Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
Kameraden. Die Truppe nahm diese Entscheidung mit einem gewissen Unmut zur Kenntnis.
Zu ihrem Entsetzen mussten die Vielfraße feststellen, dass sich einige Orks auf die Seite der menschlichen Besatzer schlugen. Es waren nicht viele, und sie bekannten sich nicht etwa offen dazu, sondern wirkten als fünfte Kolonne und als Informanten. Die Rebellen mussten dringend etwas dagegen unternehmen, dass diese Verräter die Moral der Widerständler untergruben.
Chillder und Brelan waren über diese Entwicklung besonders schockiert, denn sie hatten ihre Mitbürger immer als Patrioten gesehen. Daher gingen die beiden mit ertappten Verrätern ganz besonders hart ins Gericht. All dies fügte der ohnehin schon chaotischen Situation noch weitere unbekannte Faktoren hinzu.
Die wachsende Zahl der Widerstandskämpfer führte auch dazu, dass sich die Art der Angriffe auf die Besatzer veränderte. Es gab immer noch zahlreiche Guerillaaktionen, doch mit der Zeit fanden auch immer häufiger große konventionelle Gefechte statt. In diesen Situationen war die Erfahrung der Vielfraße von unschätzbarem Wert.
Eine Woche nach dem Tod Sylandyas, die inzwischen von vielen aus dem Volk als Märtyrerin verehrt wurde, stand die Kriegertruppe auf einer Hauptdurchgangsstraße von Taress. Hinter ihnen war eine mehrere Hundert Köpfe starke Kampfeinheit der Aufständischen versammelt, teils in Lumpen und schlecht bewaffnet, aber ausgesprochen blutdurstig.
Vor ihnen, einen starken Lanzenwurf entfernt, waren
ebenso viele menschliche Milizionäre angetreten. Sie waren besser organisiert und ausgerüstet, aber nicht daran gewöhnt, gegen Wesen vorzugehen, deren Kampfgeist gerade erst erwacht und von daher noch ungebrochen war.
Im Augenblick beschränkte sich die Auseinandersetzung auf Drohungen, Beschimpfungen und Scheinangriffe. Die Vielfraße kannten sich mit diesen Täuschungsmanövern, ehe der Kampf wirklich begann, bestens aus.
»Was meinst du, wie sie sich schlagen werden?« Coilla deutete mit dem Daumen auf die Reihen hinter ihnen.
»Was ihnen an Erfahrung fehlt, werden sie durch ihre Wut mühelos wettmachen«, meinte Stryke.
»Trotzdem, die meisten von ihnen werden umkommen«, murmelte Haskeer. »Verdammte Amateure.«
»Selbst eine legendäre Heldentruppe kann ohne Heer keine Revolution gewinnen«, erwiderte Stryke.
Jup platzte vor Lachen heraus.
»Was ist dein Problem, Pisspott?«, fauchte Haskeer.
»Ich stehe direkt neben dem größten Helden.«
»Ich sterbe gleich vor Lachen.«
»Kümmere dich nicht um ihn, Jup«, sagte Coilla. »Er ist noch immer ganz aus dem Häuschen, weil er gestern einen Menschen getötet hat.«
»Warum? Was ist daran so Besonderes?«
»Es war kein Soldat.«
»Was war er denn?«, fragte Pepperdyne.
»Ein Steuereinnehmer.«
Pepperdyne dachte einen Moment darüber nach. »Tja, dann hat’s doch nicht gerade den Falschen getroffen. «
Die anderen murmelten zustimmend.
»Wann geht das hier endlich los?«, wollte Dallog wissen, als er die feindlichen Reihen musterte.
»Ja«, krähte Wheam. »Wann können wir kämpfen?« Er fuchtelte mit seinem Schwert herum.
»Pass auf mit dem Ding!«, protestierte Haskeer. »Du stichst noch jemandem die Augen aus!«
»Es wird bald beginnen«, erklärte Stryke. »Achte gut auf deine Grünschnäbel, Dallog.« Er blickte zu den Rekruten der Truppe, die sie auf Ceragan angeworben hatten. Alle waren angespannt und bleich. »Besonders auf den da.« Er nickte in Wheams Richtung.
Wheam war darüber nicht begeistert.
»Es wird schon gutgehen«, versicherte Dallog ihm und machte offenbar gute Miene zum bösen Spiel.
»Nun kommt schon, haut los.« Spurral pochte ungeduldig mit ihrem Stab aufs Pflaster.
»Deine Frau will was zu tun bekommen, Kurzarsch«, bemerkte Haskeer. Es klang durchaus bewundernd.
»Ja, und sie wird es an dir auslassen, wenn es nicht bald losgeht«, meinte Jup.
»Passt auf«, warnte Coilla. »Sie rücken vor.«
Die Menschentruppe näherte sich ihnen. Sie hielten Disziplin und kamen dicht gestaffelt.
»Vorstoß!«, brüllte Stryke und hob die Klinge.
Erheblich unordentlicher rückte nun auch die Orktruppe vor, doch ihre Leidenschaft war nicht zu verkennen. Sie trommelten auf die Schilde und stießen Kriegsrufe aus.
Als die Menschen schneller wurden und ebenfalls zu rufen begannen, stellte sich heraus, dass die Orks verborgene Verbündete hatten. Von Dächern und aus hohen Fenstern warfen die Bürger Gegenstände auf die menschlichen Besatzer herab.
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