Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
Ein Trommelfeuer von Ziegelsteinen, Dachschindeln, Töpfen und einigen Pfeilen kam wie ein tödlicher Regen herunter.
Als die feindlichen Truppen einander nahe genug waren, um in den Gesichtern der Gegner Furcht, Blutdurst, Wut und düstere Vorahnungen auszumachen, ging der Kampf ernstlich los.
Die beiden Parteien rannten gegeneinander an und gingen in wildem Gemetzel ineinander auf.
In der letzten Zeit hatte es fast täglich ähnliche Schlachten gegeben, und diese ereignete sich nun im Zentrum der Stadt. Nahe genug am Zentrum jedenfalls, dass man sie von der Festung von Taress aus wenn schon nicht beobachten, aber immerhin doch deutlich hören konnte.
Für Jennesta und Hacher, deren Quartiere in den höchsten Stockwerken der Festung lagen, bildete der Kampflärm mittlerweile ein beinahe stetiges Hintergrundgeräusch. Nicht, dass sie bewusst hinhörten. Was sich in Jennestas Gemächern abspielte, war viel wichtiger als die Schlacht da draußen.
»Nun? Ich warte.« Sie verschränkte empört die Arme vor der Brust.
»Mir ist nicht ganz klar, was Ihr von mir erwartet, Gnädigste«, erwiderte der General.
»Ja, und genau das ist das Problem, nicht wahr? Vielleicht könntet Ihr damit beginnen, dass Ihr mir erklärt, was Ihr gegen die Anarchie da draußen zu unternehmen gedenkt.« Sie deutete zum Fenster.
»Bei allem Respekt, Gnädigste, die gegenwärtige Situation ist doch vor allem durch die Ermordung der Frau entstanden, welche die Orks ihre Oberste nannten. Man könnte fast meinen, es sei eine Tat gewesen, die eigens die Unruhen verstärken sollte …«
»Stellt Ihr etwa meine Methoden infrage?«
»Ich fürchte, das muss ich tun, Gnädigste. Schon vor dem Tod der Obersten haben einige unserer Maßnahmen die Lage in dieser Provinz nur noch verschlimmert. Diese Entwicklung habt Ihr, wie ich feststellen muss, gefördert.«
»Auf einmal findet Ihr den Mut! Es ist eine Schande, dass Ihr diese Entschlossenheit nicht gezeigt habt, als Ihr Peczans Interessen verteidigen solltet.«
»Ich habe im Dienst des Reichs stets so gewissenhaft gehandelt, wie es mir nur möglich war«, erwiderte er gereizt.
»Nein. Ihr glaubt das vielleicht, doch erreicht habt Ihr überhaupt nichts. Eure Entscheidungen haben alles untergraben, was hier hätte getan werden müssen. Was ein kompetenter Befehlshaber längst getan hätte.«
Hacher ließ seinem Unmut freien Lauf. »Vor Eurer Ankunft, Gnädigste , hatten wir eine Lage, mit der wir zurechtkommen konnten. Erst Eure … Eure Eingriffe haben eine Situation heraufbeschworen, die sich mit normalen Polizeiaktionen nicht mehr bewältigen lässt.«
»Ich will Euch sagen, wo das Problem wirklich liegt, Hacher.« Sie zählte es an den mit Ringen geschmückten Fingern ihrer Hand ab. »Ihr habt den rebellischen Geist dieser Tiere unterschätzt. Ihr habt ihre Fähigkeit zu Gewalttaten nicht erkannt, obwohl ich es Euch gesagt habe. Ihr habt Eure Truppen liederlich geführt. Ihr habt mit Euren internen Machtkämpfen gegen den Helixorden die Einsatzfähigkeit der Truppen des Reichs gefährdet. Vor allem habt Ihr Euch störrisch einzusehen geweigert, dass die Eingeborenen dieses gottverlassenen Landes sich nur eine klare Machtdemonstration wirklich zu Herzen nehmen. Kurz und gut, Ihr seid das Problem, General.«
»Seht doch, wohin uns diese übermäßigen Machtdemonstrationen geführt haben, Gnädigste. Werft einen Blick auf die Straßen. Seht, was Ihr mit Eurer Stärke und Brutalität erreicht habt.«
»Zu wenig Brutalität, die viel zu spät gekommen ist! Ich muss mich doch sehr über Euch wundern. Ihr standet im Ruf, ein Gouverneur zu sein, der sich nicht von Gefühlsduselei beirren lässt. Du meine Güte, man nannte Euch die Eisenhand . Dennoch schreckt Ihr davor zurück, die harte Hand aus dem Samthandschuh zu ziehen.«
»Verwechselt meine Einwände nicht mit Nachsicht, meine Teuerste. Ich spreche keineswegs aufgrund moralischer Bedenken. Ich würde die gesamte Einwohnerschaft Acurials hinrichten lassen, wenn es unseren Zwecken föderlich wäre. Ich hätte selbst befohlen, die Oberste zu töten, wenn ich überzeugt gewesen wäre, dass es unseren Zielen dient. Meine Einwände betreffen ausschließlich die Frage, ob wir die richtige Strategie ergriffen haben. Eure Maßnahmen und nicht zuletzt die Ermordung Sylandyas haben die Atmosphäre vergiftet und beanspruchen unsere Kräfte nun aufs Äußerste. «
»Ihr werdet es wohl nie verstehen, was?«
»Ich würde es lieber so ausdrücken,
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