Die Orks - Blutjagd - Nicholls, S: Orks - Blutjagd - Orcs - Bad Blood (3): Inferno
Andere Einwohner flochten Seile oder deckten die Dächer neu. Zusätzliche Befestigungen wurden errichtet.
Durch dieses lebhafte Treiben wanderten zwei Ork-Kinder. Sie waren Brüder. Der Ältere war vier, der Jüngere drei Jahre alt. Beide trugen schön gearbeitete Beile. Es waren kleinere Versionen der Waffen, welche die Erwachsenen besaßen, aber sie waren ebenso scharf, und wehe dem, der versuchen sollte, den Brüdern die Waffen wegzunehmen. Nicht, dass so etwas irgendeinem Ork in den Sinn gekommen wäre.
Getrieben von Langeweile, Neugierde und einer gewissen Angst, streiften die Kinder ziellos umher. Die Eltern waren ihnen genommen worden, und auch wenn man sich um sie kümmerte, sie fühlten sich verloren und waren quengelig. Sie waren achtloser als in der Gegenwart
von Erwachsenen, die ihren Respekt genossen und auf sie achteten. Das zeigte sich an ihren mit Schlamm verkrusteten Stiefeln und den schmutzigen Kniebundhosen.
Der Jüngere der beiden lief noch nicht so sicher wie sein Bruder. Genau wie die Kinder vieler anderer Völker torkelte er wie ein kleiner Betrunkener und stolperte gelegentlich sogar. Erst wenn er hinfiel und nicht mehr selbst aufstehen konnte, reichte ihm sein Bruder die Hand.
Sie sahen zu, wie die Dächer repariert, die Zäune geflickt und der Schutt aus dem Brunnen geholt wurde. Einige grüßten sie mit einem Nicken oder ein paar beiläufigen Worten, die meisten ignorierten die Kinder. Ihre Angebote zu helfen wurden mit grobem Gelächter oder scharfen Worten abgewiesen. So blieb ihnen nichts weiter, als zu gaffen.
»Da seid ihr ja!«
Sie drehten sich um, als sie die vertraute und nicht eben willkommene Stimme hörten. Der Häuptling Quoll näherte sich ihnen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war er ein großer und kräftig gebauter Ork. Den Kindern kam er unglaublich alt vor. Er war mit Armreifen, Ringen und Halsketten aus Leopardenzähnen geschmückt, die seinen Rang symbolisierten, und von dem üblichen Gefolge von Verwandten und Handlangern umgeben.
Nun baute er sich vor den Kindern auf, und seine Anhänger schauten zu. »Wo wart ihr?«, fragte er.
»Genau hier«, entgegnete Corb.
»Du bist der Ältere. Es ist deine Pflicht, auf deinen Bruder aufzupassen.«
»Das tut er doch!«, protestierte Janch.
Quoll warf ihm einen eisigen Blick zu, dem der Junge sogar standhielt, auch wenn es ihm nicht gelang, in gleicher Münze zurückzuzahlen. »Nach der Verfassung zu urteilen, in der ihr euch befindet, bin ich da nicht so sicher. Was habt ihr getan?«
»Wir haben nur gespielt.« Corb wollte sich nicht festlegen.
»Hm. Eher habt ihr wohl die anderen Leute gestört.«
»Nein, haben wir nicht«, murmelte Janch. Jetzt starrte er seine Füße an.
»Es ist an der Zeit, die Kinderspiele zu vergessen«, verkündete der Häuptling wichtigtuerisch. »Da eure Eltern verloren sind …«
»Das sind sie nicht!«, protestierte Corb.
»Nicht schon wieder. Hört mir genau zu, ihr beiden. Wenn man erwachsen werden will, dann muss man lernen, das hinzunehmen, was einem die Götter aufbürden. Ihr müsst euch damit abfinden, dass sie verschwunden sind.«
»Sag das nicht!«
»Es ist die Wahrheit, Corb. Das musst du doch endlich einmal einsehen.«
»Nein. Sie sind nicht tot. Ich weiß, dass sie nicht tot sind. Es ist mir egal, was du sagst.«
»Woher willst du das wissen?«
»Sie sind große Krieger. Niemand kann sie töten. Ich … ich fühle es einfach.«
Janch stimmte seinem Bruder mit heftigem Nicken zu.
Quoll seufzte und sprach etwas milder weiter. »Gewiss, Stryke hat oft seine Tapferkeit unter Beweis gestellt, und Thirzarr war ihm an Mut und Geschicklichkeit ebenbürtig. Schau nur, welchen Preis die Angreifer zahlen mussten, die sie verschleppt haben. Aber schau dir auch die Kommandantin dieser Truppe an, die Hexe.«
Corb und Janch schauderten, denn sie erinnerten sich an die Geschichten, die ihre Mutter ihnen über die Hexe erzählt hatte. Der Überfall hatte es dann bestätigt.
Auch Quoll erinnerte sich noch genau an den wilden Angriff, doch er beherrschte sich, und er beschloss, Stryke nicht im Angesicht seiner Kinder zu kritisieren, auch wenn er halb von der Schuld des Vaters daran überzeugt war, dass sie alle dem Untergang nur mit knapper Not entronnen waren. »Gegen jemanden wie sie zu kämpfen ist, als wollte man gegen den Sturm anpissen«, erklärte er. »Sogar für einen Ork. Ich bewundere eure Loyalität und euren Glauben an eure Eltern, aber man soll sich nicht zu
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