Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
dass wir uneins sind, was Eure Politik angeht, Gnädigste.«
»Ich dulde keinen Widerspruch. Ich sage meinen Untergebenen, wo sie Fehler begangen haben, und sie fügen sich meinem Willen. So geht das.« Sie warf verzweifelt den Kopf zurück. »Oh, warum verschwende ich nur meine Worte an Euch? Und nicht nur an Euch. Das ganze System hier ist durchsetzt von viel zu viel Eigensinn, und Ihr seid nicht der einzige Schuldige. Das wird sich allerdings radikal ändern.«
»Gnädigste?«
Vor ihrer Tür ertönte ein Geräusch. Es war eigentlich kein Klopfen, sondern eher ein scharfes Kratzen. Gleich darauf ging die Tür auf, und zwei untote Leibwächter schlurften herein. Sie schleppten etwas, das in eine dunkle Decke gehüllt war, einem Grabtuch nicht
unähnlich. Sie ließen das Bündel vor Jennestas Füßen fallen und schauten sie an wie treue Hunde, die ihrer Herrin einen großen Knochen gebracht hatten.
»Ah«, sagte sie. »Die ersten Früchte meiner Reformen. «
Statt die Aufgabe ihren unbeholfenen Dienern zu überlassen, kniete sie selbst nieder und öffnete das Bündel. Was sie freilegte, erschütterte Hacher bis ins Mark.
»Bruder … Grentor?«, murmelte er und wusste nicht einmal, ob seine Vermutung zutraf.
Seine Unsicherheit wuchs, sobald ihm bewusst wurde, in welcher Verfassung sich der Leichnam des Geistlichen befand. Er war schrecklich verstümmelt, und zu Hachers Entsetzen waren einige Körperteile anscheinend sogar abgenagt worden. Gut möglich, dass Jennesta ihren Untoten einen Leckerbissen vorgeworfen hat, vermutete er.
»Ihr seid entsetzt, General?«
»Aber … aber natürlich bin ich erschüttert. Was ist geschehen? Wurde er ein Opfer der Rebellen?«
Die Frage war ein verzweifelter Ausdruck seiner Hoffnung, es könne so sein, weil er die einzige andere Möglichkeit lieber nicht ins Auge fassen wollte.
»Nein, er fiel mir zum Opfer«, erwiderte sie gelassen und bestätigte damit seine ärgsten Befürchtungen. »Der Anführer des Ordens war in einem ebenso gefährlichen Geisteszustand wie das Militär. Es war an der Zeit, für eine Veränderung zu sorgen.«
»Aber das ist doch gewiss eine sehr grobe Art und Weise, dies zu erreichen.«
»Es ist die einzige Art und Weise«, gab sie mit zusammengebissenen Zähnen zurück. »Ich sage es Euch noch einmal: Eine Demonstration der Rücksichtslosigkeit ist der einzige Weg, um seine Untertanen in Schach zu halten. Warum sollte ich untätig zuschauen, wie der Helixorden endlos lange tratscht und zankt und palavert, bis dann doch wieder nur ein neuer Grentor auftaucht, der den Platz dieses Schwächlings hier einnimmt? Es war weitaus besser, die Angelegenheit rasch zu entscheiden und ihnen zugleich eine heilsame Lektion zu erteilen.«
Wieder gab es ein Geräusch, dieses Mal klopfte jedoch jemand energisch und laut an.
»Herein!«, rief sie.
Hachers Adjutant Frynt trat ein und verneigte sich knapp vor Jennesta.
Der General war verwundert, ihn hier zu sehen. »Frynt? Ich dachte, Ihr hättet heute im Westen zu tun.« Frynt antwortete nicht, und Hacher blickte zu Grentors sterblichen Überresten. »Ich fürchte, der Bruder hatte ein sehr unglückliches …«
»Keine Sorge«, unterbrach Jennesta ihn. »Er weiß es bereits.«
»Ich … ich verstehe nicht, Gnädigste.«
»Begrüßt den Gouverneur der Provinz Acurial und den Oberkommandierenden der Truppen.«
»Soll dies bedeuten, dass …«
»Ihr seid hiermit Eurer Aufgaben und Ämter entbunden, Hacher. Frynt tritt Eure Nachfolge an.«
Hacher wandte sich an seinen ehemaligen Adjutanten. »Frynt? Ist das wahr?«
»Es tut mir leid, Herr.« Das entsprach sicher nicht der Wahrheit. »Doch ein Diener des Reichs kann sich nicht verweigern, wenn das Vaterland ihn ruft.«
»Und wenn es seinen eigennützigen Interessen dient. Ich dachte, Ihr wärt loyal.«
»Das bin ich, Herr. Ich diene dem R…« Jennesta fing seinen Blick ein. »Ich diene unserer Herrin Jennesta und dem Reich. Das ist nichts Persönliches.«
»Wie könnt Ihr so etwas gutheißen?« Hacher deutete auf den toten Grentor. »Wie kann man einen solch bestialischen Tod rechtfertigen?«
»Die Herrin Jennesta hat mich überzeugt, dass Veränderungen notwendig waren, die mit … mit einem gewissen Nachdruck in Angriff genommen werden mussten.«
»Ich hätte mehr von Euch erwartet, Frynt. Ihr enttäuscht mich.«
»Dann wisst Ihr ja, was ich Euch gegenüber empfinde«, sagte Jennesta. »Es ist sinnlos zu streiten. Wir wollen uns das bitte
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