Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
ob es ihr wirklich ernst war. Dann stand er auf und ging durch das Mittelschiff nach vorn – durch die Sperre, durch die man den zahlungspflichtigen Teil des Doms verließ.
    Sie wandte sich dem Altar zu. Vor der runden Brüstung hatte sich eine Gruppe versammelt. Davor war ein Mann damit beschäftigt, gestenreich etwas zu erklären. Sicher würde es immer wieder Reisegruppen geben, die den Altarbereich besuchten. Mara musste einen Moment erwischen, in dem da vorn wenig los war.
    Sie atmete ruhig und entspannt. Und sie spürte, wie es sie beruhigte.
    Der Reiseführer deutete irgendwohin und sagte etwas. Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Mara stand auf und ging schnurgerade durch das Mittelschiff auf den Altar zu. Sie bemühte sich, nicht zu schnell zu gehen. Sich wie eine interessierte Touristin zu verhalten. Sie sah nach links und rechts. Und sie hatte Glück. Keiner der dunkel gekleideten Herren war zu sehen.
    Die runde Brüstung kam näher. Und in einer einzigen Bewegung stieg Mara hinüber, eilte die Stufen hinauf, umrundete den Altar und stand nun vor dem Bild. Sie spürte tausend Blicke im Rücken. Natürlich wurden jetzt irgendwo hinter ihr die Sicherheitskräfte aktiv.
    Sie drehte sich um, ignorierte die hellen Gesichter, die sich ihr zuwandten, und bückte sich, um unter den Altar zu schauen. Zwei Gestalten lösten sich aus der Menge der Besucher. Jemand rief »Halt«, und das Wort hallte noch Sekunden durch den Kirchenraum.
    Unter dem Altar war nichts. Auch nicht daneben. Sie erhob sich und sah die Wachleute, die im Laufschritt auf sie zukamen. Gleich hatten sie die steinerne Brüstung erreicht. Mara drehte sich und eilte dem Altarbild entgegen. Die Figuren auf dem Gemälde wuchsen ins Riesenhafte. Die Skulpturen links und rechts sahen Mara zu.
    Hinter dem Altar verlief tatsächlich ein kleiner Gang. Hier gab es nur glatten Boden und glatte Wände. Es konnte nichts versteckt sein.
    Schritte näherten sich.
    »He«, rief eine Männerstimme. »Kommen Sie sofort da raus.«
    Sie ließ sich auf den Boden fallen. Im selben Moment, in dem die Männer um die Ecke bogen, erkannte sie etwas Flaches auf dem Fußboden. Direkt vor ihrer Nase. Es war ein Stück Papier und sah aus wie eine zusammengefaltete Zeitung.
    Oder ein Umschlag.
    Mara griff danach. Es war recht klein – nicht einmal im Format DIN -A5. Sie schob es in die Innentasche ihrer Jacke.
    Da wurde sie schon von hinten gepackt und nach oben gezogen.
    »Einen Moment mal, Gnädigste. Würden Sie bitte den Altarbereich verlassen?«
    Es waren zwei Männer, ein schlanker mit dunklem Haar und ein Glatzkopf.
    »Ist ja schon gut«, sagte Mara und klopfte sich den Staub von der Hose. »Hier ist er nicht.«
    Der Glatzkopf kniff die Augen zusammen. »Wer soll hier nicht sein?«
    »Na, der Pepi. Er ist in die Kirche gelaufen, und jetzt ist er weg.«
    »Pepi? Ein Kind?«
    »Mein Hund. Ein kleiner, weißer. Eigentlich sollten Tante Ottilie und Onkel Ferdinand auf ihn aufpassen, aber er entwischt ihnen immer. Haben Sie ihn nicht gesehen?«
    »Kommen Sie erst mal hier raus«, sagte der Dunkelhaarige. »Das ist kein Grund, hinter den Altar zu laufen.«
    »Aber wenn er was angestellt hätte! Stellen Sie sich vor, er macht in die Kirche. Er ist nämlich nicht ganz stubenrein, wissen Sie?«
    Der Glatzkopf verdrehte die Augen. Sie nahmen Mara in die Mitte, als sie gemeinsam zurück in den Kirchenraum gingen. Die Kirchenbesucher starrten sie unverhohlen an. Ein Japaner im Regenmantel lächelte ihr zu, hob die Kamera und machte ein Foto.
    Jetzt fehlte nur noch, dass sie jemand erkannte.
    Schließlich erreichten sie die Stelle, wo man von der Kasse aus hereinkam. Der schwarzhaarige Wachmann fragte den Kassierer, ob er einen weißen Hund gesehen hatte. Er schüttelte den Kopf. Ein weiterer Wachmann trat hinzu.
    »Einen weißen Hund hatten wir vorhin in der Kirche«, sagte er zu seinem Kollegen. »Ich habe die Leute rausgeschickt.«
    »Das war vielleicht Pepi«, rief Mara und versuchte, möglichst erfreut zu wirken.
    »Ja«, sagte der Mann. »So hieß er.«
    Sie atmete theatralisch auf. »Das heißt, er ist gar nicht in der Kirche? Dann suche ich mal draußen weiter. Es wäre ja auch zu peinlich, wenn der Hund – na, Sie wissen schon.«
    Damit drehte sie sich auf dem Absatz um. Am Ausgang strömte ihr die frische Luft entgegen.
    Sie ließ ihren Blick über den Stephansplatz schweifen, der jetzt noch viel stärker bevölkert war als zuvor.
    Jakob war nicht zu sehen. Verdammt, sie

Weitere Kostenlose Bücher