Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
später war nichts mehr, wie es eben noch gewesen war.
Die Gnomen verfielen in helle Panik. Wie aufgeschrecktes Federvieh stoben sie auseinander und rannten in alle Richtungen davon, Frauen wie Kinder, Krieger wie Alte. Sogar den Kessel mit dem Eintopf ließen sie – zu Balboks größtem Unverständnis – treulos im Stich.
»Was ist denn los?«, erkundigte er sich ratlos bei seinem Bruder.
»Ich weiß es nicht«, brummte Rammar, »aber wenn du mich fragst, sollten wir es ihnen gleichtun und schleunigst verschw…«
Plötzlich war donnernder Hufschlag zu hören, das umgebende Dickicht platzte auf, und Scharen bis an die Zähne bewaffneter Kämpfer stürzten daraus hervor, einige zu Pferd, die meisten jedoch zu Fuß. Sie waren schlank und groß, überragten die Gnomen um das Drei- bis Vierfache, und sie trugen glänzende schwarze Rüstungen, deren Schulterpartien mit Dornen versehen waren. Die Visiere der Helme waren geschlossen, sodass die Gesichter der Angreifer nicht zu erkennen waren. Wie ein Sturmwind fegten sie über die Lichtung und hielten mit ihren langen, leicht gebogenen Klingen blutige Ernte unter den Gnomen.
»Bloß weg hier!«, brüllte Rammar, der sah, wie sich einer der Grünblütigen unter wirbelnden Säbelhieben gewissermaßen in seine Bestandteile auflöste. Nie hätte er gedacht, dass ihn der Tod eines Gnomen jemals betroffen machen könnte – in diesem Augenblick jedoch war dies der Fall.
Die Orks fuhren herum und flüchteten ins Dickicht, das zum Glück nicht fern war. Kopfüber sprangen sie in die Wand aus dichtem Farn, die sie aufnahm und verschlang. Atemlos in ihrem Versteck kauernd, beobachteten die Brüder, was weiterhin geschah.
Die Angreifer – wer immer sie waren – schienen es nicht darauf abgesehen zu haben, die Dorfbewohner allesamt zu massakrieren. Nachdem sie einige von ihnen niedergemetzelt hatten, trieben sie den Rest wie eine Herde Vieh auf dem Dorfplatz zusammen. Nicht einer der Gnomenkrieger leistete, sehr zu Rammars Verdruss, auch nur einen Funken Widerstand. Stattdessen streckten sie die Waffen.
Die Reihen der schwarz gerüsteten Kämpfer, die sie umzingelt hatten und sie mit ihren Klingen bedrohten, teilten sich, und eine hochgewachsene Gestalt ritt auf die Gnomen zu. Sie trug zu Helm und Rüstung noch einen schwarzen Umhang und blickte geringschätzig auf die Gnomen herab, die alle betreten zu Boden starrten und am ganzen Körper zitterten vor Angst.
»Ur'asartul«, knurrte Balbok, dem die Arroganz des Reiters missfiel. »Wer ist der Kerl?«
»Woher soll ich das wissen?«, zischte Rammar.
In diesem Augenblick klappte die Gestalt auf dem Rappen das Visier des Helms nach oben, als wollte sie Balboks Frage beantworten. Die Gesichtszüge, die darunter zum Vorschein kamen, waren aschgrau, und die mandelförmigen Augen verrieten allzu deutlich, welcher Sorte Wesen der Reiter und seine Krieger angehörten …
»Sul-hai'coul«, ächzte Rammar. »Elfen! Dachte ich's mir doch, dass sie ihre spinnendürren Finger im Spiel haben!«
»Tatsächlich«, raunte Balbok. »Aber das sind keine gewöhnlichen Schmalaugen«, fügte er mit Blick auf die dornenbestückten schwarzen Rüstungen hinzu.
»Korr!«, stimmte Rammar zu. »Endlich sind diese hässlichen Kerle mal ordentlich angezogen!«
Der Anführer der Elfen ergriff das Wort. Da er sich einer fremden Sprache bediente, verstanden die Orks nicht, was er sagte. Sein Tonfall jedoch war unverhohlen drohend, und immer wieder gebrauchte er das Wort dun'ras, was immer es bedeuten mochte.
König Bovl, der sich zunächst unter seinen Untertanen versteckt hielt und sich erst zeigte, als die Elfen offenbar drohten, ansonsten ein paar der Gnomenkinder in Stücke zu schneiden, hielt den Kopf gesenkt und zitterte am ganzen feisten Körper. Worum auch immer es bei der Unterhaltung gehen mochte, es war klar ersichtlich, wer das Sagen hatte. Widerstrebend wandte sich Bovl daraufhin seinen Leuten zu und hielt eine kurze Ansprache. Dann schritt er die Reihen seiner Untertanen ab und suchte einige von ihnen aus.
Zögernd und mit Furcht in den gelben Augen traten die Ausgewählten vor, worauf sie sofort von den Elfenkriegern in Empfang genommen wurden. In Windeseile legte man ihnen Ketten an und führte sie ab …
»Nun sieh dir das an«, raunte Rammar seinem Bruder in unverhohlener Bewunderung zu. »Ist das zu glauben? Diese Schmalaugen haben eine wahre Schreckensherrschaft errichtet.«
»Korr«, stimmte Balbok zu.
»Elfen
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