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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Erhellung beitragen kann.«
    »Was glauben Sie, wie ich meine Zeit verbringe?«
    »Das kann ich mir vorstellen. Aber ich bin mir, mit Verlaub, nicht sicher, ob wir auf derselben Seite stehen.«
    »Auf derselben Seite? Natürlich tun wir das. Abgesehen von Ihren kirchenpolitischen Intrigenspielen. Mir geht es allein darum herauszufinden, ob die Orpheus-Sekte – nennen wir sie nun doch einmal beim Namen – heute noch Macht besitzt. Ob die Inhalte, die sie vertritt, noch eine Bedeutung haben.«
    »Könnte das denn der Fall sein?«
    »Selbstverständlich! Wir leben in einer Zeit einer immensen Zersplitterung von Glaubensfragen. Wie viele kleine Gruppen gibt es, die sich ihr kleines Stück vom großen Kuchen der Religionen abgeschnitten haben und sich damit dem Einfluss der Kirche entziehen? Unsere Aufgabe ist es, diese Sektierer im Auge zu behalten, und das nicht nur in unserer heutigen Zeit, sondern über die Grenzen der Zeiten hinweg. Nur wenn wir das gesamte religiöse Wollen und Wünschen der Menschheit betrachten, werden wir eines Tages wieder die Religion sein, die zu allen Menschen spricht.«
    »Und Sie glauben, dass das ohne Veränderung der Kirche selbst möglich ist?«
    Wie so viele Diskussionen trieb auch diese auf einen neuralgischen Punkt zu. Wessely brachte das Argument an, mit dem man sich aus dieser prekären Frage befreite.
    »Ich will nicht über Grundsatzfragen diskutieren. Das steht mir nicht zu. Dies ist Sache des Heiligen Vaters.«
    »Bravo«, sagte Pater Gregorius. »Sie verstehen Ihr Geschäft. So belassen wir es dabei, dass Sie bitte schnell handeln und ebenso schnell Ergebnisse liefern. Wir erwarten es.«

33
    Mara schlug die Augen auf und erblickte über sich eine Stuckkante, die parallel an den Wänden verlief und in der sich Staubfäden gefangen hatten. Ein Stück weiter rechts von ihr hing ein Kronleuchter.
    Sie hob den Kopf und sah durch ein Fenster die verschachtelte Masse der Dächer Wiens unter einem weißblauen Himmel.
    Nebenan knarrte das Parkett. Jetzt fiel Mara auch leise Musik auf, die von irgendwoher aus der weitläufigen Wohnung kam. Dazwischen vernahm sie eine monotone Männerstimme. Es war ein Radio.
    Sie stand auf. Sie trug nur T-Shirt und Slip und zögerte, die Tür zu öffnen, weil sie dachte, Georg Wessely sei vielleicht draußen. Eigentlich war es ihr egal, wenn sie jemand so leicht bekleidet sah, aber bei einem Geistlichen …
    Sie drückte die Türklinke hinunter und gelangte auf einen Flur, von dem einzelne hohe Türen abgingen. An den Wänden zogen sich niedrige Regale hin – mit einem bunten Muster an Buchrücken. Wahrscheinlich hatte Jakob hier Teile aus seinen Antiquariatsbeständen gelagert.
    »Ah, da ist jemand auf.«
    Jakob blickte weiter hinten um die Ecke. »Das Bad ist gleich hier.« Er deutete auf eine der Türen. »Es ist alles da. Auch eine neue Zahnbürste. Magst du einen Kaffee?«
    Sie zog sich in das Bad zurück. Sie dachte an den gestrigen Abend. Kurz nachdem Wessely gegangen war, hatte Mara aufbrechen und in ein Hotel gehen wollen. Jakob hatte ihr erklärt, dass seine Wohnung groß genug sei und ein Hotel außerdem große Gefahren barg. Es war möglich, dass sie jemand erkannte und ihr Aufenthaltsort auf irgendwelchen Wegen an Deborah gelangte.
    »Aber ich kann doch nicht hier bei dir wohnen«, hatte Mara geantwortet, und das war der Einstieg ins Du gewesen – und das ohne besondere Überwindung, denn Jakob war ungefähr im gleichen Alter wie Mara.
    Sie waren nach oben gegangen. Er hatte in der Küche den Tisch gedeckt und Brot, Käse und Schinken serviert. Und Rotwein. Mara hatte erst in diesem Moment gespürt, wie hungrig sie eigentlich war.
    Im Bad lagen Handtücher bereit. Sie zog sich aus und genoss die Dusche.
    Woher wusste sie, dass sie den beiden vertrauen konnte?
    Sie glaubte, die Antwort zu kennen, und doch war sie nicht ganz sicher, ob sie sich nur etwas einredete.
    Die Welt von John und Deborah, die Welt von Johns Bruder und diesem Typen aus Potsdam: Das war die Welt der Industrie, die Welt des Geldes, die Welt der kalten Berechnung.
    Die Welt von Jakob und Wessely dagegen war die Welt der Hingabe und der Passion. Die Welt der Faszination durch die Musik. Auch wenn sich Mara in ihrem Leben bisher selten in Antiquariaten aufgehalten hatte, auch wenn sie wenig bis gar nichts mit der Kirche am Hut hatte, so spürte sie doch deutlich, dass das hier auch ihre Welt war.
    Als Mara die Küche betrat, flutete Sonnenlicht in den Raum.
    »Ah, ich

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