Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
beizukommen, das schienen auch Corwyns Krieger zu wissen – erst wenn ihr Kopf nicht mehr auf den Schultern saß oder die Schädel zerschmettert waren, gaben sie Ruhe.
Unter wüstem Gebrüll ließ Balbok seine Zwergenaxt kreisen und lachte dabei schallend – dies war genau das, wonach er sich im ewiggleichen Mief des bolboug gesehnt hatte!
Quia und Nestor fochten nicht weniger mutig und erbittert, und auch Corwyn kämpfte in vorderster Reihe. Zusammen mit seinen beiden Leibwächtern stürzte sich der König in die Schlacht. Vom Rücken seines Pferdes aus, dessen Brust mit Metallplatten gepanzert war, verteilte er wuchtige Schwerthiebe, unter denen nicht wenige Knochenkrieger zusammenbrachen.
Rammar rechnete es Corwyn hoch an, dass er auch seinen eigenen asar zu Felde trug, statt die Schlacht nur aus sicherer Distanz zu verfolgen. Kaum war es ihm gelungen, die vordere Reihe seiner Gegner zu zerbrechen, trieb Corwyn sein Pferd weiter nach vorn. Das Tier bäumte sich auf und schlug mit den Vorderhufen, trat mehrere Feinde zu Boden, die sich jedoch, wenn auch mit zerschmetterten Knochen, wieder erhoben, um weiterzukämpfen. Nur wenn ein Huftritt einen bleichen Totenschädel zerschmetterte oder vom Rumpf schlug, blieb der Gegner reglos liegen.
Daran, dass auch untote Orks unter den Angreifern waren, störte sich weder Rammar noch Balbok, der dem saobh verfallen war – genau wie Ankluas gesagt hatte, war dies keine Schlacht zwischen unterschiedlichen Rassen, sondern zwischen dem, was lebte, und dem, was eigentlich tot war. Das Ziel der Schlacht war weder die Mehrung von Macht noch der Gewinn von Reichtümern – sondern das pure Überleben.
»Grüß mir Kurul!«, stieß Rammar zwischen gefletschten Zähnen hervor, als er den Axthieb eines untoten Artgenossen mit der eigenen Axt blockte. Der untote Unhold lachte hohl – aber nicht lange. In einem Ausbruch roher Kraft stieß Rammar ihn von sich, wodurch der Knochenkrieger ins Taumeln geriet, und noch ehe er sich wieder gefangen hatte, ruhte sein Haupt nicht mehr auf seinen Schultern. Der klobige Schädel rollte davon und geriet unter die Hufe von Corwyns Pferd, die ihn zermalmten.
Der König hielt einen Augenblick inne. Er stieß das Visier zurück und blickte über die Schulter, hob die Schwerthand zum verabredeten Zeichen.
Daraufhin schossen aus den Reihen der Bogenschützen drei Brandpfeile mit grünem Feuer steil in die Höhe …
Baron Yelnigg sah das Signal, das leuchtend und hell aufstieg und für einen kurzen Moment am Himmel zu stehen schien, ehe es wieder hinabfiel und dabei verlosch.
Drei grüne Pfeile.
Das Signal zum Angriff.
Ein harter Kloß hatte sich in der Kehle des Barons gebildet. Er stand auf dem Achterdeck des königlichen Flaggschiffs, einer Kriegsgaleere mit gepanzertem Rumpf und Katapulten, sowie einem Turmaufbau, auf dem sich die Bogenschützen drängten. Bis zuletzt hatte Yelnigg einen inneren Kampf ausgetragen: Sollte er auf Corwyns Angriffsbefehl reagieren, wenn er erfolgte? Sollte er tatsächlich alles riskieren – für einen Mann, der ihn besiegt und entmachtet hatte?
Die unwillkürliche Antwort lautete Nein – aber Yelnigg wusste sehr wohl, dass sie von Eifersucht und verletztem Stolz diktiert wurde. Corwyn hatte ihn besiegt und als Herrscher der Insel Olfar entmachtet. Es grenzte an Wahnsinn, einem solchen Mann, einem Feind, in die Schlacht zu folgen und vielleicht sogar sein Leben für ihn zu lassen.
Doch trotz aller Gründe, die Yelnigg hatte, Corwyn zu hassen – er konnte es nicht.
Der König von Tirgas Lan hatte etwas an sich, das Yelnigg gefiel. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte Corwyn großen Mut gezeigt, und er hatte ihm sein Vertrauen erwiesen, indem er ihm den Oberbefehl über die Angriffsflotte übertragen hatte. So etwas tat man nicht, um jemanden herabzusetzen oder zu demütigen, sondern um ihn als Verbündeten und Freund zu gewinnen.
Eine innere Stimme sagte dem Baron, dass es Corwyn nicht mehr darum ging, seinen Besitz und seine Macht zu mehren, indem er die Reiche Erdwelts unter seiner Herrschaft vereinte. Corwyn verfolgte eine Vision, er glaubte an Ideale und daran, dass eine neue Ära des Friedens unter allen Völkern anbrechen konnte, so wie einst unter den Elfen.
Egal, wie unerreichbar seine Ideale erscheinen mochten – Yelnigg teilte Corwyns Träume, und er war bereit, alles dafür zu geben, dass sie eines Tages Wirklichkeit wurden.
Entschlossen hob der Baron die Hand und gab das
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