Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
als vielmehr mit dem, der du einmal warst.«
»Das ist lange her …«
»Nicht zu lange, um sich zu erinnern. Weißt du noch? Die glücklichen Tage, die wir in Shakara verbrachten? Damals war dein Herz hell und rein wie das Eis und frei von …«
»Genug!«, fiel er ihr mit wüstem Gebrüll ins Wort. »Ich will nichts mehr davon hören!«
»Warum? Weil du die Wahrheit nicht hören willst? Weil es dich an deinen Taten zweifeln lässt?«
»Nein – weil ich nicht ertrage, was für ein elender Heuchler ich war. Jetzt bin ich frei, zu tun und zu lassen, was mir gefällt. Wer sich mir in den Weg stellt, wird vernichtet, und du bildest keine Ausnahme, Alannah. Mach dich bereit zu sterben!«
»Ich bin bereit«, versicherte die Elfin gefasst – und spürte den tödlichen Luftzug, als der weit geöffnete Schnabel des Basilisken auf sie zuschoss …
»Shnorsh!«, platzte es aus Rammar hervor. »Lasst uns abhauen, aber schnell!«
Mit Kriegsgeschrei drangen die Horden aus den Tunneltoren – berittene Krieger in schwarzen Rüstungen und Untote mit klappernden Knochen. Zudem tauchten Bogenschützen auf den Wehrgängen auf und ließen Brandpfeile von ihren Sehnen schnellen, die lodernd in den Himmel stiegen und die Nacht erhellten.
Nestor und Quia hatten bereits begriffen, was die Stunde geschlagen hatte, und rannten Hals über Kopf davon – die Schrammen, die sie sich bei ihrem Sturz zugezogen hatten, spürte sie kaum mehr. Auch Rammar und Balbok nahmen die Beine in die Hand, liefen hinaus in das schwarze Hügelland, in der Hoffnung, dort einen Felsspalt oder eine Mulde zu finden, um sich verkriechen zu können.
Sehr groß war die Hoffnung allerdings nicht.
Der Boden unter ihren Füßen zitterte, als die Reiter heransprengten – behelmte Krieger, die ihre Visiere geschlossen und die Lanzen gesenkt hatten. Und der Strom der Berittenen, die aus dem Südtor drängten, wollte gar kein Ende mehr nehmen. Auch die Horde der Untoten, die sich aus dem anderen Tor ergoss, wurde größer und größer – unzählige Krieger, deren bleiche Knochengerippe im Glutschein des Vulkans zu leuchten schienen, schwärmten aus und verteilten sich auf breiter Front, ehe sie weiter den Berg hinabstürmten: Menschen, Elfen, Zwerge und Orks, sogar ein paar Trolle waren darunter, deren Skelette die der übrigen Knochenkrieger ein Gutteil überragten.
»Mal ganz ehrlich«, stieß Balbok im Laufen hervor, »ist das nicht ein bisschen viel Aufwand für uns?«
»Wer weiß«, entgegnete Rammar unbescheiden. »Vielleicht hat sich bei denen ja rumgesprochen, dass Rammar der Rasende in die Stadt eingefallen ist. Das würde den Aufmarsch erklären …«
Ein durchdringendes Kreischen übertönte in diesem Augenblick das Geschrei der Verfolger und den donnernden Hufschlag der Pferde. Von jäher Furcht ergriffen, blickte Rammar über die Schulter nach hinten – und sah gleich mehrere Basilisken aus dem Krater des Anar steigen, mit ihren Flügeln schlagend und von Feuerschein beleuchtet. Der dicke Ork zählte einen, zwei, drei von ihnen – dann waren seine Zählkünste auch schon am Ende. Sicher war nur, dass es iomash waren.
Viele …
»Du hast recht, Balbok«, gab Rammar bereitwillig zu, während er sich bemühte, noch schneller zu laufen, dem flachen Grat entgegen, der sich ein Stück voraus quer durch die steinerne Landschaft zog. »Das ist nun wirklich zu viel der Ehre, selbst für Rammar den Rasenden!«
Kreischend stiegen die Basilisken hoch über den Vulkan, um dann jäh die Flugrichtung zu ändern. Wie Raubvögel, die Beute erspäht hatten, stießen sie steil nach unten, und obwohl sie sich davor hüteten, sich nach den Basilisken umzudrehen und ihnen in die Augen zu blicken, merkten die Flüchtenden, wie sich die Ungeheuer näherten – denn die Angst, die ihre Herzen erfasst hatte und sie mit eiserner Faust zu zerquetschen drohte, nahm sprunghaft zu.
Schon hatten die Monster das Heer der Untoten überflogen und die Lanzenreiter überholt, und jagten weiterhin auf die Flüchtenden zu.
»Eigentlich hat Rammar der Rasende gar nichts gegen Kal Anar!«, rief Rammar in seiner Not, während er weiterrannte. »Balbok der Brutale hat viel mehr von euren Kriegern erschlagen als ich, müsst ihr wissen …«
Dann waren die Schlangenvögel heran, nur wenige Schritte, bevor die Flüchtenden den Grat erreicht hätten.
»Runter!«, schrie Nestor.
Alle vier warfen sie sich auf den harten felsigen Boden und warteten darauf, dass sich
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