Die Orks
wir können jedwedes geringfügige Hindernis beiseite räumen, das der Aufstellung einer Armee im Weg stehen könnte.«
»Gut, General. Ich wusste, Sie würden Vernunft annehmen.« Da sie erreicht hatte, was sie wollte, staubte sie sich die Hände ab, indem sie sie leicht zusammenschlug, als spendiere sie ihm zögerlichen Applaus.
»Da wäre noch etwas«, fügte sie hinzu. Sämtliche Anspannung fand den Weg zurück in Mersadions Körper.
»Majestät?«
»Eine Frage der Disziplin. Ihnen muss doch bewusst sein, dass dieser Stryke und sein Kriegstrupp für gewisse Teile der Armee den Anstrich von Helden bekommen haben.«
»Bedauerlicherweise stimmt das, Majestät, obwohl es keinesfalls weit verbreitet ist.«
»Sorgen Sie dafür, dass es nicht dazu kommt. Wenn sich so etwas einmal festsetzt, kann es rasch übergreifen. Was tun Sie dagegen?«
»Wir sorgen dafür, dass Eure Version… äh, das heißt, die Wahrheit darüber bekannt wird, wie die Vielfraße abtrünnig geworden sind. Angehörige der Mannschaftsdienstgrade wissen mittlerweile, dass die Verteidigung der Handlungsweise der Gesetzlosen mit Auspeitschung bestraft wird.«
»Erweitern Sie das auf alle Dienstgrade und bestrafen Sie sie für jegliche Erwähnung Strykes und seines Trupps. Ich will, dass ihre Namen ausgelöscht werden. Was das Auspeitschen betrifft, es ist zu nachsichtig. Die Strafe sollte Hinrichtung lauten. Verbrennen Sie ein paar Unruhestifter, um ein Exempel zu statuieren, und Sie werden sehen, dass die Aufwiegelungen sehr bald ein Ende haben werden.«
»Jawohl, Majestät.« Etwaige Zweifel, die er hinsichtlich der Wirksamkeit solch einer Strategie haben mochte, behielt er für sich.
»Ein Auge für Details, Mersadion. Das ist es, was das Reich zusammenhält.« Darauf bedacht, sich einzuschmeicheln, erwiderte er:
»Ah, das Geheimnis Eures Erfolgs, Majestät.«
»Nein, General. Das Geheimnis meines Erfolgs ist Brutalität.«
Fast zwei Tage lang waren Stryke, Coilla, Haskeer, Jup und die Gemeinen bereits unterwegs. Sie rasteten so selten wie möglich und ritten so schnell, wie sie nur konnten. Am Nachmittag des zweiten Tages waren sie todmüde. Aber sie konnten eine Baumreihe erkennen, die das Ufer des Callyparr und weiter rechts den Rand des Drogawalds säumte.
Als die Schatten länger wurden, entdeckten die rückwärtigen Kundschafter vier Reiter, die sich ihnen aus östlicher Richtung näherten. Im Umkreis von vielen Meilen gab es keine einzige Deckung, und die Annahme, dass sie nicht Teil einer größeren Gruppe waren, schien vernünftig zu sein.
»Ärger? Was meinst du?«, fragte Jup.
»Wenn es welcher ist, sollten wir mit vier Leuten fertig werden, findest du nicht?«, antwortete Stryke. Er verlangsamte das Tempo der Kolonne zu einem gemächlichen Trott. Ein paar Minuten verstrichen, dann sagte Haskeer:
»Das sind Orks.« Stryke sah genauer hin.
»Du hast Recht.«
»Das muss nicht heißen, dass sie freundliche Absichten haben«, erinnerte Coilla sie.
»Nein. Aber wie ich schon sagte, es sind nur vier.« Wenig später holten die vier Reiter sie ein. Der erste hob den Arm zum Gruß.
»Einen schönen Tag!«
»Einen schönen Tag«, erwiderte Stryke vorsichtig.
»Was gibt es?« Der führende Ork starrte ihn an.
»Sie sind es, nicht wahr?«
»Was?«
»Stryke. Wir sind uns nie begegnet, Hauptmann, aber ich habe sie ein oder zwei Mal gesehen.« Er betrachtete die anderen.
»Und das sind Vielfraße?«
»Ja, ich bin Stryke. Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
»Gefreiter Trispeer, Hauptmann.« Er nickte in Richtung seiner Begleiter.
»Die Soldaten Pravod, Kaed und Rellep.«
»Gehören Sie zu einem Kriegstrupp?«
»Nein. Wir waren Infanterie in Königin Jennestas Horde.«
»Waren?«, mischte Jup sich ein.
»Wir… sind ausgetreten.«
»Niemand tritt aus Jennestas Diensten, es sei denn mit den Füßen zuerst«, sagte Coilla.
»Oder hat sie ein Entlassungsprogramm ins Leben gerufen?«
»Wir haben uns unerlaubt entfernt, Gefreiter. Genauso wie Ihr Trupp.«
»Warum?«, wollte Stryke wissen.
»Es überrascht mich, dass Sie überhaupt fragen, Hauptmann. Wir hatten genug von Jennesta, schlicht und einfach. Von ihrer Ungerechtigkeit und ihrer Grausamkeit. Orks sind bereit zu kämpfen, das wissen Sie, und wir tun es, ohne zu murren. Aber sie ist zu weit gegangen.« Der Soldat namens Kaed fügte hinzu:
»Bitte um Verzeihung, Hauptmann, aber viele von uns fühlen sich auch nicht wohl dabei, für Menschen zu
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