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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Funke genügte, um die soeben erstickte Flamme des saobh neu zu entfachen.
    »So wollen wir das Fest sofort beginnen!«, rief der Gnomenkönig begeistert und schickte einige Worte in seiner eigenen Sprache hinterher, worauf das eben noch so verschlafen wirkende Dorf schlagartig zum Leben erwachte.
    Die Türen der Kugelhütten flogen auf, und Dutzende kleiner grüner Leiber setzten daraus hervor und drängten auf den Dorfplatz. Ein Gnomenkrieger stieß in ein langes, mehrfach gewundenes Horn, das einen entsprechend zerknitterten Ton von sich gab, und es kamen noch mehr Gnomen herbeigeeilt, nicht nur Krieger und Handwerker, sondern auch Frauen und Kinder. Aus allen Himmelsrichtungen strömten sie herbei, krochen aus verborgenen Ritzen und Löchern, was Rammars Vorurteile bezüglich der Behausung von Gnomen zumindest teilweise bestätigte.
    Im Nu wurde auf dem Dorfplatz Holz angehäuft und ein Feuer entzündet, das Rammar noch immer misstrauisch beäugte. In den Kessel, den die Gnomen herantrugen, wurden jedoch nur gammelige Tierkadaver geworfen, sodass sich der Ork wieder beruhigte.
    Die Unterbrechung ihres Alltags, der anders als bei den Orks aus harter Arbeit zu bestehen schien, war für die Gnomen eine willkommene Abwechslung; nicht einer war dabei, der nicht den Eindruck erweckt hätte, mit Freuden an der Feier teilzunehmen. Allenthalben wurde Balbok und Rammar freundlich zugenickt, tätschelte man ihre Waden oder bedachte sie mit breitem Lächeln, das zuvorkommend wirken sollte, Rammar aber jedes Mal zusammenzucken ließ, wenn Reihen spitzer gelber Gnomenzähne sichtbar wurden.
    Balbok hingegen schien mit alldem keine Probleme zu haben. Bereitwillig ließ er sich von Fovl zu seinem Ehrenplatz geleiten, von wo aus er den Feierlichkeiten beiwohnen sollte, zusammen mit König Bovl und einigen der Ältesten, verhutzelten Gnomen, die so gebückt gingen, dass sie die Köpfe fast zwischen den Knien trugen, und deren Haut wie bemooste Baumrinde aussah. Dass die bislang stets gültigen Regeln des Fressens und Gefressenwerdens an diesem Ort keine Gültigkeit zu haben schienen, störte den hageren Ork nicht weiter.
    Leise vor sich hin maulend, folgte Rammar seinem Bruder; das Fest war unterdessen schon in vollem Gang. Holzleitern waren an den Kessel gelegt worden, auf deren obersten Sprossen mehrere Gnomenfrauen standen und mit langen Löffeln im Kessel rührten. Der Geruch, der von dem eigenwilligen Eintopf ausging, hätte Menschen vermutlich den Magen umgedreht – das etwas anders gelagerte Geschmacksempfinden eines Orks fand durchaus Gefallen daran.
    »Hast du gesehen?«, fragte Balbok, als sich Rammar neben ihm niederfallen ließ und dabei um ein Haar einen unvorsichtigen Gnom zerquetschte.
    »Was soll ich gesehen haben?«
    »Die haben die Viecher einfach so in den Topf geworfen. Mit Fell und Zähnen und allem Drum und Dran.«
    »Und?«
    »Keine schlechte Idee, oder?«, meinte Balbok und war begeistert. »Dadurch spart man viel Zeit. Ich sag dir, Rammar, von den Grünblütigen können wir noch was lernen.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Korr.«
    Rammar verzichtete darauf, direkt zu antworten. Seine Erwiderung bestand aus einer Reihe knurrender und grunzender Laute, die sich nicht direkt in Worte übertragen ließen, aber ziemlich misslaunig klangen – und das, obwohl Rammar eigentlich zufrieden und glücklich hätte sein müssen. Nicht nur, dass ihnen das Schicksal erspart blieb, im Magen gefräßiger Gnomen zu enden, sie waren vermutlich auch die ersten Orks, denen das zweifelhafte Vergnügen zuteilwurde, an einem Festessen der Grünblütigen teilzunehmen und dabei nicht der Hauptgang zu sein.
    Dennoch stimmte etwas nicht.
    Der dicke Ork vermochte es nicht zu benennen, aber irgendetwas störte ihn. So froh er darüber war, Kuruls dunkler Grube einmal mehr entkommen zu sein, so sehr missfiel ihm, wie es dazu gekommen war. Es war nicht recht, an diesem Feuer zu sitzen, in trauter Einheit mit den Gnomen, denn es lief allen Regeln zuwider, die Rammar in seinem Leben gelernt hatte und die sich in seinen Schädel eingehämmert hatten.
    Die Gesetze der Natur schienen an diesem seltsamen Ort keine Gültigkeit zu haben, und das behagte ihm nicht, denn es roch – abgesehen vom Kadavereintopf, der seinen beißenden Gestank über die Lichtung verbreitete – für seinen Geschmack entschieden zu sehr nach übernatürlichem Wirken.
    Oder um es in aller Deutlichkeit zu sagen: nach Elfenzauber!
    Während sich Balbok darüber

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