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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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erst überwachen und dann entführen lassen. Auch gut. Es steckte also eine Sache dahinter, die mit dem Musikbusiness zu tun hatte. Auch das verstand Quint.
    Aber neu war, dass man solche Leute einsperrte, um sie zu irgendwas zu bewegen. Sollte man ihnen nicht ein Angebot machen, das sie gefügig werden ließ? Geld? Drogen? Oder irgendeinen Luxus?
    Jetzt begann Mara, eine Melodie zu spielen. Quint verstand nichts von klassischer Musik, hatte sie auch nie gerne gehört, aber das, was das Mädchen auf der Geige produzierte, gefiel ihm.
    Deborah wirkte nachdenklich und abwesend, als sei ihr Geist auf eine Reise gegangen. Sie schloss die Augen, als hätte sie ein Licht ausgeknipst, und bewegte langsam den Kopf hin und her.
    Wie konnten so ein paar Geigentöne so etwas bewirken? Da war ein gewisser eingängiger Rhythmus, aber nicht so deutlich wie bei der Musik, die Quint gewöhnlich hörte. Eher gesanglich. Die Melodie entfaltete sich in weiten Bögen, ging hoch und runter. Ein bisschen wie die Skizze einer hügeligen Landschaft. Das war jetzt eigentlich sogar ganz schön. Er war selbst überrascht, aber er konnte sich diese Landschaft sogar vorstellen. Sein inneres Auge blickte plötzlich auf Erinnerungen, die er lange vergessen zu haben glaubte.
    Es hatte etwas mit seiner Jugend zu tun. Er stand auf einem Baseballplatz in seinem kleinen Heimatort in Virginia und sah einem Spiel zu. Sein Vater war auch dabei. Sein Vater hatte immer versucht, ihn zum Baseball zu bewegen, aber Quint hatte keinen Spaß daran gefunden. Ihm lagen mehr die ruhigen Sportarten wie zum Beispiel Schießen – erst mit einem Kindergewehr, dann mit richtigen Waffen. Sein Vater hatte ihn unterstützt, es aber als unmännlich empfunden. Seltsam, wo er selbst auf die Jagd ging und dementsprechend Waffen besaß. Und wieso sollte der Schießsport unmännlich sein?
    Der wahre Sport eines Mannes muss ein Kampfsport sein, hatte sein Vater immer gesagt. Aber es hat nichts mit Sport zu tun, auf einer Scheibe möglichst genau ins Schwarze zu treffen. Dann könntest du auch Zähneputzen oder Rasenmähen als Sport bezeichnen. Der Kampf ist es, was zählt, nur der Kampf. Mann gegen Mann.
    Und nun, heraufbeschworen durch Maras Musik, kam die Szene wieder in sein Bewusstsein, als hätte sie dort die ganze Zeit geschlummert – und schlimmer noch, als hätte sie die ganze Zeit Macht über ihn gehabt. Als hätte sie im Verborgenen Weichen gestellt.
    Da war sie – die Landschaft der Ausläufer der Blue Ridge Mountains. Grüne Hügel, die sich in denselben Proportionen wie die immer weiter kreisende Melodie auf- und abschwangen. Und davor die Spieler auf dem Feld.
    Doch der visuelle Eindruck, der sich in aller Deutlichkeit vor Quints innerem Auge verwandelte, war nicht das Entscheidende. Das Entscheidende war das Gefühl, das hinter dieser Szene lag. Die Emotion, mit der die Szene aufgeladen war. Die Kraft, die ihn zum Handeln brachte. Die tiefe, innere Erkenntnis, die ihm zu dieser Kraft verhalf.
    Die Kraft, sich von seinem Vater loszusagen. Die Kraft, sich von seinem Einfluss zu trennen. Die Macht, ganz alleine loszugehen und seinem Leben den Sinn zu geben, den er ihm geben wollte. Es war der erste Moment der Freiheit in seinem Leben gewesen. Ein Glücksgefühl hatte ihn erfasst.
    Quint war zwölf Jahre alt, und als er da stand, seinen Vater neben sich und das Spielfeld vor sich, kam es ihm vor, als sei dies das erste Glücksgefühl seines Lebens. Nichts konnte damit konkurrieren. Keine Geschenke, keine Freuden auf dem Spielplatz. All das hatte keine Bedeutung im Vergleich zu dem, was ihn nun gepackt hatte.
    Quint verstand plötzlich, dass genau darin die Wurzel des Lebens lag, das er jetzt führte. Und in dem Moment, als er das begriffen hatte, wurde ihm klar, dass er auf eine schiefe Bahn geraten war. Das war nicht das Leben, das er sich vorgestellt hatte – damals, als er mit zwölf Jahren zum ersten Mal in die Zukunft sah. Und sie ihm wie in goldenes Licht getaucht vorkam – nur weil sein Vater daran keinen Anteil mehr hatte.
    Er dachte an das, was seit damals geschehen war. Die Highschool, das College, seine Bewerbung bei der CIA , die flüchtigen Bilder von Gefangenen, von dem, was man ihnen angetan hatte. Lang gestreckte nackte Körper mit zurückgelegtem Kopf, die Flut des Wassers, die man darauf niederprasseln ließ.
    Quint schüttelte das ab und gab sich einem schöneren Bild hin. Doch je mehr er sich darin einigelte, desto mehr wuchs der Schmerz

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