Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
ausgekostet hatte, dachte sie über den zweiten Punkt nach.
Der Überraschungsangriff, den sie mit überwältigenden Kräften und der Unterstützung ihrer Magie geführt hatten, war ein voller Erfolg gewesen. Jetzt brannte die Siedlung. Einige Kreaturen kämpften noch, wie es bei dieser Art zu erwarten war, doch es handelte sich nur noch um isolierte Widerstandsnester. Da das Lager im Randbereich lag, hatte es hier ohnehin nicht viele gegeben, die es verteidigen konnten. Sogar Jennesta hätte gezögert, ehe sie sich in eine dichter bevölkerte Region gewagt hätte.
Sie hatte strikte Anweisungen gegeben, nach welchen Kreaturen ihre Anhänger suchen sollten und wer
auf jeden Fall lebendig zu ergreifen war. Die anderen waren ihr egal.
Jetzt aber wurde sie ungeduldig. Diejenigen, die sie gesucht hatte, waren immer noch nicht gefunden. Ihre Untertanen würden sich mit Schrecken an diesen Tag erinnern, falls sie persönlich eingreifen musste. Viele waren nach dem Übergang noch sehr benommen, doch damit waren sie in Jennestas Augen eher Schwächlinge als Not leidende Geschöpfe, denen man etwa helfen müsste. Sie verbrachte die Wartezeit damit, sich einige besonders interessante Bestrafungen auszudenken.
Ein nervöser Offizier riss sie abrupt aus ihren Tagträumen. Wie alle anderen, die ihre Köpfe behalten wollten, übermittelte auch er ihr zuerst die guten Nachrichten. Die wichtigste Beute war in ihren Händen, auch wenn mehrere von Jennestas Anhängern ums Leben gekommen waren und eine erschreckend große Streitmacht eingesetzt worden war. Die weniger gute Nachricht lautete, dass die beiden andere Ziele, die jüngeren, entkommen waren.
Jennesta brachte ihren Zorn über diesen nicht eben perfekten Ausgang zum Ausdruck, doch der Zweck dieser Übung war vor allem der, dem Offizier das zu geben, was zu bekommen er ohnehin erwartete. In Wirklichkeit war sie ganz zufrieden. Das wichtigste Opfer hatten sie gefunden.
Das gefangene Wesen wurde zu ihr gebracht. Es war gefesselt und wurde bewacht, und doch mussten mehrere
ihrer untoten Wächter, darunter auch Hacher, gut aufpassen, um es in Schach zu halten. Das Wesen gab sich überheblich und spuckte sogar vor Jennesta aus, als diese sich näherte. Dafür ließ sie es verprügeln.
Sobald das Biest behandelt war und das Feuer, die Brände und das Blutvergießen draußen etwas nachließen, machte Jennesta sich an die Arbeit.
Spurral sollte Recht behalten. Die gefangenen Sammler waren durchaus bereit, bei der Bemannung des Schiffs mit den Zwergen zusammenzuarbeiten. Allerdings bekamen sie keinerlei Spielraum, um irgendwelchen Ärger zu machen. Zweifellos hofften die Gefangenen, am Ende nachsichtig behandelt zu werden.
Das Selbstvertrauen der Zwerge war enorm gestiegen, nachdem sie ihre ehemaligen Peiniger festgesetzt hatten. Das Verhältnis zwischen den noch lebenden Sammlern und ihren einstigen Gefangenen war kaum herzlich zu nennen, bisher hatte es jedoch keine nennenswerten Streitigkeiten gegeben.
Als das Schiff zur Insel der Zwerge zurückkehrte, stellte sich allmählich sogar etwas wie Normalität ein.
Spurral und Kalgeck standen auf der Brücke und sahen den Zwergen und Sammlern zu, die die Segel trimmten.
»Warum müssen wir denn nun langsamer fahren?«, fragte Spurral. Jede unnötige Verzögerung reizte sie zum Zorn.
»Die Sammler haben es uns erklärt«, entgegnete Kalgeck. »Und hier haben wir die Unterlagen.« Er klopfte auf Vants Seekarten, die vor ihnen ausgebreitet waren. »Im Augenblick fahren wir noch in tiefem Wasser. In sehr tiefem sogar. Doch bald wird es flach. Da unten gibt es ein Riff oder so etwas, durch das wir vorsichtig manövrieren müssen.«
»Warum können wir nicht darum herumsegeln?«
»Das würde die Reise beträchtlich verlängern, und wir müssten außerdem durch Gewässer mit gefährlichen Strömungen fahren.«
»Na, wunderbar«, seufzte sie. »Was tun wir jetzt?«
»Wir tasten uns langsam weiter und messen die Wassertiefe. Schau her.« Er deutete zur Reling, wo eine Gruppe von Zwergen neben einer dicken Seilrolle mit einem Bleigewicht am Ende bereitstand. Knoten im Seil zeigten, wie tief das Lot sank.
Als das Schiff nur noch träge dahintrieb, warfen sie die Leine über Bord und konnten sie fast vollständig auslassen, ehe sie den Grund erreichte.
»Wie tief ist das?«, fragte Spurral.
»Das müssten etwa fünfzig Faden sein«, erklärte Kalgeck. »Keine Gefahr.«
Das Schiff schlich weiter, während die Sonne über den
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