Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
Brelan blickte kurz zu der Wachstube hinüber. »Wenn wir sie nicht schnell herausholen, sind sie den Folterknechten der Eisenhand ausgeliefert. Sie sind gute Patrioten und treue Kämpfer, aber irgendwann werden sie reden. Das könnte ein harter Schlag für uns sein.«
Stryke nickte und knuffte Brelan gleich darauf, weil sich einige Priester des Helixordens in vollem Ornat
einen Weg durch die Menge bahnten. »Es scheint, als bekämen wir es nicht nur mit dem Militär zu tun.«
»Wo steckt denn euer Mensch?«, fragte Brelan gereizt.
»Er ist nicht mein Mensch. Außerdem ist er … warte mal. Da kommt er schon.«
Pepperdyne tauchte auf. Er trug eine gestohlene Offiziersuniform, die ihnen auch schon bei früheren Gelegenheiten gute Dienste geleistet hatte. Coilla und zwei Kämpferinnen der Füchsinnen begleiteten ihn mit zwei Schritt Abstand, so als führe er sie.
»Die Frauen sollten Ketten tragen«, meinte Brelan. »Das wäre überzeugender.«
»Das würden nicht einmal die zahmen Orks von Acurial schlucken«, widersprach Stryke. »Es sei denn, du willst, dass die Menge ihn in Stücke reißt.«
»Na gut. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass ich mal einem Menschen viel Glück wünschen würde. Es ist Zeit, dass die Dinge in Gang kommen.«
Stryke nickte und hob eine Hand vor den Mund, als müsste er ein Husten unterdrücken. Die Vielfraße in der Nähe, die es gesehen hatten, gaben das Signal weiter. Brelan tat das Gleiche bei den Angehörigen des Widerstands. Der wortlose Befehl ging durch die ganze Menge.
Pepperdyne näherte sich mit seinen Begleiterinnen der Wachstube. Unterwegs stellte sich ihnen niemand in den Weg, doch sie ernteten reichlich feindselige Blicke und hin und wieder sogar eine böse Bemerkung.
Die Gaffer waren allerdings etwas verwirrt, und viele beruhigten sich wieder, weil die Frauen ihm offenbar ohne äußeren Zwang folgten. Ihre instinktive Passivität und der Gehorsam, den man ihnen eingeprügelt hatte, veranlasste die meisten sogar, den Weg freizugeben.
Der falsche Offizier hielt den Blick fest aufs Ziel gerichtet und ging ohne Eile weiter. Die Orkfrauen in seinem Gefolge ignorierten die auf sie gemünzten Rufe der Menge.
Die auf dem Platz postierten Rebellen hatten Anweisung, sich zurückzuhalten, bis Pepperdyne die Wachstube erreicht hatte. Kurz danach würden sie in Aktion treten.
Inzwischen hatten der Mensch und seine angeblichen Gefangenen den Rand der Menge erreicht, wo sich eine dünne Linie von Soldaten aufgestellt hatte. Dahinter schloss sich bis zur Wachstube ein etwa dreißig Schritte weiter freier Raum an.
Coilla schob sich an Pepperdyne heran. »Vergiss nicht, dass du ein Offizier bist. Benimm dich entsprechend. «
»Darauf wäre ich im Traum nicht gekommen«, zischelte er sarkastisch zurück. »Und jetzt überlass das Reden mir.«
Sie starrte seinen Rücken an.
Die Soldaten, die die Menge zurückhielten, akzeptierten Pepperdyne sofort. Sie salutierten und machten ihm und den Frauen Platz. Die Posten vor der Tür der
Wachstube waren nicht ganz so leicht zu überzeugen. Offenbar überraschte es sie, den unbekannten Offizier und sein Gefolge zu sehen. Sie waren angespannt und schauten misstrauisch drein.
Als Pepperdyne sie fast erreicht hatte, rief einer der Wächter: »Halt!«
Der Mann, der gesprochen hatte, trat vor und ließ sich nach kurzem Zögern zu einem flüchtigen militärischen Gruß herab. Er war klein und drahtig, hatte einen bleistiftdünnen Schnurrbart und ein Gesicht, das Pepperdyne an ein Nagetier erinnerte. Die Streifen wiesen ihn als Feldwebel aus.
Pepperdyne erwiderte den Salut so lässig, wie es hoffentlich seinem Rang entsprach. Er wollte etwas sagen, doch der Feldwebel kam ihm zuvor.
»Kann ich Euch irgendwie helfen … Herr?« Seine Stimme klang durchaus misstrauisch.
Pepperdyne warf sich in die Brust. »Ich habe hier noch drei Gefangene, die Ihr zu den anderen stecken könnt.«
»Ich habe keine solche Anweisung bekommen.«
»Die bekommt Ihr jetzt.«
»Auf wessen Befehl?«
»Reicht Euch mein Rang nicht aus? Übrigens tätet Ihr gut daran, auf angemessene Weise mit Euren Vorgesetzten zu reden.«
»Ja, Herr.« Es war ein Lippenbekenntnis und klang beinahe aufsässig. »Meine Anweisung ist allerdings unumstößlich. Ich darf ohne offizielle Anweisung
keine Gefangenen hier aufnehmen. Das bedeutet, ich brauche einen direkten Befehl von einem unmittelbaren Vorgesetzten oder eine schriftliche Genehmigung von …«
Pepperdyne deutete auf
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