Die Orks
unstete Waffe sein können, Majestät. Sie sind dafür berüchtigt, einen sehr eigenen und sturen Willen zu haben.«
»Dann sollte ich vielleicht eine Mutter suchen, die besser befähigt ist, ihren Willen zu beugen.« Glozellan schwieg.
»Ich dachte, ich hätte mich in Bezug auf meine Wünsche klar ausgedrückt«, fuhr Jennesta fort,
»aber es scheint so, als müsste ich mich wiederholen. Das ist auch für Ihre
Ohren bestimmt, General.« Mersadion versteifte sich.
»Glauben Sie ja nicht, dass es etwas Wichtigeres gibt, als das Artefakt zurückzubringen, welches die Vielfraße gestohlen haben.«
»Es könnte helfen, Majestät«, sagte Glozellan,
»wenn wir wüssten, worum es sich bei dem Artefakt handelt…« Ein heftiges Klatschen hallte von den Steinmauern wider. Glozellans Kopf flog unter dem Aufprall zur Seite. Sie taumelte und hob die Hand an ihre sich rötende Wange. Ein dünner Blutfaden rann aus ihrem Mundwinkel.
»Merken Sie sich stattdessen das«, sagte Jennesta mit funkelndem Blick.
»Sie haben sich schon einmal nach dem Gegenstand erkundigt, den ich suche, und ich wiederhole, was ich Ihnen damals gesagt habe: es geht Sie nichts an. Es wird schlimme Konsequenzen haben, sollten Sie auf Ihrer Aufsässigkeit beharren.« Glozellan erwiderte ihren Blick mit einem stummen, hochmütigen Starren.
»Alle verfügbaren Mittel werden für die Suche eingesetzt«, erklärte die Königin.
»Und wenn Sie beide mir nicht beschaffen können, was ich will, werde ich mich nach einem neuen General und einer neuen Herrin der Drachen umsehen. Vielleicht sollten Sie einmal über die Form Ihres … Ruhestands nachdenken. Und jetzt hinaus mit Ihnen beiden.« Als sie gegangen waren, schwor Jennesta sich, dass sie von nun an einen viel direkteren Einfluss auf die Dinge nehmen würde. Doch diesen Gedanken schob sie einstweilen beiseite. Ihr ging etwas anderes im Kopf herum. Etwas, das ihr sehr missfiel. Sie verließ den Strategieraum durch eine weniger offensichtliche Tür und stieg eine schmale Wendeltreppe hinab. Ihre Schritte hallten durch die unterirdischen Gänge, die zu ihren Privatgemächern in den Eingeweiden des Palasts führten. Ork-Wachen nahmen Haltung neben der Tür an, als sie hereinrauschte. Andere waren in ihrem geräumigen Gemach damit beschäftigt, Eimer zu einer großen flachen Holzwanne zu tragen, die mit Metallreifen verstärkt war. Sie beendeten die Arbeit, während sie daneben stand und ungeduldig zusah. Als sie gegangen waren, ließ sie sich vor der Wanne nieder und fuhr mit den Fingern durch die lauwarme Flüssigkeit. Das Blut schien für ihre Bedürfnisse adäquat zu sein, aber zu ihrem Ärger entdeckte sie, dass noch ein paar kleine Fleischbrocken darin schwammen. Bei ihren Empfehlungen, diese spezielle Flüssigkeit als Medium zu benutzen, hatten die Alten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie so rein als möglich zu sein habe. Sie machte sich einen geistigen Vermerk, die Wachen an die Notwendigkeit des Filterns zu erinnern und ihren Standpunkt dadurch zu unterstreichen, dass sie ihnen eine Auspeitschung verabreichen ließ. Da die Oberfläche des Bluts bereits zu gerinnen begann, sprach sie rasch die nötigen Zauberformeln. Die zähe rubinrote Brühe verhärtete sich noch mehr und nahm ein poliertes Aussehen an. Schließlich erbebte ein kleiner Bereich, wirbelte träge herum und wurde zum Abbild eines Gesichts.
»Du suchst dir immer die unpassendsten Momente aus, Jennesta«, beklagte sich das Abbild.
»Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt.«
»Du hast mich belogen, Adpar.«
»Worüber?«
»Über das, was mir abhanden gekommen ist.«
»O nein, nicht schon wieder dieses trübselige Thema.«
»Hast du zu mir gesagt, du wüsstest nichts über das Artefakt, das ich suche, oder hast du es nicht gesagt?«
»Ich weiß nichts von dem, was du suchst. Ende der Unterhaltung.«
»Nein, warte. Ich habe Mittel und Wege, Adpar. Mittel und Wege und Augen, die für mich Ausschau halten. Und was ich jetzt weiß, passt nur zu meinem Artefakt.« Sie wurde nachdenklich.
»Entweder das oder…«
»Ich spüre eine deiner bizarren Phantasien nahen, meine Liebe.«
»Es ist ein anderes, nicht wahr? Du hast noch eins!«
»Ich weiß wirklich nicht, was du…«
»Du hinterlistiges Miststück! Du hast insgeheim eins gehortet!«
»Dazu sage ich weder ja noch nein.«
»Aus deinem Mund ist das so gut wie ein Eingeständnis.«
»Hör mal, Jennesta, es ist möglich, dass ich mal etwas hatte, das dem, was du
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