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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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rauskriegen. Ich muss nur an einen Computer kommen, dann googeln wir die Ortsnamen. Den Rest erledigt Google Maps oder ein anderes Landkartenprogramm.« Er nahm das Blatt und hielt es näher vor sein Gesicht. Dabei kniff er die Augen zusammen. »Man sieht auf der Kopie Unreinheiten des Papiers. Schau, die kleinen Punkte hier. Das heißt, das Original muss aus holzhaltigem Papier bestanden haben. Wahrscheinlich ist es recht alt.«
    »Was sollen wir mit der Karte anfangen?«, fragte Mara. »Wenn es ein Lageplan sein soll, der zu dem Versammlungsort führt, müsste doch ein Hinweis darauf zu finden sein. Ein Kreuz oder eine andere Markierung. Es gibt aber nichts davon.«
    Jakob hielt die Karte gegen das Licht. »Vielleicht müssen wir das Original finden. Und dort gibt es einen Hinweis im Wasserzeichen. Das wurde natürlich nicht mitkopiert. Oder wir finden die Information auf einem der weiteren Blätter.«
    Mara faltete das nächste auf. Auch hier stand kein Text. Dafür gab es eine Grafik, die Mara seltsam vorkam. Jakob pfiff durch die Zähne.
    Es waren drei Reihen mit drei Quadraten, in denen jeweils Linien verliefen, die regelmäßige Muster bildeten – Wellen, kleinere Quadrate, ineinanderlaufende Kreise oder durch Diagonalen gebildete Kreuze.
    »Und was soll das jetzt sein?«, fragte Mara.
    »Auf mich wirkt es wie das Seismogramm einer Erdbebenstation. Oder Messwerte eines Experiments.«
    »Oder sind es Fraktale? Diese Muster aus der Chaosforschung?«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Fraktale wiederholen bestimmte Muster auf verschiedenen Ebenen und verschachteln so das Kleine mit dem Großen. Hier ist aber nichts verschachtelt. Die Linien bilden fast so was wie Symbole. Abstrahierte Logos oder so. Zeig das dritte Blatt.«
    Es zeigte Noten. Ebenfalls kopiert. Sie waren aber nicht mit der Hand geschrieben, sondern gedruckt. Das Schriftbild sah anders aus als bei den Noten, die Mara von heute kannte. Weniger elegant. Steifer. Die Balken an den Hälsen gerade und weniger geschwungen.
    »Noten«, sagte Jakob. »Ich tippe auf Barock. 17. oder frühes 18. Jahrhundert.« Er konzentrierte sich auf die Zeichen und sah dann Mara an: »Kannst du das lesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hätte sie vielleicht nachspielen können, wenn sie eine Geige gehabt hätte. Aber sie beherrschte nicht die Kunst, gedruckte Notenzeichen in ihrem Inneren zu klingender Musik werden zu lassen.
    »Es ist kein einheitliches Stück«, stellte Jakob fest.
    Mara fuhr mit dem Finger eine der Notenzeilen entlang. »Genau. Es wirkt wie eine Sammlung von Ausschnitten. Wie kleine Melodien. Sie haben immer nur vier oder acht Takte.«
    Jede Zeile enthielt eine solche Melodie. Als wären es Tonbeispiele.
    »Aber richtige Melodien sind es auch nicht«, sagte Mara. »Die Töne sind zu gleichförmig. Es sind einfach nur lange Noten.«
    »So was wie Gregorianik?«, überlegte Jakob.
    Mara kannte die mittelalterlichen Mönchsgesänge, die in den letzten Jahren so erfolgreich geworden waren, dass sie sogar in den Popcharts landeten. Aber sie hatte keine Ahnung, wie diese endlosen Linien in Noten aussahen.
    »Es könnte sein. Aber sind die gregorianischen Choräle nicht viel länger? Und viel … verzweigter ?«
    Jakob tippte auf die Zeilen. »Es sind vierundzwanzig Melodien«, stellte er fest.
    Sie betrachteten das Notenbild noch eine Weile. Dann nahmen sie sich das letzte Blatt vor. Auf ihm war etwas zu sehen, das tatsächlich wie Schrift aussah. Es waren nur wenige Buchstaben. In einer fremden Sprache und einer fremden Schrift. Die Kopie wirkte grobkörnig, als sei sie als Ausschnitt eines alten Manuskripts stark vergrößert worden.
    »Georg hat die Blätter wirklich dramaturgisch geschickt angeordnet«, sagte Jakob.
    »Wie meinst du das?«
    »Er wusste, dass derjenige, der sie als Eingeweihter, also als jemand mit unserem Vorwissen finden würde, eine bestimmte Frage beantwortet haben will. Wo befindet sich der Ort der Orphiker? Und ich denke, diese Frage beantwortet das erste Blatt. Das mit der Karte.«
    »Aber eine Karte von Italien kann man sich auch leicht selbst besorgen.«
    »Moment … Danach kommt das Blatt, das wir nicht verstehen. Das mit den eigenartigen Strichen und Mustern. Lassen wir das mal beiseite. Als Drittes geht es um das Was, verstehst du? Was wird man an dem Ort finden? Man wird das finden, wonach sich alle sehnen, die eingeweiht sind. Musik …«
    »Du meinst, diese Notenlinien hier enthalten Musik dieser Leute? Wenn ich dich recht

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