Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
beiden Heere an, die in Laufschritt verfielen und auf den Grat zustürmten. »Hier wird jeden Augenblick die Hölle losbrechen, und wir sind mittendrin! Wir werden sterben!«
»Wenn das unsere Bestimmung ist …«, erwiderte sie nur. Sie ließ ihre Schwerter durch die Luft wirbeln und nahm Aufstellung auf dem Felsgrat, blickte dem Feind gefasst entgegen.
»Aber ich … ich liebe dich!«, rief Nestor in seiner Not. »Ich will nicht, dass du stirbst – und ich habe es mit dem Sterben auch nicht so eilig. Wir könnten fliehen und ein schönes Leben führen …«
»Ich liebe dich ebenfalls«, erwiderte Quia, »und zu gerne würde ich mit dir fliehen. Aber vor diesem Feind gibt es keine Flucht. Die Schlacht muss hier und jetzt geschlagen werden – oder was den Amazonen widerfahren ist, wird auch das Schicksal anderer Völker sein!«
Der ehemalige Attentäter seufzte. Noch vor Kurzem hätte er über Quias naiv klingende Worte nur gelacht, aber die Dinge hatten sich geändert. Er hatte sich geändert. Inzwischen wusste Nestor, was Treue, Kameradschaft und Aufopferungsbereitschaft bedeuteten. Der Mensch, der er einst gewesen war, existierte nicht mehr. Ein neuer Nestor von Taik war in den letzten Tagen geboren worden – dessen Leben leider nicht mehr allzu lange dauern mochte …
»Also schön«, erklärte er sich dennoch bereit und bezog neben der Amazone Stellung. »Für Erdwelt – und für Gurn!«
»Für Gurn!«, bestätigte Balbok und stellte sich mit gefletschten Zähnen zu den beiden, die Zwergenäxte zum Kampf erhoben.
»Heißt das, du willst ebenfalls bleiben?«, fragte Rammar entsetzt.
»Korr«, erwiderte sein Bruder grimmig. Er hatte Blut gerochen und brannte darauf, sich in die Schlacht zu stürzen. »Außerdem kommen wir hier eh nicht mehr weg …«
Balbok hatte recht. Corwyns Heerflügel mit der Reiterei hatten den Grat inzwischen erreicht und stürmten darüber hinweg, den feindlichen Lanzenreitern entgegen – die Orks und ihre Begleiter waren eingeschlossen.
»Verdammter shnorsh!«, maulte Rammar. »Was hat König Kopfgeldjäger vor?«
»Er plant einen Zangenangriff und versucht, von beiden Seiten Keile in das Heer Kal Anars zu treiben«, erklärte jemand von oben herab. »Auf diese Weise will er verhindern, dass immer noch mehr feindliche Krieger auf das Schlachtfeld drängen!«
Rammar fuhr herum und schaute auf – und erblickte Corwyn, der zusammen mit den Soldaten der königlichen Garde den Grat erreicht hatte, hoch zu Ross und in voller Rüstung, das Wappen Tirgas Lans auf der Brust.
»Hast du etwas gegen meinen Plan einzuwenden?«, fragte er den fetten Ork.
»Allerdings«, entgegnete Rammar entschieden, auf einen Gruß ebenso verzichtend wie der König. »Wenn der Vorstoß deines Fußvolks in der Mitte nicht rasch genug erfolgt, wird deine stolze Reiterei als Basiliskenfutter enden, so viel steht fest.«
»Was schlägst du vor?«
»Was wohl? Du brauchst ein paar Orks in deinen Reihen!«
»Hast du dabei an jemand bestimmten gedacht?«, fragte der König grinsend.
»Spar dir dein dämliches Geschwätz!«, maulte Rammar, während er sich neben seine Gefährten stellte. Den saparak stieß er vor sich mit der Spitze in den Boden und nahm eine von Balboks Zwergenäxten entgegen. Im Kampf gegen die Untoten war eine Axt die bei weitem effektivere Waffe. »Ich weiß nicht, warum mein Bruder und ich für dich immer wieder unsere asar'hai riskieren, König Kopfgeldjäger.«
»Vielleicht, weil wir Freunde sind?« Corwyn klappte das Helmvisier nach unten und zog sein Schwert in Erwartung der Untoten, die in Scharen die Anhöhe heraufkrochen.
»Zieh keine voreiligen Schlüsse!«, blaffte Rammar zurück. »Orks haben keine Freunde!«
In diesem Moment waren die ersten Knochenkrieger heran.
Seine ganze Frustration, dass er umgekehrt war, um seinen Bruder zu retten, statt sich den Schatz zu krallen und abzuhauen, legte Rammar in einen einzigen wuchtigen Hieb mit der Axt und enthauptete gleich zwei Skelettkämpfer auf einmal. In weitem Bogen flogen ihre Schädel davon, was wie ein Angriffssignal wirkte – denn im nächsten Augenblick begann das Hauen und Stechen zwischen den feindlichen Heeren.
Corwyns Zwergenkrieger, seine Schwertkämpfer und sein übriges Fußvolk drängten nach, während die Untoten scharenweise auf sie einstürmten. Die Bogenschützen und die Speerwerfer hielten sich zurück, ebenso wie die Pikeniere. Mit Geschossen und reinen Stichwaffen war diesem Gegner nicht
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