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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Orchestergraben in seinem Festspielhaus in Bayreuth bauen. Auch dort mischen sich die Töne des Orchesters in einem abgedeckten Raum, bevor sie in den Zuschauerraum entlassen werden. Dort hat man dann das Gefühl, die Klänge kämen aus dem Nichts. Man kann sie nicht orten, verstehst du? Sie sind Raum, und sie entstehen aus dem Raum.«
    Sie gab Quint ein Zeichen, und er reichte ihr das kleine Aufnahmegerät.
    »Wir sollten keine Zeit verlieren. Fangen wir an. Dein Freund aus Wien könnte auftauchen, und er würde uns nur stören. Du kennst das ja sicher. Es gibt nichts Schlimmeres, als Störungen bei Musikaufnahmen. Man hat sich gerade so schön eingespielt, und dann gibt es ein Geräusch, und alles ist zunichte.« Sie nahm das Gerät und ihre Lampe, packte die mittlere Verstrebung der Wendeltreppe und ging hinauf. Die Treppe quietschte ein wenig, aber sie hielt. Mara fragte sich, wie es dort oben, wo Deborah ankam, aussehen mochte. Kurz darauf kam sie wieder herunter.
    »Ich dachte, du wolltest zuhören?«, fragte Mara.
    »Das Gerät ist aktiviert und läuft. Beste Aufnahmequalität. Du kannst beginnen. Quint und ich gehen in den anderen Raum zurück und behalten dich im Auge. Damit du keine Dummheiten machst. Aber was solltest du hier schon groß tun? Wenn du nicht willst, dass dieser Raum dein Grab wird, dann spiel! Spiel, als hinge dein Leben davon ab!«
    Tamara lag in ihrer Hand. Sie zupfte wieder nervös die Saiten an. Dabei sah sie Quint und Deborah davongehen. Und mit jedem Schritt, den sie sich von ihr entfernten, wurde es dunkler.
    Schwärze, Finsternis um sie her.
    Im Dunkeln auf der Schwarzen Violine spielen …
    Die dunkle Farbe der Geige verschmolz mit der Dunkelheit um sie her. Und kaum hatte die Finsternis das Licht verschluckt, setzte sie Tamara an und spielte. Die Geige war nicht verstimmt, die Saiten klangen perfekt und rein.
    Eigentlich ist das unmöglich, fuhr es Mara durch den Kopf. Nach der langen Zeit. Und in dieser Umgebung.
    Normalerweise reagierte ein Streichinstrument auf alles. Auf Erschütterungen, auf Veränderungen der Luftfeuchtigkeit, auf Kälte und Wärme.
    Als Mara die ersten Töne auf den leeren Saiten anstrich, erschrak sie fast – so rein und klar, so voluminös erhob Tamara ihre Stimme. Und Maras Hände, ganz warm und trocken, griffen auf der tiefsten, der G-Saite ein paar Noten, und dann durchwanderte Mara die Tonleiter bis hinauf zum allerhöchsten Ton kurz vor dem Ende des Griffbretts.
    Und zwei Dinge wurden ihr in diesem Moment mit absoluter Gewissheit klar.
    Sie war diejenige, die berechtigt war, dieses Instrument zu spielen.
    Und dieses Instrument, Tamara, die Schwarze Violine, war nach Hause gekommen.
    Mara stieg die Tonleiter wieder herunter, griff gebrochene Akkorde und Doppelgriffe, und erst nach der ausgelassenen Freude über das Wiederfinden, das Wiedersehen, das Wiederhören, nach dem Freudenfest, bei dem Mara das unbeschreibliche Gefühl überschwemmte, Tamara sei wirklich etwas Lebendiges, verfiel sie in eines ihrer eigenen Stücke.
    »Horizons of Harmony.«
    Sie rutschte einfach hinein. Sie dachte nicht darüber nach, sie wählte nicht. Alles geschah von selbst. Sie schwang sich in die Musik, und sie spielte wirklich um ihr Leben.
    Und Tamara erzählte. Von den Orphikern. Von Menschen in bunter Renaissancetracht, die in großen, hellen und mit goldbemaltem Stuck verzierten Räumen beisammensaßen, vor sich Zeichnungen von Orpheus mit der Lyra, und die davon träumten, diese Musik wieder zu klingendem Leben zu erwecken. Die sich schworen, nicht nachzulassen, bevor sie nicht die Geheimnisse der Musik ergründet hatten.
    Und Tamara erzählte von weitläufigen Barockgärten mit weißen Statuen, Wasserbassins und streng geschnittenen Hecken, wo unter blauem Himmel eine Hofgesellschaft Platz nahm. Die Damen und Herren in Perücken fächelten sich Luft zu und lächelten mit ihren geschminkten Gesichtern. Vor ihnen saß ein kleines Orchester. Die Musiker trugen Kniebundhosen und ebenfalls Perücken. Einer davon, in auffallend dunkler Kleidung, war Corelli, der jetzt die Violine ansetzte und nur wenige Noten spielte, die er wiederholte, sodass sie sich im Kreise drehten. Aber nach und nach entwuchsen diesen Noten Improvisationen. Wie ein Feuerkreisel, der sich immer schneller dreht und dabei die abenteuerlichsten Farbschattierungen annahm, waren diese Improvisationen, in die auch das Orchester einfiel.
    Und Tamara erzählte so anschaulich, dass Mara alles vor sich sah

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