen klar zu machen. »Wir werden dir nichts tun, verstanden? Aber du musst uns sagen, was hier vor sich geht. Wer sind die Männer, die hier hingerichtet wurden?«
    Keine Antwort – der Mann verstand die Eindringlinge genauso wenig wie umgekehrt.
    »Wer waren diese Männer?«, wiederholte Nestor und deutete auf die Gehenkten.
    Ein Blitzen in den schmalen Augen des Kal Anarers deutete an, dass er verstanden hatte. Mit einer Geste, die er mehrmals

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