Die Orks
der Unis. Ihre Anzahl war ungefähr gleich. Das war nicht gut genug.
»Wir haben keine Verluste als solche erlitten«, hielt er zaghaft dagegen.
»Hätten wir welche erlitten, hätte ich mittlerweile Ihre eigene Leber an Sie verfüttert! Wo sind die Gewinne?«
»Der Krieg ist kompliziert, Majestät. Wir kämpfen an so vielen Fronten…«
»Auf Vorträge über unsere Situation kann ich verzichten, General! Was ich will, sind Resultate!«
»Ich kann Ihnen versichern…«
»Das ist schon schlimm genug«, tönte sie weiter,
»aber es ist nichts im Vergleich zum Ausbleiben aller Fortschritte bei der Suche nach diesem elenden Kriegstrupp! Haben Sie diesbezügliche Neuigkeiten über ihn?«
»Nun, ich…«
»Sie haben keine. Haben wir schon etwas von Lekmanns Kopfgeldjägern gehört?«
»Sie…«
»Nein, haben Sie nicht.« Mersadion wagte nicht, sie daran zu erinnern, dass es ihre Idee gewesen war, die menschlichen Kopfgeldjäger hinzuzuziehen. Er hatte rasch begriffen, dass Jennesta das Verdienst für Siege für sich beanspruchte,
die Schuld an Niederlagen aber auf andere abwälzte.
»Ich hatte gehofft, dass Sie es besser machen würden als Kysthan, Ihr verstorbener Vorgänger«, fügte sie spitz hinzu.
»Ich nehme doch an, dass Sie mich nicht enttäuschen werden.«
»Majestät…«
»Seien Sie gewarnt, dass Ihre Leistungen von nun an einer noch strengeren Beobachtung unterliegen werden.«
»Ich…« Diesmal wurde er durch ein leises Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Herein!«, gebot Jennesta. Einer ihrer elfischen Bediensteten trat ein und verneigte sich. Das androgyne Geschöpf hatte einen so zierlichen Körperbau, dass seine Gliedmaßen aussahen, als könnten sie jeden Augenblick brechen. Der Teint war beinahe durchscheinend, und die Zerbrechlichkeit des Gesichts wurde durch goldene Haare und Wimpern betont. Die Augen waren tiefblau, die Nase schmal. Der Elf spitzte den Mund und flötete:
»Eure Herrin der Drachen, Majestät.«
»Noch eine unfähige Person«, kochte Jennesta.
»Herein mit ihr.« Als Braunwichtel, dem hybriden Abkömmling der Vereinigung zwischen Elf und Goblin, hatte die Drachenmutter durchaus Ähnlichkeit mit dem Bediensteten. Aber sie war robuster und selbst nach den Maßstäben ihrer schlaksigen Rasse groß. Im Einklang mit der Tradition war sie vollständig in den rötlich-braunen Farben des herbstlichen Waldlands gekleidet. Ihre einzigen Zugeständnisse, was Schmuck betraf, waren schmale goldene Bänder um Handgelenke und Hals. Sie würdigte Jennestas überlegene Stellung mit einer winzigen Neigung des Kopfes. Wie üblich, wenn sie es mit Untergebenen zu tun hatte, verschwendete die Königin ihren Atem nicht mit Nettigkeiten.
»Ich muss gestehen, dass ich mit Ihren Leistungen in letzter Zeit alles andere als glücklich bin, Glozellan«, informierte sie die Drachenmutter.
»Majestät?« Die Stimme des Braunwichtels hatte etwas Pfeifendes an sich und vermittelte die für ihre Rasse typische gelassene Distanziertheit. Es war allgemein bekannt, dass Jennesta das ärgerlich und aufreizend fand.
»Im Fall der Vielfraße«, betonte sie mit bedrohlicher Bedächtigkeit.
»Meine Bändiger haben Eure Befehle buchstabengetreu befolgt, Majestät«, erwiderte Glozellan mit selbstbewusster Miene, die viele mit Hochmut gleichgesetzt hätten. Das war ein weiteres Merkmal ihrer stolzen Rasse, das die Königin noch mehr erzürnte.
»Aber sie haben sie nicht gefunden«, sagte sie.
»Verzeiht, Majestät, aber wir haben den Trupp auf dem Schlachtfeld in der Nähe von Weberflur entdeckt und angegriffen«, erinnerte sie die Drachenmutter.
»Und ihn entkommen lassen! Das kann man wohl kaum als Angriff bezeichnen! Es sei denn, Sie betrachten das bloße Entdecken der Abtrünnigen bereits als Angriff.«
»Nein, Majestät. Tatsächlich wurden sie verfolgt und konnten sich unserem Angriff nur um Haaresbreite entziehen.«
»Macht das einen Unterschied?«
»Die unsichere Natur von Drachen bedeutet, dass sie bis zu einem gewissen Grad immer unberechenbar sind, Majestät.«
»Ein schlechter Handwerker schiebt die Schuld immer auf sein Werkzeug.«
»Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Handlungen und für diejenigen meiner Untergebenen.«
»Das ist auch besser so. Denn in meinen Diensten hat es unmittelbare Konsequenzen, wenn sich jemand vor der Verantwortung drückt. Und die sind nicht von der angenehmen Art.«
»Ich gebe lediglich zu bedenken, dass Drachen eine äußerst
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