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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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legte sein unrasiertes Kinn in die Hände. Er bewegte die ineinander verschränkten Finger, die an Schlangen erinnerten, und sah sein Gegenüber an.
    »Wir haben uns ein Bild über Ihre Forschungen gemacht«, erklärte er.
    Wessely nickte. Mit »wir« meinte er wahrscheinlich sich selbst und den Erzbischof.
    »Und es ist uns klar, warum Rom so sehr daran gelegen ist, Licht in die Sache zu bringen.«
    Wessely begann die Arroganz des Paters auf die Nerven zu gehen. Überhaupt störte es ihn, dass man ihn so einfach wegbefahl – gerade jetzt, wo Mara gekommen war und er dringend Zeit brauchte, das weitere Vorgehen zu planen.
    »Deshalb haben Sie mich hergebeten? Das ist nicht Ihr Ernst. Ich habe Ihnen doch die Wichtigkeit des Projekts schon längst umrissen. Und wenn Sie nun eigene Nachforschungen angestellt haben, nur um darauf zu kommen, dass ich recht hatte, dann halte ich das für einen Skandal.«
    Der Pater hob den Kopf, zog seine Schlangenhände auseinander und legte sie auf die Tischplatte. Seine Zeigefinger zuckten immer noch.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es bedeutet ja, dass Sie mir nicht glaubten, als ich das letzte Mal hier war.«
    »Natürlich glauben wir Ihnen«, unterbrach der Pater. »Aber seine Exzellenz, der Herr Bischof, hat sich selbstverständlich ein eigenes Bild machen wollen. Sie können sich vorstellen, dass es nicht nur um die Ergebnisse Ihrer Forschungen geht, sondern auch darum, welche Rolle das Bistum Wien dabei spielt.«
    Wessely verstand, was der Pater eigentlich sagen wollte, aber nicht so klar auszusprechen gedachte. Es ging um die Karriere des Bischofs. Ein Bischof wollte schließlich irgendwann mal Kardinal werden, eventuell Papst. Obwohl Letzteres für einen Österreicher kaum zu erreichen war. Bis vor Kurzem hatte ein Deutscher an der Spitze der katholischen Kirche gestanden, dann war ein Papst aus Lateinamerika gekommen. Aber die Wege des Herrn waren unergründlich.
    »Welche Rolle spielt Mara Thorn in Ihren Forschungen?«, fragte Pater Gregorius.
    Wessely behielt seinen entspannten Gesichtsausdruck bei. Dass man ihm so intensiv nachspionierte, hätte er nicht erwartet. Innerhalb weniger Augenblicke überschlug er, welche technischen Spionagemethoden man angewandt hatte, um hinter seinen Kontakt mit Mara zu kommen. Sie hatten seinen Mailverkehr überprüft.
    »Mara Thorn?«, tat er überrascht. »Sie spielt natürlich keine Rolle. Wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    »Ist es nicht seltsam, dass ein Mann der Kirche wie Sie mit einer solchen Frau so regen Kontakt hält?«
    »Was soll das heißen? Und überhaupt – darf ein Priester keine Musik hören? Darf er sich nicht für Musik begeistern? Wenn ich mich nicht irre, hat selbst der deutsche Papst hin und wieder eine Mozart-Sonate auf dem Klavier gespielt. Und sein Bruder ist Kirchenmusiker.«
    »Es gibt doch einen Unterschied zwischen dem, was diese Mara Thorn in ihren aufreizenden Kostümen auf der Bühne veranstaltet, und einer Mozart-Sonate. Oder einem Orgelwerk, das in die Kirche gehört. Oder einem geistlichen Chorstück.«
    »Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig«, sagte Wessely.
    »Nein. Das wohl nicht. Aber ist es nicht seltsam, dass diese Mara Thorn, diese Popmusikerin, genau die Geige spielt, die etwas mit dieser religiösen Gemeinschaft zu tun hat, die Sie erforschen? Oder haben wir da etwas falsch verstanden?«
    Sie hatten nicht nur seine Mails, sondern auch die Dokumente in seinem Computer durchschnüffelt. Seine Notizen. Und sie hatten das alles mit seinen Besuchen in den Archiven abgeglichen …
    »Was wollen Sie eigentlich von mir? Ich meine, außer mir zu verdeutlichen, dass Sie so schrecklich viel wissen.«
    »Ganz einfach. Wir wollen …«
    Immer dieses »Wir«, dachte Wessely. Er will mir ständig vor Augen halten, dass der Bischof ebenfalls informiert ist. Wenn der Kirche nichts einfällt, dann setzt sie auf ihre Autoritäten. Und man glaubt, das funktioniert, weil man ja glaubt, dass die Autoritäten der Kirche vom Himmel gefallen, also von Gott gewollt sind.
    »Wir wollen, dass Sie schnellstmöglich zu Ergebnissen kommen. Vorzeigbaren Ergebnissen. Seine Exzellenz ist sehr daran interessiert zu erfahren, was die österreichischen Archive in dieser Sache hergeben. Welche Bedeutung sie haben.«
    »Der Ursprung des Ganzen liegt in Italien, wie Sie wahrscheinlich ebenfalls wissen.«
    »Sicher, doch es kommt nicht darauf an, wo das historische Phänomen angesiedelt ist, sondern wer am meisten zu seiner

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