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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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hatte, wurde man im nächsten Leben ein Regenwurm, wenn man viele Pluspunkte hatte, ein König. Oder zumindest jemand, der sein Glück in vollen Zügen genießen konnte. Was bei Königen ja nicht unbedingt immer der Fall war.
    Da gab es noch eine Sache, die unklar war. Eine Frage, die sie beschäftigte und die sie beantwortet haben musste. Obwohl, vielleicht kannte sie die Lösung, und vielleicht war es gar nicht so gut, davon zu erzählen.
    »Kann ich etwas fragen?«
    »Sicher«, sagte Jakob.
    Wessely sagte nichts, nickte aber.
    »Verschiedene Leute sind hinter der Schwarzen Violine her, um ihr Geheimnis und das Geheimnis dieser Sekte zu erforschen«, sagte sie. »Die Statuten oder Regeln dieser Sekte sagen, dass Orpheus wiedergeboren wird, und es gibt wohl Leute, die tatsächlich glauben, dass ich, weil ich die Violine habe …«
    »Sprechen Sie nicht weiter«, unterbrach sie Wessely. »Sie können das nicht wissen. Und der oder die Betreffende kann es nicht selbst entscheiden.«
    »Aber es ist doch nur, weil ich die Violine …«
    »Sie wissen nicht, woher Sie sie haben. Es kann sein, dass jemand Ihre Rolle forcieren wollte. Sie ihnen auferlegen wollte, verstehen Sie? Wer die Rolle einnehmen will, muss sich nach den Regeln der Sekte bewähren. Es reicht nicht, die Violine zu besitzen. Sprechen Sie also erst darüber, wenn Sie die Rituale absolviert haben.«
    Rituale … Dieser Gedanke war Mara noch gar nicht gekommen … Es war aber auch verworren. Andererseits war es sonnenklar. Sie suchten diesen Ort in Italien, wo sich die Sekte gegründet hatte und wo sich auch die Geheimnisse der Orphischen Melodien befanden – wahrscheinlich sogar die Melodien selbst. Und dort hatten die Komponisten und Musiker, die zu der Sekte gehörten, das Ritual absolviert. Ein Aufnahmeritual. Und wahrscheinlich auch ein Ritual, wenn man zum Oberhaupt der Sekte, zum neuen Orpheus ernannt – oder besser: als solcher erkannt – wurde. Und diesem Ritual konnte man sich heute immer noch unterziehen. Wenn man erst einmal diesen Ort gefunden hatte.
    »Es geht mir um etwas anderes«, sagte Mara. »Sie und Deborah wetteifern darum, die Geheimnisse zu lüften. Aber wäre es nicht möglich, dass es noch mehr Parteien gibt, die hinter der Sache her sind?«
    »Das wissen wir nicht, Mara«, sagte Jakob. »Aber es könnte sein, ja.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Wessely.
    Mara versuchte, sich zu konzentrieren. Aus der Erinnerung kam ihr das Erlebnis an Johns Unfallstelle sehr eigentümlich vor. Wie ein schlechter Traum, aber nicht wie ein reales Ereignis.
    »Ich hatte eine eigenartige Begegnung, als ich mich an der Stelle umgesehen habe, wo Gritti umgekommen ist«, sagte sie. »Ich dachte erst, es sei ein Landstreicher oder ein Verrückter.« Sie konzentrierte sich und schilderte, wie sie jemanden an dem alten Haus gesehen hatte, der schließlich in den Keller floh.
    »Er hatte wohl Angst vor dir«, mutmaßte Jakob. »Vielleicht ein Jugendlicher, der eine ruhige Stelle zum Drogenkonsum suchte …«
    »Nein, es geht ja noch weiter … Er hat seltsame Dinge gesagt. Sie passen genau zu der Sektengeschichte. Er sagte, ich sei nicht Mara, sondern jemand anderes. Und ich sollte mich meinem Schicksal stellen. Ich solle eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Mir kam das wirr vor, aber jetzt, wo ihr mir das alles erklärt habt, ergibt es Sinn. Ich verstehe nur nicht, wie er wissen konnte, dass er mich an dieser Stelle treffen würde. Ich hatte mich selbst erst kurz davor entschieden, dort hinzufahren. Es kam mir vor, als hätte er mich die ganze Zeit beobachtet.«
    »Einen Moment«, sagte Wessely. »Sie haben mit ihm gesprochen. Das heißt, Sie standen ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Wie sah er denn aus?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war hinter das Haus gelaufen. Da ging es in einen Keller. Darin hatte er sich versteckt. Er sprach aus dem Dunkel zu mir, aber ich konnte ihn nicht sehen.«
    »Und es war sicher nicht Quint?«, fragte Jakob.
    »Auf keinen Fall. Schon deshalb nicht, weil er keinen amerikanischen Akzent hatte. Eher einen süddeutschen oder sogar österreichischen.«
    »Würden Sie die Stimme denn wiedererkennen?«
    »Er sprach ganz leise. Und es klang dumpf aus diesem Raum hervor. Ich hatte auch Angst. Ich konnte ja mit dem, was er da sagte, nichts anfangen – von Vergangenheit und irgendwelchen Alten Seelen und davon, dass ich nicht Mara sei, sondern jemand anderes …«
    »Alte Seelen?«, fragte Wessely. »Er hat etwas

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