Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
versuchte es noch einmal und hackte wild auf den Arm des Wesens ein. Mit dem dritten Schlag hatte er ihn abgetrennt. Wieder stieg eine Staubwolke auf, der Arm löste sich, und nun konnte Stryke von der Seite gegen den Untoten drücken und ihn weit genug wegrollen, um sich zu befreien. Rasch kam er wieder auf die Füße.
Auch das Wesen richtete sich auf. Mit leblosen Augen sah es sich um und entdeckte den abgetrennten
Arm. Es bückte sich, hob ihn auf, wog ihn wie eine Keule und torkelte auf Stryke zu. Stryke griff sofort wieder an und stach dem Wesen die Klinge in die Brust. Sie stieß kaum auf Widerstand und brach im Rücken wieder heraus. Abermals wallte Staub. Stryke riss das Schwert zurück und wich ein paar Schritte weit aus. Der Untote folgte ihm unbeeindruckt. Stryke machte sich bereit, erneut anzugreifen.
Nun aber tauchte Haskeer auf und schob sich zwischen sie. »Der gehört mir«, knurrte er und drehte sich zu dem Wesen um. »Geh du nur.« Nachdem er sich unter einem Hieb mit der körpereigenen Keule weggeduckt hatte, hackte und schlug er auf den Untoten ein.
Stryke rannte zur offenen Tür der Kutsche und sprang hinein.
Drinnen saß Jennesta allein auf der Bank. Ihre Miene hätte man beinahe heiter nennen können.
Er ergriff die Gelegenheit und stieß ihr das Schwert ins Herz.
Es kam ihm vor, als hätte seine Klinge einen Amboss getroffen. Der Aufprall erschütterte seinen Arm und dann den ganzen Körper. Noch nie hatte er solche Schmerzen verspürt. Er stellte sich vor, dass es sich ungefähr so anfühlen musste, wenn ihn ein Dutzend Giftschlangen gleichzeitig beißen würden. Die magische Energie, eine böse und üble Kraft, strömte durch ihn und peinigte jede Faser seines Körpers.
Es warf ihn zurück, er landete mit dem Rücken zur
gegenüberliegenden Sitzbank auf dem Boden. Die Schmerzen flauten ab.
Jennesta war von einer halb durchsichtigen Aura eingehüllt, die an die flimmernde Luft eines Sommertags erinnerte. Über die Schutzhülle wanderten strahlende violette Flecken, die sich ständig verlagerten, miteinander verschmolzen und sich neu bildeten. Stryke war sofort klar, dass er mit einem gewöhnlichen Schwert gegen diesen Zauber nichts ausrichten konnte.
»Glaubst du wirklich, ich sei völlig ungeschützt?«, bemerkte sie.
»Es war einen Versuch wert«, knirschte er. Dabei musste er gegen die anerzogene Erfurcht und seine Angst vor ihren Kräften ankämpfen.
Sie lachte. Es war ein beunruhigender Laut.
»Deine Rasse bringt unvergleichliche Kämpfer hervor, aber sobald es darum geht zu denken, seid ihr alles andere als hervorragend.«
»Wenn Klugheit bedeutet, so zu werden wie du, dann bleibe ich lieber dumm«, erwiderte er trotzig.
»Unverschämter Hund!« Sie machte eine Bewegung, als wolle sie einen unsichtbaren Ball werfen.
Ein Schlag, so mächtig wie der erste Schock, von dem er sich gerade erholt hatte, traf ihn mit voller Wucht. Er biss sich auf die Lippe, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien.
»Bist du gekommen, um mich zu töten?« Es klang, als führe sie ein ganz belangloses Gespräch.
Er schwieg.
»Oder hast du es auf eine andere Beute abgesehen?«, fuhr Jennesta fort. Unwillkürlich huschte ihr Blick zu einem gut gefüllten Seidenbeutel, der neben ihr auf dem Sitz lag.
Stryke hatte ihn noch nicht bemerkt und gab sich Mühe, ihn nicht anzuschauen. »Dein Tod ist der schönste Preis, den ich mir überhaupt vorstellen kann.«
»Dann mangelt es dir wirklich an Fantasie, du armer Tropf.« Wieder machte sie die Geste.
Ein weiterer Schlag ihrer psychischen Kraft traf ihn. Die Schmerzen setzten jede Zelle seines Körpers in Brand. Er spürte es in den Knochen und in den Zähnen und wusste, dass er nicht mehr viel ertragen konnte. Immer vorausgesetzt, sie tötete ihn nicht.
»Deine Sicht des Universums ist deprimierend und beschränkt«, fuhr sie fort. »Du erkennst nicht mehr als einen kleinen Schimmer der Wahrheit. Wenn du nur so klug wärst zu begreifen, wie viel mehr hinter dem steckt, was du die Wirklichkeit nennst.«
Stryke fand ihre Bemerkung ausgesprochen seltsam, doch andererseits war dies nicht das erste Mal, dass er ihre Äußerungen bizarr und unverständlich fand. Auch dazu schwieg er.
»Warum mache ich mir überhaupt die Mühe?«, fragte Jennesta. »Du und die anderen von deiner Art besitzen den Scharfsinn von Würmern. Kaum zu glauben, dass ich einmal der Ansicht war, mein Hauptmann Stryke könnte sich eines Tages über den viehischen Zustand heraus
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