Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
einen Furcht erregenden Anblick boten.
Quia hob ihren Speer und schleuderte ihn dem vordersten Angreifer entgegen – aber das feuergehärtete Holz prallte wirkungslos von der Brustplatte des Kriegers ab.
Im nächsten Moment waren die Häscher auch schon heran.
Quia schlug um sich, vermochte gegen die Panzerung ihrer Gegner jedoch nichts auszurichten.
Plötzlich zuckte der Schaft einer Lanze herab und traf sie an der Schläfe. Quia fühlte sengenden Schmerz – und verlor das Bewusstsein.
Schwärze überkam sie, und sie fiel vom Rücken des Reitvogels, landete im weichen Laub und blieb reglos liegen. Das Letzte, was sie vernahm, war höhnisches Gelächter …
8.
ANN KOMHARRASH UR'SNAGOR
Am Abend des darauf folgenden Tages kehrte die Patrouille zurück – jene zehn Lanzenreiter aus Kal Anar, die die Orks schon am Vortag beobachtet hatten. Erneut gingen Rammar, Balbok und Ankluas in Deckung, damit sie nicht entdeckt wurden, und beobachteten von ihrem Versteck aus die vorbeiziehenden Soldaten.
Und dann stockte ihnen der Atem!
Die Soldaten zerrten einen großen Reitvogel an einer Kette hinter sich her, und zwei der Reiter, die das Tier flankierten, fanden es offenbar spaßig, es mit ihren Speeren zu malträtieren und zu quälen. Dann entdeckten die Beobachter in der Mitte des Zugs eine junge Frau mit rotem Haar, die gefesselt auf einem Pferd saß, die Brust unverhüllt und das Gesicht eine steinerne Maske.
»Quia!«, entfuhr es Balbok heiser.
Den Orks sträubten sich die Nackenborsten, als sie ihre Führerin erkannten. Offenbar war Quia auf dem Heimweg ins Dorf von der Patrouille aufgegriffen und gefangen genommen worden. Aber wieso? Und wo kam der Reitvogel plötzlich her?
»Im Amazonendorf muss etwas passiert sein«, vermutete Ankluas. »Etwas Furchtbares.«
»Was bringt dich darauf?«, wollte Rammar wissen.
Der Einohrige bedachte ihn mit einem undeutbaren Blick. »Nenn es ein Gefühl.«
»Na klar.« Rammar schnitt eine Grimasse, denn mit seinen Worten hatte Ankluas soeben auch den letzten Zweifel ausgeräumt: Bekanntlich verfügten die ochgurash'hai nämlich über mehr Gefühl als jeder andere Ork!
»Wir müssen Quia befreien!«, sagte Balbok.
»Was?« Rammar glaubte, sich verhört zu haben.
»Wir müssen Quia befreien!«, wiederholte Balbok.
»Umbal, findest du, dass das ein guter Witz ist?«
»Wieso?«, fragte Balbok verständnislos.
»Weil Orks ihren asar nicht für eine hergelaufene Menschin riskieren!«, belehrte ihn sein fetter Bruder.
»Aber sie ist nicht irgendeine Menschin«, wandte Balbok ein. »Sie ist meine Tochter!«
»Was?« Rammar schnappte nach Luft, und er hatte Mühe, auch weiterhin zu flüstern. »Das ist der größte Ogermist, den du je von dir gegeben hast. Die Menschin ist nicht deine Tochter!«
»Ist sie wohl, denn ich bin Bunais.«
»Ist sie nicht! Und du bist nicht Bunais!«
»Wer sagt das?«
»Ich, verdammt noch mal!«
»Und woher weißt du das?«
»Weil du ein Ork bist, und damit Schluss!«
»Woher willst du das wissen?«
»Hä?« Rammar starrte ihn ungläubig an.
»Woher willst du das wissen?«, wiederholte Balbok seine Frage. »Vielleicht haben die Mädels ja recht, und ich bin tatsächlich ihr Stammhalter.«
»Es heißt Stammvater«, verbesserte Rammar zornig. »Dir ist das giftige Zeug, das hier aus allen Löchern quillt, zu Kopf gestiegen! Schau mich an. Was bin ich?«
»Ein Ork«, antwortete Balbok ohne Zögern.
»Korr. Und Ankluas hier, was ist der?«
»Auch ein Ork«, erwiderte Balbok.
»Jedenfalls mehr oder weniger«, knurrte Rammar.
»Was willst du damit sagen?«, fragte Ankluas erschrocken, und es hatte ganz den Anschein, als fühle er sich durchschaut.
»Gar nichts«, wich Rammar der Frage aus. »Nur dass mein Bruder vollständig übergeschnappt ist. Ein Ork zu sein ist dem feinen Herrn wohl nicht mehr gut genug. Man wäre auf einmal lieber ein Mensch und …«
»Das hab ich nicht gesagt«, verteidigte sich Balbok. »Ich meine nur, dass es keinen Unterschied macht, ob ich Bunais bin oder nicht. Die Amazonen glauben, dass ich es bin, und sie verlassen sich auf mich.«
»Und?«
»Und deshalb werde ich Quia befreien«, kündigte Balbok an – und ehe Rammar noch einmal widersprechen konnte, sprang der hagere Ork über die Felsen, die Axt in beiden Klauen, und setzte mit riesigen Schritten den Hang hinab, unter dem die Reiter passierten.
»Neeeiiin!«, schrie Rammar verzweifelt und raufte sich sein spärliches Haar. »Was macht dieser
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