Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
von Alten Seelen gesagt?«
»Was bedeutet das?«, fragte Mara.
Jakob hob die Schultern. »Vielleicht gar nichts. Vielleicht sehr viel. Ich weiß nur eins. Wir müssen alles daransetzen, die Violine zurückzubekommen. Sie ist der Schlüssel zu allem. Wenn man sie besitzt und richtig anzuwenden weiß, braucht man keinen anderen Hinweis mehr.«
»Wissen wir denn, wie sie angewendet wird?«, fragte Mara. »Ich meine, wenn wir sie hätten?«
»Noch nicht«, sagte Jakob.
»Ich habe einige Erkenntnisse dazu«, wandte Wessely ein.
Jakob runzelte die Stirn. »Das hast du mir aber nicht gesagt.«
»Ich kann nicht alles ausbreiten, was ich weiß«, sagte der Geistliche. »Aber darum geht es ja jetzt auch nicht. Wir brauchen eine Strategie, um die Violine zurückzubekommen. Einen Plan. Deborah Fleur muss glauben, dass sie von uns etwas bekommen kann, was sie unbedingt braucht.« Er rieb seine Handflächen aneinander und blickte zu Boden. »Wir haben nur eine Chance. Nämlich ihr einen Handel anzubieten. Gehen wir doch einmal davon aus, sie weiß nicht, welche Bedeutung die Violine wirklich hat. Ich meine, vielleicht glaubt sie ja, das Instrument sei einfach nur eine Art Auszeichnung der Sekte. Ein Relikt. Nicht mehr. Keine versteckte Landkarte zu dem Ort, um den es geht.«
»So dumm wird sie nicht sein«, sagte Jakob.
»Es ist nur eine Idee. Also, nehmen wir an, wir könnten sie davon überzeugen, dass die Violine einfach nur eine Violine ist, wenn auch eine sehr wertvolle … Und wir erklären ihr, dass es uns nur um das Instrument geht und um nichts anderes … Dass wir an die Sache mit der Sekte gar nicht glauben. Dass wir das alles als Unfug abtun. Und dass wir ihr unsere Forschungsunterlagen im Tausch mit der Geige anbieten.«
Jakob schüttelte den Kopf. »Was ist das denn für eine Konstruktion? Darauf lässt sie sich nie im Leben ein. Erstens weiß sie, dass die Geige zu dem Ort führt. Sie hat das alles selbst für Gritti erforscht. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sie viel mehr darüber weiß als wir und die Lage des Orts längst eruiert hat. Es gehört nicht viel Pech von unserer Seite dazu, dass sie sogar schon dorthin unterwegs ist. Außerdem würde sie sich auf den Deal nie einlassen, weil sie ja alles haben will, was damit zu tun hat. Sie würde gerade auf die Geige nicht verzichten. Sie braucht uns nicht. Also wird sie es nicht machen.«
»Wie gesagt: Es ist nur eine Idee.« Wessely wirkte hilflos. »Lass uns doch einfach mal ins Unreine nachdenken, mein Gott. Und wenn sie jetzt schon dorthin unterwegs ist, dann haben wir ohnehin verloren.«
»Weiß man denn wenigstens ansatzweise, wo sich der Ort befinden soll?«, fragte Mara.
»Die Zentren der Musik in der Barockzeit«, sagte Wessely, »lagen vor allem in Rom und in der Umgebung von Florenz. Wir gehen daher davon aus, dass es den besagten Ort irgendwo dort geben muss. Aber wir sind natürlich völlig ahnungslos, welche Art von Ort das sein könnte. Vielleicht ein bestimmtes Haus. Die Villa eines reichen Mäzens. Es könnte ein Garten sein. Ein Park. Wir wissen noch nicht mal, ob der Ort noch existiert. Wir haben Unterlagen über die Sekte zusammengetragen, die bis ins 19. Jahrhundert reichen. Wir glauben, dass sogar einer der größten Geiger dieser Zeit, Niccoló Paganini, noch mit den Orphikern zu tun hatte.«
» Der Paganini?«, fragte Mara. »Der mit den schweren Geigenstücken?«
»Allerdings der«, sagte Wessely. »Er hat ein seltsames Leben geführt. Einige Jahre in seiner Biografie sind wie schwarze Löcher. Man weiß nicht, was er in dieser Zeit gemacht hat. Früher glaubten die Leute, er habe sich mit dem Teufel verbündet, mit ihm einen Pakt geschlossen und von ihm die Geheimnisse des Geigenspiels gelernt.«
»Das ist aber doch Aberglaube«, rief Mara aus.
»Immerhin glaubten die Menschen so sehr daran, dass man Paganini, als er gestorben war, ein christliches Begräbnis verweigerte. Seine Leiche wurde jahrelang auf der unbewohnten Insel Saint-Féréol versteckt, bevor man zuließ, sie schließlich zu beerdigen.«
»Und diese Geschichte ist wirklich wahr?« Mara hatte schon Bilder von Paganini gesehen. Der dürre, schwarzhaarige Musiker mit den langen Spinnenfingern wirkte tatsächlich ein bisschen seltsam … Und seine Werke waren fast unspielbar, so schwer waren sie.
»Ja, sie ist wahr«, sagte Wessely. »Wir haben sogar vermutet, dass sich der Versammlungsplatz der Orpheus-Sekte auf der Insel befinden könnte, aber das war eine
Weitere Kostenlose Bücher