Die Orks
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»Verstanden?« Das Kind nickte hingerissen. Es lächelte Coilla an, griff nach dem Stock und kratzte dann ihre eigenen bedeutungslosen Muster in den Boden. Die Gemeinen kehrten mit dem Wasser und etwas Proviant zurück.
»Es ist wenig genug«, entschuldigte sich Stryke, »aber ihr seid herzlich eingeladen.«
»Es ist viel mehr, als wir hatten, bevor wir euch begegnet sind«, erwiderte die Frau.
»Mögen euch die Götter segnen.« Stryke fühlte sich unbehaglich. Schließlich hatten die meisten seiner Begegnungen mit Menschen damit zu tun, so viele wie möglich von ihnen zu töten. Auf seinen Befehl gingen die Gemeinen zu den Menschen und verteilten die spärlichen Vorräte. Stryke, Alfray und Jup beobachteten, wie die Menschen den Soldaten überschwänglich dankten und wie Coilla auf Händen und Knien mit dem Kind spielte.
»Die Wendungen, die das Schicksal für uns bereit hält, sind seltsam, nicht wahr?«, flüsterte Jup. Aber die Frau hatte ihn gehört.
»Ihr findet dies seltsam? Wir auch. Aber in Wahrheit unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von euch oder den anderen älteren Rassen. Im Herzen wollen alle Frieden und hassen den Krieg.«
»Orks sind für den Krieg geboren«, erwiderte Stryke ein wenig empört. Der Blick, den sie ihm zuwarf, veranlasste ihn hinzuzufügen:
»Aber er muss gerecht sein. Zerstörung um ihrer selbst willen finden wir nicht erstrebenswert.«
»Meine Rasse hat euch sehr viel Unrecht getan.« Er war überrascht, solch ein Eingeständnis von einem Menschen zu hören, hielt aber seine Zunge im Zaum. Ein Soldat ging an dem Kind vorbei, das neben Coilla kniete. Er hatte einen Wasserbeutel in der Hand. Das Kind griff danach. Der Soldat zog den Stöpsel heraus und gab ihm den Beutel. Das Mädchen hob ihn gerade an die Lippen, als sich sein Gesicht auf merkwürdige Weise verzerrte. Dann stieß es einen furchtbaren Laut aus.
»Hatschi!« Coilla sprang auf. Sie und der Soldat wichen rasch zurück. Zu Strykes Entsetzen lächelte die Frau.
»Das arme kleine Ding. Es hat sich verkühlt.«
»Sich verkühlt?«
»Gar nicht schlimm. In ein, zwei Tagen ist sie darüber hinweg.« Sie legte dem Kind die Hand auf die Stirn.
»Als hätte sie nicht schon genug zu leiden. Wahrscheinlich haben wir es in kürzester Zeit alle.«
»Dieses… sich verkühlen«, sagte Coilla.
»Ist das eine Krankheit?«
»Krankheit? Na ja, wahrscheinlich könnte man es wohl so nennen. Aber es ist nur…«
»Alles zurück zu den Pferden!«, bellte Stryke. Die Soldaten ließen Wasserbeutel und Proviant liegen und rannten zu den Pferden. Die Frau war verblüfft. Alle Menschen waren es.
»Ich verstehe das nicht. Was ist denn los? Das Kind hat doch nur eine Erkältung.« Strykes Befürchtung war, der Trupp könnte sich auf die Menschen stürzen und sie alle töten. Er sah keinen Sinn darin, sich noch länger hier aufzuhalten.
»Wir müssen weiter. Es tut mir Leid. Ich wünsche euch… alles Gute.« Er machte kehrt und lief ebenfalls zu seinem Pferd.
»Warte!«, rief sie.
»Warte doch! Ich verstehe nicht…« Er ignorierte sie, brüllte einen Befehl und führte den Trupp davon. Sie galoppierten davon und ließen die vollkommen verwirrt dreinschauenden Menschen einfach auf der Straße stehen. Als sie etwas Entfernung zwischen sich und die Menschen gelegt hatten, sagte Jup:
»Das war knapp.«
»Das beweist nur, dass man Menschen nicht trauen kann«, stellte Alfray fest.
»Egal ob Manni oder Uni.«
Was Jennesta betraf, war nur ein toter Uni ein guter Uni. Jedenfalls hatten sich die halb untergetaucht in dem mit blutigem Wasser gefüllten Graben liegenden Uni-Leichen als sehr nützlich dabei erwiesen, ihr zu geben, was sie brauchte. Jetzt waren ihre diesbezüglichen Gefühle eher zwiespältig. Jennestas Absicht hatte darin bestanden, den blutigen Inhalt des Teichs als Medium für die Fernsicht zu benutzen. In einem Konflikt war sie ein besonders nützliches Hilfsmittel. Die Schlachtordnung des Feindes zu kennen war ein offensichtlicher Vorteil. Das Problem war, dass Adpars selbstgefälliges Gesicht im Teich erschien, kaum dass sie begonnen hatte. Wenigstens waren zur Abwechslung einmal Sanaras tugendhafte Züge abwesend. Jennesta erduldete ein paar unaufrichtige und leere Begrüßungsfloskeln, bevor sie unterbrach.
»Das ist jetzt gerade kein geeigneter Moment für einen Plausch«, fauchte sie.
»Ach herrje«, erwiderte Adpars Abbild.
»Und ich hatte schon gedacht, du wärst an Neuigkeiten über diese
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