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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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jetzt?«
    Jakob blieb stehen. Schweiß stand auf seiner Stirn.
    »Ron ist tot. Die Tür zu seiner Wohnung war nur angelehnt. Ich habe ihn gerade gefunden.«
    Mara ließ sich mitziehen – durch die Straßen, einfach irgendwohin. Der Umschlag in ihrer Tasche schien Wärme abzugeben. Aber Mara wusste, dass sie sich gedulden mussten.
    Bis sie in Sicherheit waren.

45
    »Er muss erstickt sein«, sagte Jakob leise. »Es war schrecklich, wie er aussah. Die Augen weit aufgerissen …«
    Er sah sich um, aber niemand beachtete sie. Der Kellner hatte gerade die Bestellung aufgenommen und war in den Tiefen des Kaffeehauses verschwunden.
    Sie befanden sich im Café Westend am oberen Ende der Mariahilfer Straße. Jakob hatte Mara mit hinunter in die U-Bahn genommen. Mara hatte keine Ahnung gehabt, wohin es ging, und er hatte die ganze Zeit nur vor sich hin gestarrt, wobei er die Haltestange so fest umklammerte, dass die Knöchel seiner Hand weiß hervortraten.
    Als sie die Haltestelle Westbahnhof erreicht hatten, war Jakob wie aus tiefen Gedanken erwacht.
    Nun saßen sie hier, und um sie herum herrschte die typische Atmosphäre der traditionellen Wiener Kaffeehäuser. Ältere Herren, die Zeitung lasen; vereinzelte oder paarweise Damen an den Tischen, die gerade so weit voneinander entfernt waren, dass man sich alleine fühlen konnte. Aber gleichzeitig befand man sich in der Öffentlichkeit und konnte sich durch das Leben um einen herum anregen lassen. Die großen Scheiben gingen hinaus auf den Wiener Gürtel, auf dessen gegenüberliegender Seite die Fassade des Westbahnhofs zu erkennen war. Das Gebäude wurde von einer riesigen Glasfront beherrscht. Darunter lag der Haupteingang, durch den stoßweise die Menschen strömten. Vor allem in den Phasen, in denen die Fußgängerampel über den Gürtel Grün zeigte, schoben sie sich zu Hunderten am Kaffeehaus vorbei.
    »Erstickt?«, fragte Mara. »Wieso erstickt?«
    »Er war gefesselt, und man hat ihm etwas um den Mund gebunden. Wahrscheinlich, um ihn am Schreien zu hindern.«
    Ein dumpfes Gefühl der Angst, das sie die ganze Zeit verdrängt hatte, brach sich Bahn. Es schien ihren Bauch auszufüllen und wanderte in ihrem Körper nach oben, bis es einen unterschwelligen Druck im Kopf erzeugte, der im Rhythmus ihres Herzschlages pulsierte.
    Der Kellner kam mit einem Tablett. »Zwei große Braune, bitte sehr«, sagte er und servierte. Jakob wartete, bis er sich wieder zurückgezogen hatte.
    »In so einer Situation kriegt man Angst«, fuhr Jakob fort. »Die Nasenschleimhäute schwellen an. Und man kann nicht mehr atmen, man … erstickt.« Er starrte auf seine Tasse und rührte nachdenklich darin herum. »Und das alles nur, um uns im Stephansdom zu finden. Dabei ist er ja noch nicht mal eingeschritten. Er hat uns nichts abgenommen.« Er sah Mara an. »Lass sehen, was unter dem Altar war.«
    Sie legte den Umschlag auf den Tisch. Er war braun, nicht beschriftet und sah nichtssagend aus. Und er war dünn. Viel schien nicht darin zu sein.
    »Hoffentlich ist es das, was wir vermuten«, sagte Jakob.
    »Ist es eigentlich wirklich eine gute Idee, sich so auf dem Präsentierteller aufzuhalten?«
    »Ich denke schon. Quint kann uns hier in der Öffentlichkeit nichts tun, selbst wenn er uns finden sollte. Was ich aber nicht glaube, denn er ist ja nun mal ein Mensch und kein Superman. Er kann uns einfach nicht die ganze Zeit gefolgt sein.«
    Sie blickte das Kuvert an. »Willst du, oder soll ich?«
    »Er hat dir gesagt, dass er es versteckt hat, also öffne es.«
    Sie riss einen kleinen Spalt in die Klebekante und vergrößerte dann das Loch mit dem Finger, bis sie den Inhalt herausziehen konnte.
    Es waren mehrere einmal gefaltete DIN -A4-Blätter. Mara sah sie durch, aber Jakob legte ihr eine Hand auf den Unterarm. »Langsam«, sagte er. »Eins nach dem anderen. Zeig das erste.«
    Es stand kein Text auf dem Papier. Dafür Linien, die so etwas wie eine gezeichnete Landkarte ergaben. Aber in einem Maßstab, der nicht erkennen ließ, welches Land gezeigt war. Darüber hinaus war sie sehr schematisch, ohne genauere Angaben von Straßen, Flüssen oder Gebirgen. Einfach nur ein Lageplan. Immerhin waren Orte eingezeichnet, und sie trugen italienische Namen.
    »Italien«, sagte Jakob. »Das Land, wo sich der Treffpunkt befindet. Das passt.«
    »Wo genau könnte das liegen?«, fragte Mara. »Ich kenne keinen einzigen dieser Orte. Wenn wenigstens eine größere Stadt eingetragen wäre …«
    »Das lässt sich

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