Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
nicht.«
»Ich bin Dalach, Zweiter Dun'ras der Insel – und ich schätze es nicht, von niederen Kreaturen verspottet zu werden!«
»Ver-verständlich«, stotterte Rammar.
»Wo kommt ihr überhaupt her?«
»Von ziemlich weit«, antwortete der feiste Ork ausweichend.
»Offenbar.« Der Dun'ras nickte. »Es ist lange her, dass ich euresgleichen in freier Wildbahn gesehen habe.«
»In – in freier Wildbahn?« Balbok horchte auf. »Was heißt das?«
»Das heißt, dass wir nach all den Jahrhunderten, in denen ihr nichts anderes getan habt, als zu fressen und zu saufen, endlich eine sinnvolle Verwendung für euch gefunden haben.«
»Eine sinnvolle Verwendung?« Verwirrt wandte sich Balbok an seinen Bruder. »Was meint er damit, Rammar? Was ist falsch daran, zu fressen und zu saufen?«
»Ich weiß nicht, welchem überaus gnädigen Schicksal ihr es zu verdanken hattet, dass ihr bis zum heutigen Tag frei herumlaufen konntet«, sagte der Elf mit bösem Lächeln, »aber ab jetzt ist es damit vorbei – ihr werdet arbeiten, genau wie alle anderen eures Volkes.«
»A-arbeiten?«, fragte Rammar fassungslos.
»Allerdings«, bestätigte der Anführer der Elfen. »Kraft meines Amtes verurteile ich euch zu lebenslanger Zwangsarbeit, abzuleisten in den Minen von Crysalion.« Dann wies er seine Leute an: »Abführen und in Ketten legen!«
»Einen Augenblick«, bat sich Rammar aus, als einige der Elfenkrieger Balbok packten und auch er ergriffen werden sollte. »Da muss ein Irrtum vorliegen!«
»Ein Irrtum?« Der Dun'ras hob verwundert eine Braue.
»Orks arbeiten nicht«, erklärte Rammar kategorisch. »Weder aus Zwang noch aus sonst einem Grund.«
»Wie du willst«, sagte der Elf gelassen. »Dann werde ich euch eben bei lebendigem Leibe häuten und mir aus deiner räudigen Pelle ein paar neue Stiefel machen lassen. Und anschließend …«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Rammar schnell. »Vielleicht gibt es ja doch den einen oder anderen Grund, aus dem Orks arbeiten.«
»Korr«, stimmte Balbok zu. »Vielleicht …«
6.
MINRAS'HAI UR'KRO
Es musste eine Art Strafkommando sein – anders konnte sich Rammar weder das ungewöhnliche Erscheinungsbild der Elfen noch ihr Auftreten erklären.
Alle Schmalaugen, denen er bislang begegnet war, waren – Königin Alannah vielleicht einmal ausgenommen – zerbrechliche weißhäutige Kreaturen gewesen, deren Schöngeisterei und memmenhaftes Rumgeseire ihm gehörig auf die Nerven gegangen waren. Diese Elfen jedoch waren offenbar aus einem ganz anderen Holz geschnitzt, waren rüde, grausam, ungerecht und gnadenlos und hätten Rammar eigentlich sympathisch sein müssen, hätte sich ihre Feindseligkeit nicht auch gegen ihn gerichtet.
Das Gespür des feisten Orks für höhere Autoritäten sowie die Bereitschaft, im Notfall jegliches Gefühl für Stolz zu unterdrücken und sich zu unterwerfen, hatte ihm schon häufig das Leben gerettet – dieses Mal jedoch schien er damit nicht weit zu kommen. Auch dafür verdienten die Elfen im Grunde Bewunderung – auch wenn es schwerfiel, jemanden zu bewundern, der einen in rostiges Eisen legte, das tief in die Haut schnitt und sich bei jedem Schritt klirrend und schwer in Erinnerung brachte.
Nicht nur die Orks und die Gnomen, auch einige Kobolde schritten in der Reihe der Gefangenen, die von den Elfen durch den Urwald geführt wurden, wie Perlen zu einer Kette aufgefädelt, und den Abschluss bildete ein humpelnder Höhlentroll. Offenbar waren auch der Troll und die Kobolde vom Anführer der Schmalaugen zu Zwangsarbeit verurteilt worden – darauf ließen jedenfalls ihre betrübten Mienen und der glanzlose Blick ihrer Augen schließen. Auch Rammar erschien die Aussicht, den Rest seiner Tage unter Tage schuften zu müssen, nicht gerade verlockend, aber immerhin war er am Leben, und das war doch schon mal etwas. Auch wenn er noch immer der Ansicht war, dass er die Gefangennahme hätte verhindern können, wäre ihm nicht ein gewisser anderer Ork in den Rücken gefallen.
»Was meinst du, Rammar?«, ließ sich Balbok halblaut vernehmen, kaum dass Rammar an ihn gedacht hatte; er ging in der Kolonne direkt hinter ihm. »Wohin sie uns wohl bringen?«
»Woher soll ich das wissen?«, schnappte Rammar. Er wandte den Kopf und starrte seinen Bruder an. »Nenne mir nur einen Grund dafür, weshalb ich dir nicht den Schädel von den Schultern reißen und ihn dir in deine dämliche Visage werfen sollte! Das alles haben wir nur dir zu
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