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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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offenbar nicht die geringsten Gedanken machte, wurde Rammar das Gefühl nicht los, dass sie vorgeführt wurden. Wie ein düsterer Schatten legte sich dieser Gedanke über sein ohnehin nicht sehr sonniges Gemüt, und auch eine Gruppe singender Gnomenkrieger, die wild zappelnd um das Feuer tanzten, mit über den Schultern verschränkten Armen und abwechselnd die Beine werfend, konnte seine Stimmung nicht heben.
    »Nun«, erkundigte sich König Bovl im Überschwang der festlichen Stimmung, die nicht nur ihn, sondern auch seine Untertanen ergriffen hatte, »wie gefällt euch unsere Feier, meine Freunde?«
    »Großartig«, log Rammar, worauf der König seinen Leuten ein Zeichen gab und die Tänzer noch ein wenig höher hüpften.
    Nachdem ihre Darbietung beendet war, traten Musikanten auf, die auf einer Reihe typischer Gnomeninstrumente – Rammar sah eine Schädeltrommel, eine Knochenlaute und mehrere Darmflöten – zu einem Reigen aufspielten, zu dem nun die Frauen und Kinder um das Feuer tanzten.
    Während Balbok auch dieser Narretei etwas abgewinnen konnte, wurden Rammars narbige Züge immer verdrießlicher. Zur Fratze jedoch gerieten sie, als einige der Gnomenfrauen auf ihn zukamen und ihn aufforderten, sich ihnen beim Tanz anzuschließen.
    »Douk!«, wehrte er entschieden ab und schüttelte das klobige Haupt. »Das kommt nicht in Frage.«
    »Aber es ist eine große Ehre, dem Reigen der Kriegerinnen beizutreten«, wandte König Bovl irritiert ein.
    »Wenn schon – ein Ork aus echtem Tod und Horn tanzt nicht, verstanden? Allenfalls bringt er andere zum Tanzen und …«
    Der Rest des Satzes blieb ihm im Rachen stecken, denn wider Erwarten sprang sein Bruder auf, gesellte sich zu den kichernden Gnominnen und begann, gemeinsam mit ihnen in aberwitzigen Verrenkungen um das Feuer zu springen.
    »Dein Bruder tanzt aber doch«, stellte der König mit einiger Zufriedenheit fest.
    »Korr«, musste Rammar zähneknirschend zugeben, »offensichtlich …«
    Es blieb nicht die einzige Demütigung, die er an diesem Tag, der sich mit Fortschreiten der Feier allmählich dem Abend zuneigte, über sich ergehen lassen musste. Während Balbok mit naiver Freude bei der Sache war, begnügte sich Rammar damit, eine böse Miene zum guten Spiel zu machen – sowohl, als sie beide zu Ehrenmitgliedern des Stammes ernannt wurden, als auch, als der Eintopf serviert wurde, der es weder geschmacklich noch an Schärfe mit einem halbwegs gelungenen bru-mill aufnehmen konnte. Was Balbok jedoch nicht davon abhielt, das Zeug kübelweise in sich hineinzuschütten.
    Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, und der grau bewölkte Himmel hatte sich von Westen her tiefrot verfärbt, als sich etwas Unerwartetes ereignete. Erst glaubte Rammar noch, der Gnomenkrieger, der schreiend und völlig aufgelöst aus dem Wald und auf den Dorfplatz stürzte, wäre Teil einer neuen Darbietung. Aber dann sah er, dass der Gnom nur noch eine Hand hatte – von der anderen war nur noch ein trauriger Stumpf übrig, den der Gnom jammernd an sich presste und aus dem schwallweise grünes Blut pulsierte. Rammar wurde klar, dass dies nicht mehr zur Festlichkeit gehörte – so dämlich, sich aus Lust und Laune zu verstümmeln, waren nicht einmal die Grünen …
    Völlig entkräftet und mit vor Schmerz verzerrten Zügen brach der Gnom vor seinem König zusammen. Die keuchenden Laute, die er hervorstieß, waren für die Orks nicht zu verstehen, aber sowohl Balbok als auch Rammar sahen das wachsende Entsetzen, das sich in der Miene Bovls des Achten niederschlug.
    »Was ist?«, wollte Rammar wissen, nachdem der Bote seinen Bericht beendet hatte – einige seiner Artgenossen schleppten den Verletzten davon.
    Augenblicke lang schien Bovl nicht in der Lage zu antworten. Totenstille war auf dem Dorfplatz eingekehrt, aller Augen waren auf den König gerichtet.
    »Die Legion«, flüsterte er dann fast unhörbar.
    »Was?«
    »Die Legion«, wiederholte er. »Die Dunkle Legion …«
    »Was soll das sein?«, fragte Rammar, dessen Stirn sich in blankem Unverständnis zerknittert hatte.
    »S-sie ist auf dem Weg hierher«, sagte der König, als hätte er Rammars Frage gar nicht gehört. »Wir müssen fliehen – sofort!«
    »Was?«, rief Rammar. »So plötzlich? Aber wieso …?«
    Der Gnomenkönig beachtete ihn tatsächlich nicht mehr. Wie von einer giftigen Schlange gebissen, schoss er in die Höhe und rief etwas mit lauter, sich überschlagender Stimme – und einen Lidschlag

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